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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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eingetreten. In der am 10. September 1944 gebildeten, von de Gaulle geführten Provisorischen Regierung der Französischen Republik stellten sie den Gesundheits- und den Luftfahrtminister. In Italien war der Parteiführer Palmiro Togliatti bis zum 8. Juni 1945 stellvertretender Ministerpräsident unter Ivanoe Bonomi und im nachfolgenden Kabinetts unter Ferruccio Parri Justizminister. Ein Parteibuch der Kommunisten besaßen außerdem der Finanzminister des Kabinetts Bonomi und zunächst, bis Ende Juli 1945, auch des Kabinetts Parri. Auch in Belgien waren die Kommunisten «gouvernemental» geworden: Sie beteiligten sich, ebenso wie die Christlichen Demokraten und die Liberalen, an der Koalitionsregierung unter dem Sozialisten Achille van Acker. In Dänemark stellte die Kommunistische Partei den Verkehrsminister im «Befreiungsministerium» unter dem Sozialdemokraten Vilhelm Buhl. Die kommunistischen Minister verhielten sich in allen vier Ländern loyal und unternahmennichts, was als Vorbereitung eines gewaltsamen Umsturzes hätte gedeutet werden können.
    Solche Entwicklungen wären 1945 auch nicht im Sinne Stalins gewesen. Sein vorrangiges Interesse war es, den sowjetischen Einfluß dort zu festigen und auszubauen, wo die Rote Armee die Machtmittel besaß, um die Regierungen und das politische Leben wirksam in ihrem Sinn zu lenken. Nirgendwo war diese Voraussetzung in so hohem Maß gegeben wie in dem Teil Deutschlands, der nun die sowjetische Besatzungszone bildete. Sie war aus Stalins Sicht nicht nur das Prunkstück des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland. Sie war auch das Unterpfand für eine weitere Steigerung der sowjetischen Macht in Europa. Solange die USA noch eine große Militärmacht in Europa unterhielten, war es zweckmäßig, sie nicht ohne Not zu provozieren. Hatten die Vereinigten Staaten ihre Truppen erst einmal über den Atlantik zurückgezogen, würden die Kräfteverhältnisse in Europa andere sein – eine für die Sowjetunion durchaus erfreuliche Perspektive.[ 26 ]
Neuanfänge und Traditionen: Deutschland nach der Kapitulation
    Mit der politischen Umwälzung in ihrem Teil Deutschlands begann die Sowjetunion bereits vor der deutschen Kapitulation. Am 2. Mai 1945, dem Tag, an dem die Verteidiger der Reichshauptstadt ihre Waffen streckten, traf eine Gruppe emigrierter deutscher Kommunisten unter Führung des ehemaligen sächsischen Reichstagsabgeordneten Walter Ulbricht, eines Mitglieds des Politbüros der KPD seit 1927, in Berlin ein. Ihre Aufgabe war es, die Sowjetunion bei der Umgestaltung ihres Besatzungsgebiets im kommunistischen Sinn systematisch zu unterstützen. Am 14. Mai setzte der sowjetischen Stadtkommandant von Berlin, General Bersarin, einen Magistrat für Groß-Berlin unter einem parteilosen Oberbürgermeister ein, wobei alle Schlüsselstellungen in den Händen von Kommunisten lagen. Entsprechend verfuhr die sowjetische Besatzungsmacht in anderen Städten ihrer Zone.
    Eine Direktive Stalins in bezug auf Deutschland konnte alle Welt seiner Moskauer Siegesrede vom 9. Mai entnehmen: Die Sowjetunion, erklärte er, feiere den Sieg, aber sie schicke sich nicht an, «Deutschlandzu zerstückeln oder zu vernichten». Das war eine klare Absage an die Zerstückelungspläne, wie sie der Generalsekretär der KPdSU noch auf den Konferenzen von Teheran und Jalta vertreten hatte. Mittlerweile war Stalin offenkundig zu der Überzeugung gelangt, daß die Sowjetunion, nachdem sie sich das nördliche Ostpreußen einverleibt und Polen auf Kosten Deutschlands westwärts verschoben hatte, ihre Interessen am besten wahren konnte, wenn sie von ihrer verbleibenden Besatzungszone aus Einfluß auf ganz Deutschland nahm. Um das zu tun, war es wichtig, das, was vom Deutschen Reich territorial noch übrig war, nicht in voneinander unabhängige Staaten aufzuspalten.
    Am 5. Juni zogen die vier Siegermächte die logische Konsequenz aus der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches: Sie übernahmen die oberste Regierungsmacht in dem von ihnen besetzten Gebiet. Die in Berlin von den vier Oberkommandierenden Eisenhower für die USA, Schukow für die Sowjetunion, Montgomery für das Vereinigte Königreich und de Lattre de Tassigny für Frankreich abgegebene «Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands und der Übernahme der obersten Regierungsgewalt in Deutschland» enthielt die in der militärischen Kapitulationsurkunde vom 8./9. Mai angekündigten allgemeinen

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