Geschichte des Westens
des Originaires de l’AEF (Afrique Équatoriale Française), den man für die Unruhe in der schwarzen Bevölkerung verantwortlich machte. Der Verhaftung folgten Streiks und weitere Proteste, die in gewohnter Weise unterdrückt wurden. Die Ordnung war damit äußerlich wiederhergestellt, die Erbitterung der Schwarzen über ihre anhaltende Diskriminierung aber blieb. Das französische Kolonialreich mochte in Schwarzafrika sicherer sein als in anderen Weltregionen, aber erste Risse im Fundament zeigten sich auch hier.[ 23 ]
Vom Empire zum Commonwealth:
Großbritannien in der Ära Baldwin
Wie die französischen, so gehörten auch die drei britischen Mandatsgebiete im Nahen Osten, Irak, Transjordanien und Palästina, zur Kategorie A der Völkerbundsmandate: Sie galten als so entwickelt, daß die Unabhängigkeit in relativ kurzer Zeit zu erwarten war. Der Irak, seit 1921 im Auftrag der Briten von König Faisal aus dem Haus der Haschemiten, dem kurzzeitigen Herrscher von Syrien, regiert und seit 1924 eine konstitutionelle Monarchie, war das erste Mandatsgebiet, das in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Der Vertrag vom 30. Juni 1930, durch den dies geschah, erlegte dem Irak freilich eine enge außen- und militärpolitische Bindung an das Vereinigte Königreich auf, wozu auch die Überlassung von zwei Luftwaffenstützpunkten gehörte. In Transjordanien, dem östlichen Teil der ehemaligen türkischen Provinz Palästina, wurde 1921 ein neues Emirat unter Abdullah, dem Bruder Faisals, errichtet. In noch höherem Maß und sehr viel länger als der Irak blieb Transjordanien von Großbritannien abhängig. Erst 1946 erlangte es als Königreich Jordanien seine nominelle Unabhängigkeit.
Sehr viel konfliktreicher verlief die Entwicklung in Palästina. Die «Balfour Declaration» von November 1917, die den Juden eine nationale Heimstatt in diesem Gebiet versprach, hatte eine verstärkte jüdische Einwanderung zur Folge. Von London aus wurde die Immigration unterstützt, von den Beamten im Mandatsgebiet aus Rücksicht auf die arabische Bevölkerungsmehrheit nach Kräften behindert. (Mit knapp 84.000 Einwohnern stellten die Juden Anfang der zwanziger Jahre nur ein starkes Zehntel der Bevölkerung.) 1920 und 1921 gab es erste arabische Proteste gegen die jüdische Immigration. Der Vertrag, mit dem der Völkerbund 1922 Großbritannien die Verwaltung Palästinas übertrug, billigte den Juden eine Mitwirkung an der Gründung einer nationalen Heimstatt durch die Jewish Agency zu. Im gleichen Jahr entstand auf arabischer Seite der Oberste Muslimische Rat unter Führung des Muftis von Jerusalem, Mohammed Amin el-Husseini, der, mittlerweile Großmufti, 1931 einen Allgemeinen Islamischen Kongreß nach Jerusalem einberief, womit der Konflikt zwischen den Juden und den palästinensischen Arabern zu einer Angelegenheit der gesamten arabischen und islamischen Welt wurde.
In der Zwischenzeit hatten sich die Spannungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen erheblich verschärft. Seit der Einführung strikter nationaler Einwanderungsquoten in den USA im Mai 1924 stieg die Zahl jüdischer Immigranten aus Polen sprunghaft an. 1929 kam es erstmals zu einem blutigen Aufstand der Araber, in dessen Verlauf 133 Juden und 87 Araber den Tod fanden. Vier Jahre später begann der Zustrom von Juden aus Deutschland. 1936 organisierten die Araber einen Generalstreik mit dem Ziel, einen vollständigen Ein wanderungsstopp, ein Verbot des Landverkaufs an Juden sowie die Wahl einer palästinensischen Volksvertretung durchzusetzen, was zu neuen gewaltsamen Auseinandersetzungen führte. Die Mandatsmacht konnte und wollte angesichts der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland die jüdische Immigration nicht unterbinden. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs stellten die Juden knapp 30 Prozent der Bevölkerung Palästinas. Die ursprünglich von den Briten beabsichtigte Errichtung eines gemeinsamen Staates der Juden und Araber hatte sich als Utopie erwiesen. Das palästinensische Problem blieb ungelöst.
Anders als Palästina war Ägypten kein Mandatsgebiet, sondern seit 1914 ein britisches Protektorat. 1922 erklärte Großbritannien unter dem Druck der nationalistischen, von dem charismatischen Saad Saghlul geführten Wafd-Partei einseitig die Unabhängigkeit Ägyptens, behielt sich aber die Sicherung des Suezkanals, die Landesverteidigung und den Schutz der ausländischen Interessen vor. Im Jahr darauf verwandelte sich Ägypten in eine
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