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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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es wahrscheinlich ebenfalls. Er würde darüber wegkommen, dass sie
ihn beargwöhnt hatte, und wenn nicht, dann würde er sich eben ein anderes
Zimmer suchen müssen, aber das spielte ohnehin alles keine Rolle mehr, denn die
Handtasche musste der Polizei übergeben werden, Punkt, aus.
    Da sie keine Lust hatte, zu
Hause sitzen zu bleiben und darauf zu warten, dass sie sich diesmal zu ihr hin
bequemten, hatte sie erst gar nicht versucht anzurufen. Stattdessen hatte sie
Jemimas Handtasche in den Leinenbeutel gesteckt, den sie normalerweise zum
Einkaufen benutzte, und war schnurstracks damit zu New Scotland Yard gefahren,
denn dort arbeitete diese Havers.
    Als sie erfahren hatte, dass
Sergeant Havers nicht da war, hatte sie verlangt, jemand anderen zu sprechen. Den
Chef, den Vorgesetzten, den Ermittlungsleiter, hatte sie zu dem Uniformierten
am Empfang gesagt. Und sie würde nicht wieder gehen, bis sie mit der
betreffenden Person gesprochen habe. Und zwar persönlich. Nicht am Telefon. Sie
nahm neben dem Mahnmal für die im Dienst gestorbenen Polizisten Platz,
entschlossen, sich nicht von der Stelle zu rühren.
    Und natürlich ließ man sie
verdammte fünfundvierzig Minuten warten, bis die zuständige Person endlich auftauchte.
Und als es so weit war, hatte sie nicht den Eindruck, dass sie tatsächlich die
zuständige Person vor sich hatte.
    Ein großer, attraktiver Mann
kam auf sie zu. Er hatte dichtes, sorgfältig frisiertes blondes Haar, und als
er sie ansprach, klang er nicht im Entferntesten so barsch wie die Polizisten
im Fernsehen. Inspector Lynley, stellte er sich ihr in einem vornehmen Tonfall
vor, der ihn sofort als Absolventen eines Eliteinternats auswies. Ob sie
gekommen sei, um sachdienliche Hinweise zu den Ermittlungen zu geben.
    »Leiten Sie die
Ermittlungen?«, fragte sie zurück, und als er einräumte, dass dies nicht der
Fall sei, verlangte sie nach der entsprechenden Person. Auf etwas anderes
werde sie sich gar nicht erst einlassen. Sie fühle sich von Jemima Hastings'
Mörder bedroht und brauche daher Polizeischutz, und er habe sicherlich nicht
die Befugnis, diesen anzuordnen. »Ich weiß, wer es getan hat«, erklärte sie
und drückte sich den Leinenbeutel an die Brust. »Und den Beweis habe ich gleich
mitgebracht.«
    »Ah«, sagte er höflich. »Was
haben Sie denn da?«
    »Ich bin doch nicht verrückt«,
fauchte sie. Sie ahnte, was er dachte. »Und jetzt holen Sie endlich denjenigen
her, der für die Sache zuständig ist, guter Mann!«
    Er entfernte sich ein paar
Schritte, um zu telefonieren. Während er sprach, beobachtete er sie vom
anderen Ende der Eingangshalle aus. Aber offenbar hatten seine Worte ihren
Zweck erfüllt, denn drei Minuten später trat eine Frau aus dem Aufzug und kam
durch die Drehtür, die das gemeine Volk von den mysteriösen Vorgängen innerhalb
des Yard fernhielt. Dies, erklärte Inspector Lynley, sei Detective
Superintendent Ardery.
    »Sind Sie die Ermittlungsleiterin?«,
fragte Bella.
    »Ja, die bin ich«, antwortete
Ardery, und ihr Gesichtsausdruck fügte hinzu: Wehe, Sie haben mir nichts
Entscheidendes zu berichten.
    Na, dachte Bella, das werden
wir ja sehen.
     
    Die Handtasche war
hoffnungslos unbrauchbar für die Spurensicherung. Isabelle hätte die Frau am
liebsten gepackt und geschüttelt. Dass sie es nicht tat, war, so fand sie, ein
Beweis für ihre Selbstbeherrschung.
    »Die gehörte Jemima«,
verkündete Bella McHaggis, als sie die Tasche triumphierend aus ihrem
Leinenbeutel zog, den zahllosen Fingerabdrücken noch weitere hinzufügte und so
alle wesentlichen, vor allem die des Mörders, verwischte. »Sie lag in der
Oxfamtonne.«
    »Ist das eine Handtasche, die
Jemima weggeworfen hatte, oder eine, die sie täglich benutzte?«, fragte Lynley
berechtigterweise.
    »Es ist ihre normale
Handtasche. Und sie hat sie nicht weggeworfen, weil noch alle ihre Sachen drin
sind.«
    »Sie haben die Tasche
durchwühlt?« Isabelle biss in Erwartung der unvermeidlichen Antwort die Zähne
zusammen. Natürlich hatte Bella den Inhalt genauestens überprüft und auf sämtlichen
Gegenständen ihre Spuren hinterlassen. »Woher sollte ich denn sonst wissen,
dass sie Jemima gehört?«, ergänzte sie.
    »Ja, das frage ich mich auch«,
entgegnete Isabelle trocken.
    Bella McHaggis sah sie mit
zusammengekniffenen Augen an, als wollte sie sich ein Urteil über sie bilden.
Dann schien sie zu dem Schluss zu gelangen, dass Isabelle sie nicht hatte
beleidigen wollen, und noch ehe man sie daran

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