Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Tess sofort gesagt. »Ich stehe in Ihrer Schuld, da Sie meinen Unterricht übernahmen, solange ich fort war.«
»Die Gelegenheit war mir sehr willkommen«, entgegnete Madeline, »aber nennen Sie mich doch bitte Madeline. Ich gewöhne mich nur schwer an den formellen Titel.«
»Das werde ich, wenn Sie mich Tess nennen. Wie ich sagte, bin ich Ihnen dankbar, denn Ihre Ankunft erlaubte mir, Zeit mit meinem Cousin Damon, Lord Wrexham, zu verbringen. Damon heiratete kürzlich Lord Danvers‘ jüngere Schwester Eleanor, und ich bin seine einzige nahe Verwandte.«
»Ja, das hörte ich. Überhaupt haben Arabella und Jane mir viel von Ihnen erzählt.« Madeline hatte vornehmlich erfahren, wie sehr Tess sich wohltätig engagierte, seit ihr geliebter Verlobter vor zwei Jahren in der Schlacht bei Waterloo starb. »Ihre wohltätige Arbeit ist höchst bewundernswert!«
Tess lächelte. »Ihr Gemahl hat schon mehrfach sehr großzügig gespendet, aber nun hoffe ich, Sie als Förderin gewinnen zu können. Es ist verblüffend, wie einflussreich ein aristokratischer Titel beim Sammeln von Spenden sein kann.«
»Gerne würde ich mich mit Freuden nützlich machen. «
Tess betrachtete sie nachdenklich. »Arabella erwähnte, dass Fanny Irwin Sie berät. Bitte, erschrecken Sie nicht, Belle hat Ihr Vertrauen nicht missbraucht. Es ist nur so, dass sie mich drängt, Fanny bezüglich meiner Situation zu konsultieren.«
»Ihrer Situation?«, fragte Madeline.
»Als Unverheiratete«, erklärte Tess mit einem kleinen Lachen. »Arabella ist so verzückt von ihrem eigenen Eheglück, dass sie sich dasselbe für mich wünscht. Ich kenne Fanny seit einigen Jahren, dachte jedoch niemals daran, ihren Rat in Herzensangelegenheiten zu suchen. Das war klug von Ihnen, Madeline.«
»Es war Arabellas Idee«, gestand sie.
Tess senkte die Stimme. »Hoffentlich empfinden Sie mich nicht als unverschämt, aber darf ich fragen, ob sich Fannys Methoden als hilfreich erwiesen?«
»Es ist noch zu früh, das zu sagen«, antwortete Madeline wahrheitsgemäß, »aber ich bin zuversichtlich. Vor allem aber hat Fanny mein Vertrauen in mich selbst erheblich gestärkt, und das allein war keine leichte Aufgabe.«
»Nun«, sagte Tess ernst, »ich bin inzwischen nicht mehr in Trauer und sehne mich danach, mein Leben wieder zu genießen. Daher wäre es wohl klug, mich von Fanny beraten zu lassen.«
Jane Caruthers gesellte sich zu ihnen, so dass sie beide sich wieder anderen Themen zuwandten, aber Madeline freute sich schon, die faszinierende Tess näher kennenzulernen.
Bis dahin bekam Madeline es mit zwei weiteren Familienmitgliedern Raynes zu tun. Ohne Vorwarnung erschienen seine beiden Schwestern am folgenden Nachmittag in Riverwood.
Sie waren gekommen, um Madeline zu begutachten, vermutete sie, und wieder einmal musste sie ihren Besuch allein empfangen, war Rayne doch am Morgen nach London gefahren.
Als sie in den Salon ging, in den Bramsley die beiden Damen geführt hatte, versuchte Madeline sich zu erinnern, was sie bisher über Raynes Schwestern wusste. Penelope war zwei Jahre älter als Rayne, Daphne ungefähr zwei Jahre jünger. Beide Schwestern hatten Baronets geheiratet, wodurch Penelope zu Lady Tewksbury wurde und Daphne zu Lady Livermore.
Beide waren gut aussehend, wie Madeline als Erstes feststellte, hatten schwarzes Haar und blaue Augen
wie Rayne, waren allerdings nicht annähernd so groß. Sie saßen steif in ihren Sesseln, als wollten sie ungern länger als nötig bleiben. Und auf den ersten Blick sahen sie genauso hochmütig aus wie ihre Großmutter.
Aus ihrer frostigen Begrüßung schloss Madeline, dass ihre Großmutter sie bereits gegen Raynes neue Gemahlin eingenommen hatte.
Dennoch lächelte sie höflich, hieß die Schwestern in Riverwood willkommen und drückte ihre Freude aus, sie kennenzulernen.
Als sie fragte, ob sie ihnen Erfrischungen anbieten dürfte, antwortete Penelope kühl: »Danke, nein, wir bleiben nicht. Wir wollten lediglich sehen, welche Art Frau unser Bruder sich ausgesucht hat.« Nach kurzem Schweigen ergänzte sie: »Ich gestehe, Sie sind eine Überraschung.«
»Ach ja, inwiefern?«
»Zum einen sind Sie bedeutend älter.«
Madeline verkniff sich eine spitze Erwiderung.
»Wir hatten angenommen, dass Haviland seine Pflicht der Familie gegenüber kennt, aber leider irrten wir.«
Nun sagte Daphne etwas. »Es ist überdies so, dass Rayne nie auf eine Heirat erpicht war, und wir glaubten, er würde sich trotz der
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