George, Elizabeth
geflüchtet war, mit dem Fahndungsporträt, das aufgrund
dieser Zeugenaussage angefertigt worden war, und mit der Tatsache, dass die
Spuren an der Kleidung und an den Schuhen des Geigers sich wahrscheinlich als
Blutspuren des Opfers erweisen würden, machte es schwer, Isabelle Arderys
Schlussfolgerung zu widersprechen, dass sie ihren Täter gefunden hatten.
Aber Lynley hatte es gern,
wenn es für alles eine plausible Erklärung gab. Daher wandte er sich erneut dem
Stein zu, den Jemima in der Tasche gehabt hatte. Er nahm nicht an, dass er sehr
wertvoll und der Grund für den Mord gewesen war. Doch der Stein stellte ein
Detail dar, das noch geklärt werden musste.
Er betrachtete gerade
eingehend das Foto, als er einen Anruf von Barbara Havers erhielt. Sie habe
Anweisung, nach London zurückzukehren, erklärte sie ihm, wolle jedoch, bevor
sie sich auf den Weg machte, von Lynley wissen, ob er noch etwas über Chief
Superintendent Zachary Whiting herausgefunden hatte - oder über Ringo Heath,
denn womöglich gebe es zwischen diesen beiden eine Verbindung, die man
überprüfen sollte.
Er habe reichlich wenig
herausgefunden, sagte Lynley. Whitings Ausbildung zum Polizisten war ganz
normal verlaufen: Er hatte die vorgeschriebenen Ausbildungswochen im Centrex
Center absolviert, er hatte zusätzliche Ausbildungseinheiten in verschiedenen
Abteilungen durchlaufen, und er hatte eine bewundernswerte Anzahl von
Zusatzkursen in Bramshill belegt.
Er konnte auf stolze
dreiundzwanzig Dienstjahre zurückblicken, die er alle in Hampshire abgeleistet
hatte. Sollte er in irgendetwas Ungesetzliches verstrickt sein, so hatte
Lynley nichts darüber ermitteln können. »Er kann manchmal ein ziemlicher
Kotzbrocken sein«, war der negativste Kommentar, zu dem jemand sich hatte
hinreißen lassen. Und: »Manchmal ist er ein bisschen allzu eifrig im Dienst«,
was sich auf verschiedene Weise interpretieren ließ.
Über Ringo Heath gab es gar
nichts, vor allem keine Verbindung zwischen ihm und Chief Superintendent
Whiting. Was also die Verbindung zwischen Whiting und Gordon Jossie betraf, so
würde die sich aus der Personenüberprüfung von Jossie ergeben müssen, denn bei
Whiting war diesbezüglich nichts herauszufinden.
»Alles für die vermaledeite
Katz«, lautete Havers' Kommentar zu den Informationen. »Dann ist ihr Befehl
zurückzukommen also sinnvoll.«
»Sie sind doch auf dem Weg
hierher, oder?«, fragte Lynley.
»Was glauben Sie wohl? Winston
sitzt am Steuer.«
Was heißen sollte, dass Nkata,
der im Gegensatz zu Havers dafür bekannt war, dass er Befehle befolgte, die
beiden nach London fuhr. Hätte Barbara ihren Willen bekommen, hätte sie
wahrscheinlich noch so lange in Hampshire herumgetrödelt, bis sie mit dem
zufrieden war, was sie über jeden in Erfahrung gebracht hatte, der auch nur im
Entferntesten mit Jemima Hastings' Tod in Verbindung gebracht werden konnte.
Lynley beendete das Gespräch,
als Isabelle Ardery von ihrer Besprechung mit Hillier und Stephenson Deacon
zurückkehrte. Sie wirkte nicht wesentlich angestrengter als sonst, woraus er
schloss, dass die Besprechung halbwegs glimpflich verlaufen war. Dann nahm John
Stewart einen Anruf vom S07 entgegen. Die Analyse der beiden Haare, die man an
der Leiche gefunden hatte, liege vor, teilte er ihnen mit.
»Na, Gott sei Dank«, rief
Ardery aus. »Und? Wie lautet das Ergebnis?«
»Asiatisch«, sagte Stewart.
»Halleluja!«
Jetzt hätten sie eigentlich
die weiteren Ermittlungen einstellen können, und Lynley sah, dass Ardery drauf
und dran war, genau das zu tun. Doch im nächsten Augenblick kam Dorothea
Harriman ins Zimmer, und was sie sagte, stellte alles wieder auf den Kopf.
Unten am Empfang stehe eine
Bella McHaggis, sagte Harriman, die Barbara Havers zu sprechen wünsche.
»Man hat ihr gesagt, dass
Detective Sergeant Havers sich zurzeit in Hampshire aufhält. Jetzt will sie
eben denjenigen sprechen, der die Ermittlungen leitet«, sagte Harriman. »Sie
behauptet, sie hätte Beweise, und die will sie nicht irgendjemandem
aushändigen.«
Bella hatte Paolo di Fazio
nicht länger in Verdacht. Das war in dem Moment vorbei gewesen, als sie ihren
Denkfehler erkannt hatte. Sie bedauerte es nicht, die Polizei auf seine Fährte
gesetzt zu haben. Schließlich hatte sie genug Krimis im Fernsehen gesehen und
wusste, dass man, um den Schuldigen zu finden, jeden Verdächtigen überprüfen
musste, und verdächtig war er gewesen, ob es einem gefiel oder nicht. Und sie
selbst war
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