Gewitter der Liebe
Umhang fester um ihren Körper und schlug die Kapuze hoch. »Bei dieser Feuchtigkeit scheucht man keinen Hund aus dem Haus.« Noch einmal umarmte sie Julia. »Lass mich wissen, wenn du Hilfe wegen Nathan brauchst, und grüß Ross von mir, wenn er zurückkommt.«
Julia versprach es. »Pass auf dich auf, hörst du?« Sie sah Lilly nach, wie sie leichtfüßig den Schlammlöchern auswich, und trat erst ins Haus zurück, als sie die Freundin nicht mehr sehen konnte.
Nathan saß noch genauso da, wie Julia ihn verlassen hatte. Seine Stirn war bekümmert gerunzelt, und Julia wusste, dass er an das Leben in einem Goldlager dachte.
»Glaubst du, wir müssen uns Sorgen um Ross machen?« Sie setzte sich zu ihm. »Wenn es so gefährlich da draußen ist, müssen wir versuchen, Ross zum Aufgeben zu überreden.«
Kurz und unfroh lachte Nathan auf. »Er ist eigens wegen der Goldsuche hergekommen, vergiss das nicht. Und er ist kein Mann, der sich von seinem Vorhaben abbringen lässt – weder von dir noch von mir. Warten wir einfach ab, was er zu berichten hat.«
Da ihnen nichts anderes übrig blieb, nickte Julia seufzend und stand auf, um zur Pension zu gehen.
7
Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt: Die Woche verstrich, ohne dass Ross heimgekommen wäre. Vor Nervosität versuchte sich Julia mit Hausarbeiten abzulenken, doch es verging nicht eine Stunde des Tages, an der sie nicht hinaus auf die Vorderveranda trat und nach Ross Ausschau hielt. Ja, sie sprach auf der Straße sogar wildfremde Männer an und fragte sie, ob sie Ross Wheeler gesehen hätten, aber die zuckten nur mit den Schultern oder verneinten.
Nicht nur Nathan, auch Mrs Garland versuchte Julia zu beruhigen, indem sie erklärte, dass die Vorkommnisse, von denen Lilly berichtet hatte, Einzelfälle seien.
Als Julia fast zwei Wochen nach Ross’ Aufbruch von der Arbeit nach Hause kam, stockte ihr der Atem. Nathans Reitpferd, das sich Ross ausgeliehen hatte, stand angebunden vor der Veranda und gab ein leise Wiehern von sich, als es Julia erkannte. Sie eilte die Stufen hoch und riss die Haustür auf.
Da saß er einträchtig mit Nathan am Küchentisch! Mit einem erleichterten Aufschrei warf sich Julia ihm entgegen, nachdem er aufgestanden war und mit einem strahlenden Lächeln seine Arme ausgebreitet hatte.
»Himmel, hast du mir gefehlt«, sagte er und bedeckte Julias tränenüberströmtes Gesicht mit Küssen. »Nicht weinen, ich bin doch wieder da.«
Sie schluchzte vor Glück an seine Brust. »Warum hast du mich so lange warten lassen?«
»Es ließ sich nicht vermeiden, Liebes. Setz dich zu uns, dann erzähle ich, was ich erlebt habe.« Er griff grinsend in seine Westentasche und beförderte einen kleinen Lederbeutel zutage, dessen Inhalt er auf die Tischplatte rieseln ließ. Es waren kleine Goldstücke, nicht größer als Kiesel … aber eindeutig aus reinem Gold.
Ehrfürchtig betrachteten Julia und Nathan den Fund. Noch nie hatten sie mit eigenen Augen so viel Gold auf einem Haufen gesehen.
»Da staunt ihr wohl.« Ross warf einen triumphierenden Blick zu den anderen. »Ich hab es wiegen lassen, es hat einen Wert von dreihundert Dollar!«
Vor Verblüffung vergaß Julia, ihren Mund zu schließen, und auch Nathan war tief beeindruckt.
»Morgen tausche ich es bei der Bank gegen Dollarnoten ein.« Bedächtig sammelte er das Gold wieder auf. »Davon kaufe ich Baumaterialien und baue uns ein Haus. Aber nicht hier am Hafen, sondern auf einem der Hügel, von dem man einen einzigartigen Blick auf die Berge hat.«
Er bemerkte, dass Nathan mühselig aufstand, nach seinen Krücken griff und geschickt die Küche durchquerte, um eine Flasche Wein zu holen, den Julia zuvor für ihn besorgt hatte.
»Siehst du!«, sagte Ross erfreut. »Du bist schon jetzt nicht mehr auf andere angewiesen.«
Nathan lächelte schief. »Ich habe ja auch täglich stundenlang geübt, um das Gleichgewicht zu halten. Bald darf ich ein Holzbein tragen, meint der Doktor.«
»Nathan macht jeden Tag Fortschritte«, warf Julia ein, während sie einfache Gläser auf den Tisch stellte. »Vorgestern hat er sich den Laden von innen angesehen, und nächste Woche unterschreibt er den Vertrag. Ich habe ihn begleitet, obwohl er sich zuerst dagegen sträubte.«
»Und wie ist der Laden?«, wollte Ross wissen.
»Genau, wie ich ihn mir vorgestellt habe.« Nathan entkorkte die Flasche. »Aber nun erzähl, was du erlebt hast, bevor Julia und ich vor Neugierde platzen.«
Ross nahm seinen Hut ab und
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