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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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gefährlich attraktiv und zweifle
keinen Moment daran, daß sich viele Frauen in ihn verliebt haben.»
    «Hat Ihnen
Mrs. Mickleby das gesagt? Woher weiß sie das?»
    «Von
jemandem, der es genau wissen muß, ihrer Cousine in London. Es täte mir leid,
wenn ich bloßem Geschwätz zuviel Glauben schenkte, aber zu einem Teil wurde es
auch von Lindeth bestätigt – Sie können sicher sein, nicht in der Absicht,
seinen Cousin zu verleumden. Er spricht oft von Sir Waldo und immer mit
Bewunderung – ich möchte sagen, mit Stolz. Und man muß immer bedenken, liebe
Miss Trent, daß er einem Gesellschaftskreis angehört, der zu den elegantesten
zählt. Tatsächlich ist er dort der Tonangebende und ein Weltmann ersten Ranges.
Sie wissen wahrscheinlich besser als ich, daß die Ansichten und oft auch die
Sitten dieser Leute, die allgemein die High Society genannt werden, nicht von
den gleichen Grundsätzen getragen sind wie in den bescheideneren Kreisen.»
    «Sie wollen
mich also darauf aufmerksam machen, Ma'am, daß Sir Waldo ein Wüstling ist?»
fragte Ancilla ohne Umschweife.
    «O du meine
Güte – nein!» rief Mrs. Chartley aus. «Sie dürfen nicht glauben, meine Liebe –
ich hoffe, daß Sie nicht erzählen, ich hätte so etwas gesagt! Zweifellos hat er
seine – nun, wie soll man es nennen – Abenteuer. Aber ich flehe Sie an, glauben
Sie nicht, daß ich ihn verdächtige, daß ...»
    «Daß er mir une Garte blanche anbietet? Ich glaube, das ist der Ausdruck, nicht
wahr? Ich verspreche Ihnen, daß ich sie nicht annehmen werde.»
    Das warf
Mrs. Chartley noch mehr aus dem Gleichgewicht, und sie sagte: «Nein, nein, ich
verdächtige ihn nicht, daß er es im geringsten schlecht mit Ihnen meint. Ich
fürchte nur, daß er sie unabsichtlich kränkt, weil er sich nicht vorstellen
kann, daß Ihre Liebe tiefer sitzen könnte, als er es beabsichtigt. Bedenken Sie
doch, er ist es gewöhnt, Verbindungen mit eleganten Damen anzubahnen, die die
Regeln des Flirts besser verstehen als Sie – glücklicherweise. Höchstwahrscheinlich
hat er die irrige Idee, daß Sie so weltgewandt sind wie seine Londoner Flirts.
Sie sind für Ihr Alter gesetzt. Ich bin überzeugt, er würde nicht mit der
Zuneigung eines Mädchens spielen, von dem er weiß, daß es unerfahren ist.»
    «Aber Sie
haben keine große Achtung vor ihm, nicht wahr, Ma'am?» fragte Ancilla mit
gequältem Lachen.
    «Oh, da
irren Sie sich sehr! In mancher Beziehung habe ich die höchste Hochachtung vor
ihm», sagte Mrs. Chartley schnell. «Ich habe allen Grund ...» Sie hielt inne,
wurde rot und fügte hinzu: «Ich möchte Ihnen, meine Liebe, nur das eine sagen,
daß Sie auf der Hut sein sollen. Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf seinen
Edelmut, sondern bedenken Sie, daß er ein Mann von fünfunddreißig oder
sechsunddreißig ist, schön, reich, verwöhnt – und noch immer Junggeselle.»
    Miss Trent
begann ihren Handschuh anzuziehen.
    «Ich werde
daran denken», sagte sie sehr leise. «Ich bin Ihnen auch sehr dankbar für Ihre
Freundlichkeit, mich zu warnen. Aber ich bitte Sie, Ma'am, mir zu glauben, daß
es nicht nötig war. Sie haben mir nichts gesagt, das ich mir nicht schon selbst
gesagt habe.» Sie erhob sich. «Ich muß jetzt gehen. Ich wollte, ich hätte Ihnen
die Versicherung geben können, die Sie wollen. Ich kann es leider nicht. Aber
ich glaube nicht, daß Sir
Waldo im Weg stehen würde, wenn er sieht, daß es sich um Lindeth' Glück
handelt.»
    «Danke. Ich
hoffe, Sie haben recht. Fahren Sie im Gig? Ich gehe mit Ihnen zu den Ställen.
Übrigens, was wurde aus Mr. Calvers Harrogate-Plan? Ich kann mir Ihr Unbehagen
vorstellen! Wir haben von Lindeth davon gehört, und aus dem, was er nicht gesagt hat, schließe ich, daß
Tiffany traurig und enttäuscht über die Ablehnung ihrer Tante war.»
    Ancilla
lachte. «Nicht traurig, Ma'am, sondern wütend! Lord Lindeth hatte recht, das
Weite zu suchen, ehe der Sturm losbrach. Ich glaube, wir werden nichts mehr von
dem Plan hören.»
    «Sie können
darüber froh sein! Ein vorschneller Vorschlag! Ich glaube, Sie werden froh
sein, wenn der junge Mann wieder verschwindet!»
    «Nun, ich
gestehe, es fällt mir schwer, mich für ihn zu erwärmen; aber ich muß ihm
Gerechtigkeit widerfahren lassen und sagen, daß er den Plan sofort fallenließ,
als er merkte, daß er Mrs. Underhill mißfiel. Ich muß auch sagen, daß ich mehr
für ihn übrighabe, seit er mir gestand, daß er den Vorschlag ohne zu überlegen
machte, nur um Tiffany

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