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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Pip!» Tony war, die Hand an der Stirne, zurückgewichen. «Komm auf einen Drink in die Bar hinauf.»
    «Ich, ein Krankenträger?» Pip wedelte grinsend mit den Schößen seines braunen Mantels. «Nie würde ich euch in solche Verlegenheit bringen .»
    «Du wurdest spaßeshalber Krankenträger. Hab ich nicht recht? Du wolltest den Institutsvorstand auf die Palme bringen. Hab ich nicht recht? Nun, jetzt ist der Spaß aber vorbei.»
    «Der Vorstand hat mich hinausgeschmissen. »
    «Der Vorstand hat schon Hunderte von Studenten hinausgeschmissen. Aber sie haben sich nicht damit gerächt, daß sie die Arbeit und den Ruf des Spitals zunichte machten.»
    «Und langsam, ganz langsam haben wir die Sache satt, mein Lieber», sagte Hugo.
    Pip stieß seine Fäuste tief in die Manteltaschen. «So hab ich es mir auch nicht vorgestellt», sagte er ernst. «Bringe ich das Spital wirklich in Verruf?» Die beiden nickten heftig. «Das sollte mich zwar kalt lassen. Aber ich gehöre ja doch, wie eh und je, dem St. Swithin an.»
    «So redest du schon besser», sagte Tony herzlich. «Und du willst doch auch nicht im Ernst zwei alte Freunde, wie wir es sind, von dir stoßen, uns, die dir jahrelang helfend zur Seite gestanden sind. Wir hätten dich auch durch das Schlußexamen gebracht, wenn du nicht das falsche Auge angestochen hättest.»
    «Stimmt», gab Pip zu. «Ihr beide seid mir, bei all der Aufregung, fast ganz entfallen.»
    «Warum sagst du also nicht: Es war ein Mordsgaudium, ein Riesenspaß, aber was genug ist, ist genug?»
    «Wer hat euch beide hierhergeschickt?» fragte Faith mit eisig heller Stimme und ließ ihr Notizbuch zuschnappen. «Mein Vater, wahrscheinlich?»
    Sie blickte Tony so wissend an, daß er nur ausweichend antworten konnte: «Wir willigten ein, in Pips ureigenstem Interesse hierherzukommen. »
    «Das tatet ihr nicht. Beim Morgenkaffee erwähnte mein Vater mir gegenüber, daß er sozusagen an euer besseres Ich appellieren wolle. Und da ich meinen Vater und seine Studenten besser kenne, als er sich das vorstellt», fuhr sie gelassen fort, «erfaßte ich, daß er euch in Wirklichkeit bestechen wollte. Wieviel?»
    «Ist das wahr?» fragte Pip.
    «Natürlich hat er uns nicht bestochen», erwiderte Tony entrüstet. «Er versprach lediglich, uns beiden zu einer Praxis in Las Vegas zu verhelfen.»
    «Wo man vom vielen Händeschütteln mit einarmigen Banditen einen Tennisarm kriegt», fügte Hugo hinzu.
    «Ihr wurdet also bestochen», sagte Pip streng.
    «Nicht im Wortsinn», sagte Hugo lässig. «Wir wandern sowieso aus.»
    «Das werdet ihr nicht tun», rief Pip. «Ihr beide habt mich soeben auf eine geradezu brillante Idee gebracht. Das nächste Brett meiner Plattform! Es ist nackte Räuberei, wenn frisch qualifizierte Ärzte, die auf Kosten des britischen Steuerzahlers ausgebildet wurden, ins Ausland ab wandern. Ich möchte wetten, daß selbst die Ladies mit den Toryhüten das nicht billigen. Schließlich geschieht das ja auch am meisten auf Kosten ihrer Steuergelder. Sobald wir einmal die Emigration der Ärzte stoppen, erledigen sich unsere gesamten Probleme von selbst. Wir können die ärztlichen Honorare herabsetzen, den Privatpraxen ein Ende machen und den Volksgesundheitsdienst endlich angemessen finanzieren und auf vollen Stand bringen. Die Ärzte werden ihre einzige Waffe im Kampf einbüßen. So einfach ist das.»
    «Wie willst du uns hindern, fortzugehen?» fragte Tony trotzig.
    «Das ist kinderleicht. Wenn man’s in Rußland zustande bringt... Da wir eine Insel sind, brauchen wir nicht einmal Minenfelder. Ärztlich ausgebildete Kanalschwimmer zu fangen dürfte kein ernsthaftes Problem sein.»
    «Du bist wirklich verrückt», wiederholte Tony. «Das kommt hierzulande einfach nicht in Frage. Hier ist nicht die Sowjetunion. Nicht einmal Jugoslawien. Hier ist Großbritannien. Und du kannst hier nicht in die persönlichen Freiheiten eingreifen.»
    «Haha — die persönlichen Freiheiten», sagte Pip ungeduldig. «Die haben ihren Geldwert wie alles andere. Was für eine Art persönlicher Freiheit können sich die britischen Arbeiter leisten? Denkt an all die Örtlichkeiten, die der Kapitalist ungehemmt betreten kann - Hotels, Restaurants, die Sperrsitze in Ascot, Erste-Klasse-Waggons. Ich wundere mich überhaupt, warum die Eisenbahner-Gewerkschaft diese nicht längst schon abgeschafft hat. Arbeiter sind von diesen Plätzen permanent ausgeschlossen, weil sie dafür nicht das nötige Geld in der Tasche

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