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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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vermutete) Mr. Calver, und nahm die Gelegenheit wahr, Mrs. Chartley
einen Besuch abzustatten. Ein Rezept zum Einlegen von Champignons brachte sie
in ihrem Retikül mit. Da Charlotte kränklich war und nicht mitgehen wollte,
fuhr sie allein in den Ort, gab ein Paket in der «Krone» ab, damit der Fuhrmann
es mitnähme, und lenkte das Gig in den Stallhof der Rektorei.
    Sie fand
Mrs. Chartley in ihrem Boudoir und wurde wie immer auf das herzlichste begrüßt.
Mrs. Chartley dankte für das Rezept und erkundigte sich nach Charlotte, und als
Ancilla sich wieder verabschieden wollte, bot sie ihr einen Stuhl an und bat
sie, doch noch ein wenig zu bleiben.
    «Ich freue
mich, Sie zu sehen, Miss Trent, denn ich hoffe, daß Sie mir vielleicht eine
Frage beantworten können, die mich schon seit einiger Zeit quält.» Sie
lächelte. «Es handelt sich um eine heikle Frage – aber ich weiß, ich kann mich
auf Ihre Diskretion verlassen.»
    «Gewiß
können Sie das, Ma'am.»
    Mrs.
Chartley zögerte. «Ja, gewiß – Miss Trent, ich befinde mich in einer
Verlegenheit. Ich nehme an, Sie haben bemerkt, daß – Lord Lindeth' Interesse
für Patience immer deutlicher wird?»
    «Ich habe
es nicht bemerkt. Ich war ständig mit Charlotte beisammen, wie Sie wissen.
Aber ich bin keineswegs überrascht. Er mochte sie immer gut leiden, und ich
habe oft gedacht, daß er und Miss Chartley wie füreinander geschaffen sind. Ich
hoffe, Sie sehen es nicht ungern. Ich halte viel von Lord Lindeth – soweit ich
ihn kenne –, und ich glaube, daß er Miss Chartleys würdig ist.»
    «Nein,
nein, ich sehe es nicht ungern – obwohl ich gestehe, daß ich anfangs einige
Zweifel hatte. Mir schien er leidenschaftlich in Miss Wield verliebt – was eine
Flatterhaftigkeit vermuten läßt, die mir nicht gefällt.»
    «Ich würde
eher sagen, daß er von ihr geblendet war, wie so viele. Er hätte sie vielleicht
geliebt, wenn ihr Wesen so einnehmend wäre wie ihr Gesicht, was – leider –
nicht der Fall ist. Sie glauben vielleicht, daß seine Gefühle etwas plötzlich
wechselten, aber ich fürchte, die Enttäuschung kam schon bald nach dem Beginn
ihrer Bekanntschaft. Es gab einige Gelegenheiten – aber davon sollte ich nicht
sprechen ...»
    «Sie können
unbesorgt offen sprechen. Wenn man nach Miss Wields Benehmen urteilt, kann man
Lord Lindeth' Enttäuschung nur zu gut verstehen. Aber schon so bald von Tiffany
zu Patience zu wechseln, beunruhigt mich. Der Rektor allerdings schenkt dem
weniger Bedeutung. Er hält es eher für natürlich, daß ein junger Mann, sobald
er ehereif geworden ist – wie er sich ausdrückt –, seine Zuneigung einer
anderen zuwendet, wenn er findet, daß sein eigenes Herz ihn getäuscht hat. Mir scheint das sonderbar, aber ich weiß, daß Männer sonderbar sind – selbst
die besten!»
    «Und Miss
Chartley, Ma'am?» sagte Ancilla lächelnd.
    «Ich
fürchte sehr, daß sie auf dem besten Wege ist, eine dauernde Zuneigung zu
fassen», antwortete Mrs. Chartley mit einem Seufzer. «Sie ist nicht flüchtig!
Und wenn er wieder erkennen sollte, daß sein Herz ihn getäuscht hat ...»
    «Verzeihen
Sie!» unterbrach Ancilla. «Ich entnehme Ihren Worten, daß Sie Lindeth für
wankelmütig halten. Nun, ich war oft in seiner Gesellschaft und hatte
Gelegenheit, seine Betörung zu beobachten. Wie ich schon sagte, sie hätte sich
zu einer Liebe vertiefen können, aber das war nicht der Fall. Und ich
versichere Ihnen, Ma'am, es wäre außergewöhnlich gewesen, wenn ein
begeisterungsfähiger junger Mann – der bis dahin noch kein festes Attachement
hatte – von Tiffanys Schönheit nicht überwältigt worden wäre. Gar nicht zu
sprechen von der Ermunterung, die er von ihr erfuhr.»
    Mrs.
Chartleys Gesicht hellte sich ein wenig auf. «Das sagt auch der Rektor. Ich
gestehe: Jetzt ist von einer Betörung keine Rede. Ich lasse sie nie allein –
das muß ich wohl nicht betonen –, aber selbst wenn ich meiner Tochter die
Freiheit, die Tiffany genießt, einräumen würde, bin ich sicher, daß Lord
Lindeth nicht mit ihr flirten würde! Tatsächlich bin ich von ihm
angenehm überrascht. Unter der Fröhlichkeit, die seine Manieren so anziehend
macht, liegen Festigkeit und Ernst. In wichtigen Dingen denkt er richtig, und
seine Wesensart ist besonders nett.»
    «Und trotz
alldem erscheint Ihnen die Verbindung nicht wünschenswert?»
    «Meine
Liebe, ich wäre eine sonderbare Mutter, wenn ich eine solche Verbindung für
meine Tochter nicht wünschte. Wenn er es

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