George, Elizabeth
sagen,
doch Deacon hob abwehrend eine Hand.
Die Met bereite sich ebenfalls
auf eine Pressekonferenz vor - er sprach von einem Präventivschlag -, und die
werde in exakt neunzig Minuten stattfinden.
Plötzlich bekam Isabelle einen
trockenen Hals. »Ich nehme an, Sie wollen, dass ich daran teilnehme?«
Deacon verneinte.
»Keineswegs«, drückte er sich aus. Er selbst werde die Informationen bekannt
geben, die er soeben von Superintendent Ardery bekommen habe. Sollte man sie
brauchen, schloss er, werde er es ihr rechtzeitig mitteilen.
Damit war sie entlassen.
Nachdem sie sich verabschiedet hatte, sah sie, wie die beiden Männer
augenblicklich die Köpfe zusammensteckten. Sicherlich tauschten sie sich über
ihre Person aus. Es war ein nervtötender Anblick.
»Was machen Sie denn hier?«,
fragte Bella McHaggis. Sie mochte keine Überraschungen, und diese irritierte
sie ganz besonders. Sollte Paolo di Fazio nicht bei der Arbeit sein?
Um diese Tageszeit rechnete
sie nicht damit, dass er plötzlich durch ihr Gartentörchen spazierte. Dass
Paolo überdies ausgerechnet in dem Augenblick in Putney auftauchte, da Bella
Jemimas Handtasche entdeckt hatte, ließ sie erschaudern.
Paolo antwortete nicht auf
ihre Frage. Er betrachtete - wie gebannt, dachte Bella - die Handtasche.
»Das ist Jemimas...«, sagte
er.
»Interessant, dass Sie das
wissen«, entgegnete sie. »Ich musste sie erst öffnen.« Und dann wiederholte sie
ihre Frage. »Was machen Sie hier?«
»Ich wohne hier.«
Das fand sie überhaupt nicht
lustig. Dann fragte er sie, als hätte sie ihm das nicht längst erklärt: »Haben
Sie sie aufgemacht?«
»Das sagte ich doch gerade.«
»Und?«
»Und was?«
»Ist... War irgendetwas drin?«
»Was ist das denn für eine
Frage? Und warum sind Sie nicht an Ihrem Arbeitsplatz, wie es sich gehört?«
»Wo haben Sie die Tasche
gefunden? Was haben Sie damit vor?«
Das war zu viel. Sie sagte:
»Ich habe nicht die Absicht...«
»Wer weiß sonst noch von der
Tasche?«, fiel er ihr ins Wort. »Haben Sie schon bei der Polizei angerufen?
Warum halten Sie sie so komisch?«
»Was? Wie soll ich sie denn
halten?«
Er kramte in seiner
Jackentasche und brachte ein Taschentuch zum Vorschein. »Hier. Geben Sie sie
mir.«
Das ließ bei Bella sämtliche Alarmglocken
schrillen. Plötzlich standen ihr wieder alle Einzelheiten vor Augen, allen
voran der Schwangerschaftstest. Aber die anderen waren nicht weniger
verdächtig: Paolo di Fazios zahlreiche Verlobungen, der Streit zwischen ihm und
Jemima, den Bella mitbekommen hatte, die Tatsache, dass Paolo Jemima in ihr
Haus gebracht hatte... Und wahrscheinlich würden sich noch mehr Indizien
finden, wenn sie einen kühlen Kopf bewahrte und sich nicht von seinen Augen
verwirren ließ. Einen so durchdringenden Blick hatte sie bei Paolo di Fazio
noch nie gesehen.
»Sie haben die Tasche in die Tonne
gesteckt, stimmt's?«, fragte sie. »Zu den Sachen für Oxfam. Mit all Ihren
Fragen versuchen Sie jetzt, den Unschuldigen zu mimen, aber mich können Sie
nicht zum Narren halten, Paolo.«
»Ich?«, sagte er. »Sie sind ja
vollkommen verrückt geworden! Warum sollte ich Jemimas Handtasche in die
Oxfamtonne werfen?«
»Das wissen Sie ganz genau. Es
ist der perfekte Ort, um eine Handtasche verschwinden zu lassen. Hier in meinem
Vorgarten.« Sie konnte sich tatsächlich vorstellen, wie der Plan hätte
funktionieren können. Niemand würde so weit entfernt von dem Ort, an dem Jemima
ermordet worden war, nach ihrer Handtasche suchen. Und falls jemand sie per
Zufall fand - wie es sich ja jetzt ergeben hatte -, würde sich leicht eine
Erklärung dafür finden lassen: Jemima hatte sie selbst weggeworfen, ganz egal
ob sie ihre Papiere und Wertsachen enthielt. Aber wenn niemand die Tasche fand,
bis die Sachen zu Oxfam gebracht wurden, umso besser. Die Tonne würde erst
Monate nach ihrem Tod geleert werden. Der Inhalt würde zu Oxfam wandern, und
die Tasche würde an irgendeinem Ort geöffnet werden, wo irgendjemand die Sachen
sortierte, bevor sie auf die Läden verteilt wurden. Bis dahin würde niemand
mehr wissen, wo die Tasche hergekommen war, oder sich überhaupt noch an den
Mord in Stoke Newington erinnern. Niemand würde die Handtasche mit dem Mord in
Verbindung bringen. Das hatte er ja wirklich sehr raffiniert eingefädelt.
»Sie glauben, ich hätte Jemima
etwas angetan?«, fragte Paolo. »Sie glauben, ich hätte sie umgebracht?« Er fuhr
sich mit der Hand über den Kopf, offenbar um ihr
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