George, Elizabeth
diese Yolanda...
Aber es war Paolo di Fazio,
und als sein Blick auf die Handtasche unter Bellas Arm fiel, sah sie ihm an,
dass auch er genau wusste, worum es sich handelte.
Indem sie noch einmal zum
St.-Thomas-Krankenhaus gefahren war und dort fast die ganze Nacht auf
Neuigkeiten über Yukio Matsumotos Zustand gewartet hatte, war es Isabelle
gelungen, der Konfrontation mit AC Hillier noch eine Weile aus dem Weg zu
gehen. Er hatte sie angewiesen, ihn aufzusuchen, sobald sie in den Yard
zurückkehrte. Doch sie hatte kurzerhand beschlossen, erst wieder dort
aufzukreuzen, wenn der Assistant Commissioner längst in den Feierabend
gegangen war. Auf diese Weise hatte sie genug Zeit, um in Gedanken alles noch
einmal durchzugehen, sodass sie es in klare Worte fassen konnte.
Der Plan hatte funktioniert.
Und er hatte ihr den Vorteil eingebracht, die Erste zu sein, die etwas über
den Zustand des Geigers erfuhr - was allerdings reichlich wenig war: Der
Patient lag im Koma. Er war noch immer nicht außer Lebensgefahr, aber das Koma
war künstlich eingeleitet worden, um dem Gehirn Zeit zu geben, sich zu erholen.
Hätte sie in dieser Situation das Sagen gehabt, dann wäre Yukio Matsumoto
sofort geweckt und einem gründlichen Verhör unterzogen worden. Wie die Dinge
jedoch lagen, konnte sie nicht mehr tun, als einen Polizisten vor der
Intensivstation zu postieren für den Fall, dass der Mann plötzlich von allein
aufwachte, feststellte, dass er bis zum Hals in der Tinte steckte, und das
Weite suchte. Obwohl die Vorstellung lachhaft war. Matsumoto war nicht in der
Lage, sich aus dem Staub zu machen, wohin auch immer. Aber es gab schließlich
Dienstvorschriften, und an die hielt sie sich.
Und ihrer Meinung nach hatte
sie das von Anfang an getan. Yukio Matsumoto wurde des Mordes verdächtigt. Sein
eigener Bruder hatte ihn auf einem in der Zeitung veröffentlichten Phantombild erkannt. Es war
nicht ihre Schuld, dass der Mann in Panik geraten war und vor der Polizei die
Flucht ergriffen hatte. Außerdem war er im Besitz der Tatwaffe, und wenn seine
Kleidung und seine Schuhe zusammen mit der Waffe im Labor untersucht wurden,
würde man irgendwelche Blutspuren daran finden - egal wie winzig sie waren und
egal wie gründlich er alles zu säubern versucht hatte -, und das Blut würde von
Jemima Hastings stammen.
Das einzige Problem war, dass
diese Informationen nicht an die Presse gegeben werden durften. Sie durften
erst beim Prozess freigegeben werden. Und das war tatsächlich ein Problem, denn
kaum war bekannt geworden, dass ein in London lebender Ausländer auf der
Flucht vor der Polizei von einem Auto angefahren worden war, hatte sich die
Presse wie ein Rudel Wölfe auf die Fährte einer Story gestürzt, die eindeutig
nach polizeilicher Inkompetenz roch. Jetzt verlangten sie den Kopf des Verantwortlichen,
und die Metropolitan Police musste sich für den Augenblick wappnen, da die
Wolfsmeute sich zum Angriff zusammenrottete.
Was natürlich einer von zwei
Gründen war, warum Hillier sie sprechen wollte: festzulegen, welche Position
die Met einnehmen sollte. Der andere Grund war festzustellen, ob sie einen
Bock geschossen hatte, und wenn ja, ob es ein kapitaler gewesen war. Sollte er
zu dem Schluss kommen, dass sie die Verantwortung für den Schlamassel trug,
war sie erledigt, und ihre Festanstellung konnte sie in den Wind schreiben.
Die Tageszeitungen hatten sich
am Morgen noch abwartend verhalten und nur die Fakten wiedergegeben. Die
Boulevardpresse dagegen tat, was sie immer tat. Isabelle hatte sich beim
Frühstück die Nachrichten auf BBC1 angesehen, und wie üblich hatten die Moderatoren die
Tageszeitungen und Boulevardzeitungen zum Ergötzen der Zuschauer in die Kamera
gehalten und die Leitartikel kommentiert. Und so hatte sie schon vor ihrer
Ankunft im Yard gewusst, dass dem »Bullenhatz-Desaster« tonnenweise
Druckerschwärze gewidmet worden war. Das gab ihr Zeit, sich vorzubereiten. Egal
was sie Hillier berichtete, es musste Hand und Fuß haben, da gab es gar kein
Vertun. Denn sobald die Zeitungen das Opfer mit seinem berühmten Bruder in
Verbindung brachten, was bestimmt nicht lange dauern würde, wenn man Zaynab
Bournes Drohungen ernst nahm, würde die Geschichte noch mehr Wirbel machen. Sie
würde garantiert noch tagelang Schlagzeilen abgeben. Es hätte schlimmer
kommen können, auch wenn Isabelle sich nicht vorstellen konnte, wie.
Bevor sie losfuhr, gönnte sie
sich einen Irish Coffee. Den hatte sie sich nach einer
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