Getäuscht - Thriller
diese Weise die Menge und Verteilung des Sprengstoffs im Fahrzeug bestimmen.
Den Berechnungen zufolge hatten sich zwanzig Kilogramm Plastiksprengstoff im BMW befunden. Eine beachtliche Menge Zement hatte dafür gesorgt, dass die Explosionswelle direkt auf das vorbeifahrende Fahrzeug traf. Mit anderen Worten: Es handelte sich um eine kunstvoll gebastelte Bombe, die auf ein spezielles Ziel gerichtet worden war und einen möglichst geringen Kollateralschaden anrichten sollte. Baxter konnte mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Bombenleger eine hochspezialisierte militärische Ausbildung im Umgang mit Sprengstoffen hatte.
Um elf Uhr meldete sich Interpol und teilte mit, dass der BMW vor drei Monaten in Perugia, Italien, als gestohlen gemeldet worden war. Von Italien aus war er auf dem Seeweg nach Marseille und anschließend nach Portsmouth in Großbritannien gebracht worden. Die eingetragene Automobilimportfirma hatte den gestohlenen Wagen vor zwei Wochen freigegeben und an eine Mrs. K. O'Hara, wohnhaft in Manchester, überstellt.
Um zwölf Uhr erhielt Baxter einen Funkspruch, der die Vorgehensweise und Richtung der Ermittlung grundlegend änderte.
»Chef, Mac hier. Haben Sie einen Moment Zeit?« Alastair McKenzie war einer seiner vielversprechendsten jungen Kollegen, ein vierundzwanzig Jahre alter Bluthund mit einer Spürnase, die man nicht erlernen konnte. Sein harmloses Äußeres - vor allem die Brille, deren Gläser so dick waren wie der Boden einer Colaflasche - täuschte über seine Gefährlichkeit hinweg. »Ich habe da etwas im Bombenkrater gefunden.«
»Aber wir haben den Krater bereits millimeterweise abgesucht«, sagte Baxter. »Wir haben nicht das Geringste entdeckt.«
»Ich wollte trotzdem noch mal nachsehen«, sagte McKenzie. »Ich dachte, ich probier's mal mit dem Microviper.«
»Ehrlich gesagt habe ich nichts anderes von dir erwartet, mein Junge. Genau deshalb bin ich ja auch dein größter Fan. Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin in einer Sekunde bei dir.«
Baxter warf den Plastikbecher mit dem lauwarmen Kaffee in den Müll und eilte mit Riesenschritten die Straße hinunter. Er fand McKenzie, der bis zur Hüfte im Explosionskrater stand. Der schlaksige Polizist hielt eine Sonde in der Hand, die an einen Aluminiumkoffer neben seinen Füßen angeschlossen war. Es handelte sich um eine hochauflösende CCD-Videosonde, deren Bilder auf ein kontrastreiches TFT-Display im Koffer übertragen wurden. Das Gerät hieß Microviper und war ein tragbares, nahezu unzerstörbares Mikroskop, das in der Lage war, Bilder mit extremer Tiefenschärfe und bis zu tausendfacher Vergrößerung zu übertragen.
»Sehen Sie sich das mal an«, sagte McKenzie. »Ich habe hier etwas gefunden, das sich auf die Unterseite des Asphalts eingebrannt hat. Sie können es sich auf dem Display anschauen.«
Baxter sprang in den Krater und ging neben dem Microviper in die Hocke.
»Es ist eine Schaltplatte«, sagte McKenzie und deutete auf das verbogene, hellblaue Stück Plastik, das auf dem Bildschirm zu erkennen war. »Ich gehe davon aus, dass es zu dem Handy gehört hat, mit dem die Bombe gezündet wurde. Ich habe noch andere Stücke davon gefunden, sie eingescannt und so lange verschoben, bis sich ein Bild ergab. Einige Teile fehlen noch, aber wir kommen der Sache näher.«
»Ist das die Seriennummer?«
»Vier-Fünf-Sieben-Eins-Drei«, las McKenzie vor. »Am Anfang fehlen ein paar Nummern. Das gute Stück wurde wahrscheinlich völlig zerstört. Tut mir leid.«
»Hast du schon den Hersteller ermittelt?«
»Noch nicht. Wir müssen unseren Fund erst ins Labor schicken. Sie sollen es mit den handelsüblichen Schaltplatten vergleichen.«
Jedes Handy besaß eine Schaltplatte mit einer Seriennummer. Eine genaue Untersuchung der Schaltplattenstruktur gab Aufschluss über den Hersteller. Anschließend ließ sich ermitteln, in welchen Verkaufsstellen die Handys mit den Schlussziffern 45713 vertrieben worden waren. Das Ziel war es, den Laden zu finden, in dem das Handy verkauft worden war, die dem Handy zugeteilte SIM-Karte oder Telefonnummer zu ermitteln und mit ein bisschen Glück auf den Namen der Person zu stoßen, die das Handy erworben hatte. Beinahe so, dachte Baxter, als würde man einem verwundeten Tier bis zu seinem Unterschlupf folgen.
»Bring sämtliche Stücke, die du gefunden und markiert hast, ins Labor«, sagte Baxter. »Tritt den Leuten auf die Füße, bis sie Genaueres herausgefunden haben, und gib mir
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