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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Schwierigkeiten.
    Tiffany war
schon fast von der Stunde ihrer Geburt an begünstigt, im Besitz ihrer Schönheit
und einer beachtlichen Unabhängigkeit. Das ermutigte sie, sich von Anfang an
als einen begehrten Preis für eine Ehe zu sehen und auf jedes ledigen Mannes
Huldigung Anspruch zu erheben. Auf dem Ball in Staples beobachtete Sir Waldo,
wie sie Humphrey Colebatch umschmeichelte. Er zweifelte nicht, daß sie das nur
tat, weil der schülerhafte, wenig einnehmende Junge offenbar blind für ihre
Reize war. Sir Waldo war sich auch dessen bewußt, daß sie es als einen großen
Triumph ansehen würde, ihn selbst zu fangen, obwohl er doch in ihren Augen
unter den Graubärten rangierte, die dem Alter der Galanterie entwachsen sind.
Er hatte die Berechnung und den leisen Zweifel in dem schnellen Blick
aufgefangen, den sie ihm bei der ersten Begegnung zugeworfen hatte. Sie wollte
zweifellos ihr Netz nach ihm auswerfen, und er hätte ihre tastenden Versuche
mit Leichtigkeit im Keime ersticken können. Er würde es auch getan haben, hätte
er nicht das Leuchten in Julians Augen gesehen, die auf ihrer hinreißenden
Erscheinung ruhten, und gewußt, daß dieser arglose junge Mann völlig geblendet
war.
    Sir Waldo
war von Tiffanys Schönheit nicht geblendet, und er sah auch keinen Sinn darin,
Julian auf die Fehler dieser reizenden Person, die ihm zwar klar, Julian aber
verborgen waren, hinzuweisen. Unter seiner Führung hatte Julian Feinfühligkeit
und eine vornehme Gesinnung entwickelt, Tugenden, die – wie Sir Waldo
urteilte – Tiffany fremd waren. Und nichts könnte die Glut besser abkühlen als
die Entdeckung, daß Tiffany an ihrer Stelle Eitelkeit und eine tiefe Mißachtung
für das Wohlergehen eines Menschen – sich selbst ausgenommen – besaß. Julian
könnte zwar die Warnungen seines verehrten Mentors, seines unvergleichlichen
Cousins, mißachten und unwillig zurückweisen, aber seinen eigenen Augen würde
er nicht mißtrauen.
    Statt also
die Anmaßung der schönen Miss Wield zu dämpfen, gab er sich ihr bald heiß, bald
kalt, ermunterte sie den einen Tag im Glauben, daß sie sein Interesse erweckt
habe, und widmete sich den zweiten Tag einer anderen Dame. Er machte ihr
gelegentlich ein Kompliment, konnte aber auch einen derben Verweis erteilen.
Und wenn er so tat, als wollte er flirten, so geschah es in einer Art, daß sie
niemals sicher wußte, ob es nicht bloß eine Tändelei war, so wie sich ein Mann
mit einem Kind unterhält. So etwas war ihr noch nie begegnet, denn ihre
Bewunderer waren alle viel jüngere Männer, denen solche Feinheiten fehlten. Entweder
sie verzehrten sich in Liebe nach ihr oder sie schenkten ihr (wie Humphrey
Colebatch) überhaupt keine Beachtung. Aber der Unvergleichliche, abwechselnd
faszinierend und abweisend, war einfach nicht zu fassen. Und weit davon
entfernt zu schmachten, belustigte er sich über ihre Verehrer und sagte, daß
sie sich lächerlich machten.
    Tiffany
faßte dies als Beleidigung auf und nahm sich vor, ihn zu ihren Füßen zu sehen.
Er sah ihre zornigen Augen und lächelte. «Nein, nein, Sie werden sich die
Finger verbrennen, das wissen Sie!»
    «Ich weiß
nicht, was Sie meinen!»
    «Nun, Sie
beabsichtigen, mich lächerlich zu machen. Ich würde das nicht versuchen,
wenn ich Sie wäre. Ich laufe nie nach, nicht einmal recht hübschen Mädchen.»
    «Recht
hübsch?» Sie
schnappte nach Luft. «Ich?!»
    «Oh,
sicher», sagte er tiefernst. «Das finde ich wenigstens – allerdings habe ich
kein Vorurteil gegen Dunkelhaarige. Andere mögen anderer Meinung sein.»
    «Sie sind ...»
sie wurde rot vor Zorn. «Sie sagen – jeder sagt – ich bin schön!»
    Seine
Lippen zuckten leicht, aber er versuchte, Haltung zu bewahren. «Ja, natürlich!
Es ist bekannt, daß alle Erbinnen schön sind!»
    Sie starrte
ihn ungläubig an. «Aber – halten Sie mich nicht für schön?»
    «Gewiß!»
    «Nun, ich
weiß, daß ich es bin», sagte sie geradeheraus. «Ancilla meint, ich sollte es
nicht sagen, und ich wollte es auch nicht, damit ich etwas von meiner Schönheit
verliere, wenn ich es sage. Zumindest meint das
Ancilla – wenn ich mir auch nicht vorstellen kann, wie das vor sich geht.»
    «Nein,
tatsächlich, das ist ganz albern. Sie haben ganz recht, wenn Sie darauf
hinweisen.»
    Sie dachte
nach, verständnislos und mißtrauisch, und fragte schließlich: «Warum?»
    «Die
Menschen sind so blind», antwortete er in süßem Ton. Sie brach in eine
Tonleiter köstlichen Lachens aus.
    «Oh,

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