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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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doch Nathans Schicksal dämpfte die Freude erheblich. Aber das sagte sie Ross nicht, dessen Augen bereits vor Energie sprühten.
    Wie versprochen, überließ Ross Josh und Gerald Hofman den eigenen Wagen, um Nathans Wagen zu führen. Die Zugtiere hatten weniger Schwierigkeiten als beim Aufstieg, dennoch mussten ständig die Wagenbremsen angezogen werden, damit die Räder den Zugtieren nicht in die Hacken fuhren.
    Julia und Lilly – die sich mittlerweile an Nathans verändertes Äußeres gewöhnt hatte – gingen neben dem Wagen her, während Nathan im Inneren die Zähne aufeinander biss, denn jede Erschütterung verursachte große Schmerzen, die er bis hinunter zu den Zehen spürte, obwohl da gar keine Zehen mehr waren.
    Gegen Mittag hatten alle Wagen des Trecks das hügelige Tal erreicht. Der Himmel war wolkenverhangen, und noch konnte man nur erahnen, dass sich in einigen Meilen Entfernung eine aufblühende Hafenstadt befand.
    James Cramer machte ein zufriedenes Gesicht, als er ein letztes Mal zu den Leuten sprach.
    »Die letzte Etappe liegt nun vor uns, Männer. Ich führe euch bis zum Stadtrand, dort solltet ihr zunächst kampieren, bevor ihr euch sesshaft macht. Ihr müsst euch im Rathaus als Bürger eintragen lassen und nach einer festen Bleibe umsehen. Das alles kostet Zeit, ist aber wichtig, bevor ihr zu den Goldflüssen strömt. Eine Woche werde ich in San Francisco bleiben, ihr findet mich im Hotel Golden Gate am Hafen, genannt nach der Meerenge, die zum Hafen führt. So lange stehe ich euch mit Rat und Tat zur Verfügung, danach begleite ich einen Handelstreck nach Santa Fé.«
    Die Menge klatschte, und als Cramer von seinem Pferd aus den Hut zog, konnte Julia zum ersten Mal sehen, wie er lächelte.
    Ross hatte versprochen, Nathans Wagen bis zum Ziel zu fahren, auf dem Kutschbock nahm Lilly Platz, während Julia Nathan im Inneren Gesellschaft leistete.
    »Ich hätte so gern mit eigenen Augen die Stadt vor mir gesehen«, sagte er mit Bitterkeit in der Stimme. »Nun werde ich sie vermutlich auf einer Trage zu sehen bekommen.«
    Sorgfältig zog Julia seine Decke hoch, denn es war kühl. »Ich weiß, was dir dieser erste Anblick bedeutet hätte, aber wenn deine Krücken fertig sind und die Wunde verheilt ist, kannst du alles nachholen.«
    »Es wird nicht so sein wie dieser wichtige erste Augenblick.« Er bemerkte Julias trauriges Gesicht und setzte hinzu: »Aber dass du bei mir bist, ist ein viel größeres Geschenk. Das macht mich sehr froh, und ich danke dir.«
    »Ich werde immer bei dir sein. Immer, wenn du mich brauchst, werde ich zur Stelle sein.«
    »Was wird Ross dazu sagen?«
    Sie winkte ab. »Er weiß es bereits und ist damit einverstanden. Nathan, dein Leben ist noch nicht zu Ende, es fängt gerade erst an!«
    Er schnitt eine Grimasse und zeigte auf die Wolldecke. »Mit dem Unterschied, dass ich nicht mehr vollständig bin.«
    »Ein Bein kann man ersetzen«, widersprach sie, hob die vordere Plane an und spähte nach draußen.
    »Was siehst du?«, fragte Nathan hinter ihr ungeduldig. »Kannst du die Stadt schon erkennen?«
    »Noch nicht. Ich sehe nur Hügel und Täler und die Wagen vor uns.«
    Zwei weitere Stunden ging es über unebenes Gelände, dann plötzlich hielt der Wagen an, und Ross rief laut: »Wir sind da!«

6
    Vor ihnen standen weitere Planwagen, die Julia die Sicht versperrten. Sie schlängelte sich hindurch, nachdem sie Nathan versprochen hatte, ihm zu berichten, was sie gesehen hatte.
    Ihre erwartungsfrohe Miene verwandelte sich in Enttäuschung; auch Lilly und Ross, die sich inzwischen neben ihr eingefunden hatten, stand die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben.
    Das also sollte die vielgelobte Stadt San Francisco sein? Zu Füßen der Einwanderer befanden sich unzählige Hügel und Täler, die mit armseligen Holzhütten und Zelten bebaut waren. Weiter hinten wurden die Häuser größer, jedoch nicht weniger schäbig. Der Hafen ließ sich wegen des Nebels nur erahnen, schien jedoch auch nicht sauberer zu sein als die ganze Stadt.
    Stumm standen sie da und hofften im Stillen, dass San Francisco im Sonnenschein freundlicher wirken würde.
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist«, bemerkte James, dem das entsetzte Schweigen nicht entgangen war. Im Allgemeinen reagierten alle Besucher zunächst einmal ähnlich, und er sah es als seine Pflicht an, die Leute aufzuklären.
    »Hier oben kampieren nur die Männer, die wegen des Goldes nach Kalifornien gekommen sind. Sie haben nicht vor,

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