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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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hindern konnte, öffnete sie die
Handtasche erneut. »Sehen Sie sich das an«, sagte sie und schüttete den Inhalt
auf den Stuhl, auf dem sie vorhin gesessen hatte.
    »Nicht! Das muss alles
gründlich...«, riefen Isabelle und Lynley wie aus einem Mund, als Bella ein
Handy aufhob, damit herumwedelte und rief: »Das gehörte ihr! Und das hier ist
ihr Portemonnaie«, und einen Gegenstand nach dem anderen hochhielt. Ihnen blieb
nichts anderes übrig, als ihre Hände zu packen in der Hoffnung, dass sie
entgegen aller Wahrscheinlichkeit irgendetwas noch nicht angefasst hatte.
    »Ja, ja, danke«, sagte
Isabelle. Mit einer Kopfbewegung gab sie Lynley zu verstehen, er möge die
Sachen wieder in der Handtasche und diese in dem Leinenbeutel verstauen. Dann
bat Isabelle die Frau, ihr genau zu schildern, wie es dazu gekommen war, dass
sie die Handtasche entdeckt hatte. Was Bella McHaggis mit großem Vergnügen
tat.
    Sie hielt ihnen einen ausführlichen
Vortrag über die Vorzüge der Abfallwiederverwertung und die Rettung des
Planeten, woraus Isabelle schloss, dass die Mülltonne, in der die Handtasche
gelegen hatte, nicht nur in Mrs. McHaggis' Vorgarten stand, sondern auch von
jedem benutzt werden konnte, der zufällig daran vorbeiging. Auf Letzteres
legte Bella offenbar großen Wert, denn sie beendete ihre Ausführungen mit:
»Und jetzt kommen wir zum springenden Punkt.«
    »Und der wäre?«, fragte
Isabelle.
    »Yolanda.«
    Mrs. McHaggis berichtete, die
Hellseherin habe sich zum wiederholten Mal in ihrem Vorgarten herumgetrieben,
und zwar kurz bevor Bella die Handtasche entdeckt hatte. Sie habe »mit irgendwelchen
Geistern kommuniziert«, schnaubte sie verächtlich, und unverständliches Zeug
gemurmelt, gestöhnt, gebetet und mit einem brennenden Ding herumgefuhrwerkt,
das eine Art Zauberei »oder so einen ähnlichen Schwachsinn« habe bewirken
sollen. Bella habe ein paar deutliche Worte gesprochen, woraufhin die
Hellseherin abgezogen sei. Einen Augenblick später habe Bella die Oxfamtonne
überprüft und die Handtasche entdeckt.
    »Aus welchem Grund haben Sie
die Tonne überprüft?«, wollte Lynley wissen.
    »Weil ich sehen wollte, wie
bald sie geleert werden muss, ist doch klar«, lautete ihre vernichtende
Antwort. Die anderen Recyclingbehälter füllten sich in der Regel schneller als
die Oxfamtonne und müssten im Gegensatz zu dieser zwei Mal pro Monat abgeholt
werden.
    »Das konnte sie natürlich
unmöglich wissen«, verkündete Bella.
    »Wir werden die Tonne
gründlich untersuchen«, sagte Isabelle. »Sie haben doch mit dem Inhalt nichts
angestellt, oder?«
    Das hatte sie nicht, wofür
Isabelle dem Himmel dankte. Sie erklärte Mrs. McHaggis, dass jemand die Tonne
bei ihr abholen werde und dass sie sie bis dahin nicht noch einmal öffnen, ja
nicht einmal berühren dürfe.
    »Das ist wichtig, nicht wahr?«
Bella wirkte äußerst zufrieden mit sich. »Wusste ich's doch.«
    Es bestand kein Zweifel daran,
dass der Handtaschenfund bedeutungsvoll war, allerdings war Isabelle sich
uneins mit Lynley, worin genau die Bedeutung bestand. Im Aufzug auf dem Weg
zurück zum Besprechungsraum sagte sie zu ihm: »Er muss gewusst haben, wo sie
wohnte.«
    »Wer?«, fragte Lynley, und
sein Ton sagte ihr, dass er gedanklich auf einer ganz anderen Fährte war.
    »Matsumoto. Da war es einfach,
die Handtasche in dieser Tonne verschwinden zu lassen.«
    »Und die Mordwaffe hat er
behalten?«, fragte Lynley. »Was soll er sich denn dabei gedacht haben?«
    »Der Mann ist komplett
durchgeknallt. Der denkt nicht. Er hat sich überhaupt nichts gedacht. Und wenn
doch, dann hat er darüber nachgedacht, was die Engel von ihm wollten. Wirf das
weg, behalt das, lauf weg, versteck dich, folge ihr, was auch immer.«
    Sie sah ihn durchdringend an.
Sein Blick war auf den Boden geheftet, seine Stirn gerunzelt, die
Zeigefingerknöchel an die Lippen gedrückt, eine Haltung, die suggerierte, dass
er über ihre Worte und über alles andere nachdachte. »Nun?«
    »Paolo di Fazio wohnt in
diesem Haus. Frazer Chaplin wohnt ebenfalls dort. Und dann ist da noch diese
Yolanda.«
    »Sie wollen doch nicht im
Ernst andeuten, dass Sie glauben, Jemima Hastings sei von einer Frau ermordet worden? Mit einem
Haken, mit dem sie ihr die Halsschlagader aufgeschlitzt hat? Himmel, Thomas,
nichts an der Vorgehensweise weist auf einen weiblichen Täter hin, und das
wissen Sie ganz genau.«
    »Ich gebe zu, dass es
unwahrscheinlich ist«, sagte Lynley. »Aber ich möchte die Möglichkeit

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