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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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sich nicht, obwohl er Lillys Meinung uneingeschränkt teilte. Doch Julia würde Ross immer verteidigen, weil sie ihn liebte und nur das Gute in ihm sah – in ihm sehen wollte.
    »Er ist doch gezwungen, auf die Goldfelder zu gehen, um für mich ausreichend sorgen zu können. Wir wollen eine Familie gründen, und dafür braucht man viel Geld.«
    »Damit eilt es doch nicht«, widersprach Lilly, während sie die Gläser neu füllte und Virgil, der schüchtern neben den anderes saß, die Schale mit den Keksen hinschob. »Ihr kennt euch erst seit einem dreiviertel Jahr, und auch wenn ihr jetzt bereits zusammenlebt, müsst ihr doch nicht sofort eine Familie gründen.«
    Insgeheim ärgerte sich Julia über die Äußerung ihrer Freundin. Das liebevolle Verhältnis zwischen dem Paar schien Lilly tatsächlich ein Dorn im Auge zu sein. Immer versuchte sie, Julias Freude auf Ross’ Rückkehr zu dämpfen, das musste einen Grund haben.
    Sie räusperte sich, setzte ein unbefangenes Lächeln auf und sagte: »Wir werden sehen. Wie läuft es denn im Saloon?«
    Begeistert griff Lilly das Thema auf. »Dieser Tage sind sie Gäste besonders spendabel. Gestern gab mir jemand aus Dank, weil ich eine halbe Stunde an seinem Tisch gesessen und ihm Gesellschaft geleistet hatte, einen ganzen Beutel Goldstaub!«
    »Du trägst deine Einnahmen hoffentlich zur Bank?«, meldete sich Nathan wieder zu Wort. »Da ist es sicherer als in deinem Zimmer – nicht nur wegen Diebstähle, sondern auch der Brände wegen.«
    »Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.« Lilly zwinkerte ihm schelmisch zu. »Die Mädchen, die auf meinem Gang wohnen, sind nicht sehr vertrauenswürdig, und so ein Türschloss ist mit einer Haarnadel in wenigen Sekunden geöffnet. Diese nächtlichen Brände allerdings«, ihr ebenmäßiges Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, »machen mir großen Kummer. Das ganze Gebäude besteht aus Holz, und ich habe die anderen Häuser gesehen, die von einer Feuerwalze überrollt wurden. Es bleibt nichts davon übrig!«
    »Aus diesem Grund spiele ich ja mit dem Gedanken, ein Haus aus Stein bauen zu lassen.«
    »Aber gebrannte Ziegelsteine sind teuer.«
    »Dafür brennen sie nicht; bei einem Feuer bleiben die Wände stehen.«
    Julia fühlte sich bei dem Fachgespräch, das sich zwischen Nathan und Lilly entspann, ausgeschlossen und glättete gedankenverloren die Fransen der Tischdecke, während Virgil vor sich hin döste; er vertrug nicht viel Alkohol und hatte bereits zum Essen drei Gläser Wein getrunken.
    Viel verstand Julia vom Hausbau nicht, deshalb beteiligte sie sich nicht am Gespräch ihrer Freunde. Stattdessen glitten ihre Gedanken zu Ross und sie rief sich sein Bild vor Augen. Diese dunklen Augen, die so zärtlich blicken konnten, das gutgeschnittene männliche Gesicht, seine Stimme und sein herzhaftes Lachen – all dies waren Dinge gewesen, in die sich Julia verliebt hatte. Und noch immer wunderte sie sich, dass er sie und nicht die puppenhafte Lilly erwählt hatte.
    Erst weit nach Mitternacht löste sich die kleine Gesellschaft auf. Nathan nahm Lilly mit, um sie vor dem Saloon abzusetzen; Virgil hatte seinen Rausch offensichtlich ausgeschlafen und saß frohen Mutes auf dem Kutschbock.
    »Irgendwie gefällt es mir nicht, dass du heute Nacht allein in deinem Haus bist«, hatte Lilly beim Abschied gesagt. »Du musst dich sehr einsam fühlen, Liebes.«
    Lächelnd hatte Julia geantwortet, dass sie sich als Frau eines Goldschürfers daran gewöhnen musste, oft allein zu sein, und gab Lilly mit auf den Weg, dass sie vorsichtig sein solle.
    Fröstelnd blickte sie der Kutsche nach. Mittlerweile war es ruhig geworden, aus dem Hotel Golden Gate drangen keine Laute mehr.
    Mit einem tiefen Seufzer trat Julia ins Haus zurück. Sie hatte sich diesen Tag ganz anders vorgestellt – aber sie musste zugeben, dass der Verlauf des Weihnachtabends durch Lilly und Nathan sehr angenehm geworden war.
    Trotz der späten Stunde spürte Julia keine Müdigkeit, und so wusch sie das Geschirr ab und räumte das kleine Wohnzimmer auf, bevor sie hinauf ins Schlafzimmer ging. Fast bedauerte sie, dass Nathan nicht mehr bei ihr wohnte. Er hatte ihr ein sicheres Gefühl der Geborgenheit vermittelt, obwohl er sich zu jener Zeit kaum fortbewegen konnte.
    Schlafen konnte Julia vorerst nicht. Sie wälzte sich in dem großen kalten Bett herum, das wie die meisten Möbel im Haus vom Vormieter zurückgelassen worden war.
    Unbewusst lächelte sie, als sie sich an Ross’ Worte

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