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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Chefredakteurin, um die deutliche Sprache der Statistik auszubalancieren. »Aber so ist es immer. Man kann nicht von allen geliebt  … «
    Ein Klopfen unterbrach sie. Es war einer der Langgedienten, einst geachtet und gefürchtet, der jetzt ein Dasein im Verborgenen fristete, nur noch über den Verfall der Zeitung klagte und daran erinnerte, wie viel besser alles zu seiner Glanzzeit gewesen war.
    »Störe ich?«, fragte er. »Es gibt da eine Sache, die ich gerne mit dir besprechen würde.«
    »Nicht jetzt«, erwiderte die Chefredakteurin spürbar verärgert.
    »Später?«, erwiderte der ehemalige Starreporter.
    Die Chefredakteurin zwang sich zu einem Lächeln. Der ausgediente Zeitungsmann auf dem absteigenden Ast setzte eine entschuldigende Miene auf und schloss die Türe hinter sich. Die Chefredakteurin nahm wieder einen natürlicheren Gesichtsausdruck an.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Du sagtest etwas von Reaktionen«, meinte Anders.
    Die Chefredakteurin schüttelte abwehrend den Kopf und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht, als wolle sie eine lästige Fliege vertreiben.
    »Alles nur Früher-war-alles-besser-Spinner«, meinte sie mit eindeutiger Anspielung auf den Reporter, der sie gerade unterbrochen hatte. »Nichts von Bedeutung.«
    Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf die Liste.
    »Ich möchte mehr von dir. Was sagst du, hast du irgendwelche Ideen?«
    Anders zuckte mit den Schultern.
    »Fernsehen gefällt mir«, meinte er.
    »Du hast zwei Abende pro Woche?«
    Anders nickte.
    »Ich glaube, drei wären zu viel. Das könnte zur Ermüdung deinerseits führen. So viel gibt es einfach nicht zu sehen. Was hältst du von der letzten Seite?«
    Anders bekam einen trockenen Mund.
    »Ich dachte an Sonntagen«, fügte die Chefredakteurin hinzu, und Anders hielt die Luft an.
    »Aber«, erwiderte er schließlich, »an Sonntagen schreibt doch  … «
    »Darum kümmere ich mich«, sagte die Chefredakteurin. »Das ist mein Job, für den ich so wahnsinnig gut bezahlt werde. Na, was meinst du?«
    Unter großer Willensanstrengung sammelte Anders sich so weit, dass er sich mit einer angedeuteten Verbeugung bedankte. Die Chefredakteurin erhob sich und hielt ihm die Hand hin.
    »Gut«, sagte sie. »Dann sind wir uns einig. Ab nächster Woche. Du gibst den Text spätestens Freitag ab.«
    »Danke.«
    »Ich habe zu danken«, erwiderte die Chefredakteurin. »Ich freue mich schon auf deine Beiträge. Und, du, was am wichtigsten ist  … «
    Anders beugte sich aufmerksam vor. Er war ganz Ohr.
    »Kein übertriebener Respekt. Trag dick auf, sei du selbst. Vergiss nicht, dass alles nur ein Spiel ist.«

16
    Karin Utrecht hatte die Nachricht vom Tode ihres Bruders so sehr erschüttert, dass Karlsson und Gerdin sie ins Krankenhaus fahren mussten und beschlossen, die Befragung aufzuschieben.
    Jetzt, knapp vierundzwanzig Stunden später, erwartete sie sie in ihrem Haus in Viken nördlich von Helsingborg.
    »Okay«, sagte Karlsson. »Noch einmal eine Zusammenfassung.«
    Gerdin blätterte in seinen Papieren.
    »Einbruch, Körperverletzung, Drogenbesitz, schwere Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt  … Regelmäßiger Gast im Knast, ein echter Musterknabe.«
    »Nichts Aufregenderes?«, fragte Karlsson.
    Gerdin überflog den Text. Karlsson sah seinen Kollegen prüfend von der Seite an.
    »Nur Bagatellen.«
    »Hast du mal die Augen überprüfen lassen?«, fragte Karlsson.
    Gerdin verstand nicht.
    »Du kneifst die Augen zusammen und folgst den Zeilen beim Lesen mit dem Kopf. Wie das Publikum beim Tennisturnier. Es ist einfacher, die Augen zu bewegen, aber du drehst den ganzen Kopf.«
    »Ach wirklich?«, sagte Gerdin.
    »Ständig. Lass mal deine Augen untersuchen. Mach einen Sehtest. Das kostet nicht die Welt.«
    Karlsson unterstrich seinen guten Rat mit einem Nicken.
    »Und? Namen?«, fuhr er fort. »Was hatte er für Freunde?«
    »Kleine Ganoven. Es heißt, dass er sich gerne unseren Kumpels in Hasslarp angeschlossen hätte.«
    »Der Elite der schwedischen Jugend?«
    »Ebenjene. Aber dafür reichte es offenbar nicht.«
    »Ist das theoretisch überhaupt möglich?«, fragte Karlsson und bog nach Viken ab.
    Karin Utrecht wohnte in einem Haus, in dem nichts auf einen Mann oder auf Kinder hindeutete. Ihre Augen waren gerötet und verquollen.
    »Ich habe Kaffee gekocht. Möchten Sie eine Tasse?«
    »Zu einer Tasse Java sage ich nicht nein«, meinte Karlsson.
    »Danke, gerne«, erwiderte Gerdin und gab seinem Kollegen einen

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