Gespenster um Al Wheeler
nicht am Schlafittchen haben, dann wird mir das innerhalb von zwölf
Stunden gelingen. Verstanden?«
»Sie sind wirklich einmalig,
Gabriele, und Sie machen mir Sorgen. Manchmal glaube ich beinahe, es ist Ihnen
mit dem, was Sie sagen, tatsächlich ernst .«
»Ich und Ed«, sagte er
nachdenklich, »sind nun schon lange zusammen in der Branche. Jemand aus dem Weg
zu räumen ist eine Frage des Berufsstolzes. Wir sorgen dafür, daß alles
tadellos erledigt wird, und wenn es sich sozusagen nur um eine kostenlose
Probevorführung handelt. Wenn es also darauf hinausläuft, daß wir uns um die
Sumners kümmern und den Job auf eigene Faust bewältigen müssen — dann tun Sie
sich selber einen Gefallen, Lieutenant, und kommen Sie uns nicht in die Quere.
Ja? Sonst sind Sie ein toter Mann .«
»Wissen Sie was, Gabriele ?« sagte ich sanft. »Ich glaube, Sie sind nichts als ein
großes gewaltiges Windei. Sie zehren von Ihrem verflossenen Ruhm. Sie beide
sollten sich Aus der Jugendzeit als
symbolkräftiges Lieblingslied wählen. Wie wär’s damit ?«
»Wenn Sie mich auf die Palme
bringen wollen, müssen Sie’s geschickter anfangen«, sagte er ruhig, »wesentlich
geschickter .«
»Ich glaube, ich kann jederzeit
mit Ihnen fertig werden«, sagte ich. »Jetzt und hier sogar — wollen Sie’s
darauf ankommen lassen ?«
»Damit Sie mir irgendeine
kleine Sache anhängen und mich für vierzehn Tage außer Gefecht setzen können?
Ich habe Ihnen bereits gesagt, Lieutenant, ich bin nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen .«
»Da haben Sie vermutlich recht,
Gabriele«, sagte ich betrübt. »Machen Sie sich jetzt einen rauschenden Abend.
Saufen Sie sich einen an und sehen Sie zu, daß Sie unter keinen Lastwagen
geraten .«
»Danke, gleichfalls, Kumpel«,
sagte er. »Und Sie haben noch immer vierundzwanzig Stunden gut .«
Ich ging in den Korridor hinaus
und klopfte an die erste Tür links.
»Herein !« sagte eine melodische Stimme. »Die Tür ist nicht verschlossen .« Ich befolgte die Anweisung und trat in völlige Finsternis.
»Der Lichtschalter ist links
von Ihnen«, sagte Duprez .
Nachdem ich einen Augenblick
lang ungeschickt herumgefummelt hatte, ertasteten meine Finger den Schalter,
und der Raum füllte sich mit weichem Licht. Duprez saß ruhig in einem Sessel in der Mitte des Zimmers, die Hände ordentlich im
Schoß gefaltet.
»Guten Abend, Mr. Duprez «, sagte ich höflich.
»Lieutenant Wheeler. Wie nett,
mich zu besuchen.« Er lächelte vage. »Bitte setzen Sie sich .«
»Ungefähr fünf Minuten nachdem
ich Sie heute morgen verlassen hatte, fiel mir ein,
wer Edward Duprez war — und ist, vermutlich«, sagte
ich.
»Wie schmeichelhaft«, sagte er
leichthin. »Haben Sie Gabe heute abend schon
gesprochen ?«
»Ich komme gerade von ihm. Er
ist im Begriff auszugehen. Georgie kann sich nicht
entschließen, ob sie die Smaragde oder die Perlen umhängen soll .«
»Er fällt immer auf denselben
Typ Mädchen rein .« Duprez schüttelte verwundert den Kopf. »Sollte man nicht denken, er fände in
fünfundzwanzig Jahren einmal etwas anderes? Bei Gabe gibt’s das nicht — die
Mädchen sind immer blond und rundlich und hirnlos, und die meiste Zeit sitzen
sie herum und wimmern. Manchmal frage ich mich, ob Gabe sich nicht einfach
selber haßt. — Weshalb wollten Sie mich sprechen, Lieutenant ?«
»Wegen Tino Martinelli «,
sagte ich. »Gabriele wollte überhaupt nicht über seinen jüngeren Bruder reden.
Aber ich glaube, es ist wichtig. Das einzige, was ich je von ihm gehört habe,
ist, daß er Tino studieren lassen wollte .«
»Allein über dem Versuch wäre
er alt und grau geworden«, sagte Duprez verächtlich.
»Ich kann Ihnen schon etwas über Tino Martinelli erzählen — er war ein Herumtreiber. Schlimmer noch, er war ein Taugenichts. Ein
unbedarfter Strolch mit ebenso wenig Verstand wie ein Karnickel. Er rannte
damals, kurz bevor wir nach Europa fuhren, Gabe davon. Wissen Sie, warum? Weil
Gabe sich alle Mühe gab, um den Jungen zu schulen, ihn auf ein erfolgreiches
Dasein vorzubereiten — und das ängstigte Klein Tino halb zu Tode! Er war zum
Nichtstuer geschaffen, und mehr war da nicht herauszuholen. Gabe hätte sich
eine Million Jahre für ihn abplagen können, es hätte nicht das geringste an der Sache geändert .« Er schnippte scharf mit den Fingern. »Was mich anbelangt, so bin ich froh, daß
der Junge tot ist. Ein Leben wie seines war sowieso die reine Verschwendung.
Aber das sage ich Gabe nicht, weil er der
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