Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
war.« Er beugte sich vor und küsste ihre Lippen. »Das bist nur du.«
Jamilas Augen wurden feucht. »Immer.«
Finns Herz zog sich zusammen und er zwang sich, einen Schritt zurückzutreten. »Das ist gut, denn ich habe nicht vor, dich jemals wieder gehen zu lassen.« Das stimmte, allerdings hatte er immer noch Angst, dass die schwarze Leopardin irgendwann in ihre Heimat Namibia zurückkehren würde, weil sie das Land und vor allem ihre Schwester Kainda zu sehr vermisste.
Mit beiden Händen umfasste sie sein Gesicht. »Ich bin glücklich hier mit dir und habe nicht vor, dich zu verlassen, Finn. Du bist mein Leben.« Wie immer hatte sie seine Gedanken gelesen.
Er legte seine Stirn an ihre. »Und du meines.«
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn Jamila mit einem tiefen Seufzer loslassen. Finn ging zur Tür und öffnete sie.
Der Wächter Kell stand davor. »Die Älteren sind eingetroffen.«
»Danke. Sagst du bitte auch Kearne Bescheid? Wir treffen uns in zehn Minuten in der Ratshütte.« Kearne war neben ihm und drei der Älteren, die in der Menschenwelt lebten, Teil des Rates der Berglöwenwandler. Zusammen trafen sie alle Entscheidungen, die die Gruppe betrafen.
Kell nickte, verwandelte sich und lief davon. Einen Moment lang blickte Finn ihm nach und wünschte, er wäre auch noch ein einfacher Wächter und nicht Ratsführer der Berglöwengruppe. Nicht, weil er die Verantwortung scheute, aber er war kein Diplomat und bereits mehr als einmal mit Kearne zusammengestoßen. Der einige Jahre ältere Wandler legte Wert auf Sicherheit und scheute alles, was ein Gruppenmitglied oder gar die ganze Gruppe in Gefahr bringen konnte. Im Grunde stimmte Finn ihm da sogar zu, aber manche Risiken waren einfach unumgänglich, wenn sie ihre Gruppe oder das Geheimnis der Wandler schützen wollten.
Jamila lehnte sich an seinen Rücken. »Glaubst du, sie werden zustimmen, Isabel zu helfen?«
Unbehaglich hob Finn die Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich werde alles tun, um sie dazu zu bewegen.« Er drehte sich zu Jamila um und küsste ihre Stirn. »Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
Ihr schwaches Lächeln schnitt in sein Herz. »Ich weiß.«
Finn konnte ihren Blick auf sich fühlen, als er sich auf den kurzen Weg zur Ratshütte machte, die sich nahe der Mitte des Lagers befand. Die meisten Berglöwenwandler neigten dazu, ihre Wohnhütten ein Stück entfernt zu bauen, um der einzelgängerischen Neigung ihrer tierischen Seite Tribut zu zollen.
Harlan, Rondar und Dogan, warteten vor der Hütte und sahen ihm angespannt entgegen. Wieder einmal wurde Finn bewusst, dass es für die drei Älteren immer schwieriger wurde, zum Lager zu kommen. Rondar war inzwischen über achtzig Jahre alt und wirkte jedes Mal ein wenig schwächer. Es war wichtig, die Älteren in die Entscheidungen der Gruppe mit einzubeziehen und Finn wollte auf keinen Fall auf ihre Erfahrung verzichten, aber es wurde vermutlich Zeit, den Rat etwas zu verjüngen. Die Frage war nur, wie er das möglichst taktvoll anbringen sollte.
»Danke, dass ihr gekommen seid.«
Harlan neigte den Kopf. »Es wurde Zeit, dass wir wieder hierherkommen. Auch wenn es gut war, dass in den letzten Monaten keine Probleme aufgetreten sind.«
Rondar verlagerte mühsam das Gewicht. »Allerdings war es das letzte Mal für mich. Ihr braucht jemanden, der den Weg problemlos bewältigen kann. Ich halte die anderen nur auf und das können wir uns im Notfall nicht leisten.«
Erleichtert nickte Finn. »Ich verliere dich nur ungern als Ratsmitglied, aber du hast dir den Ruhestand mehr als verdient.« Er räusperte sich. »Hast du einen Vorschlag, wer dein Nachfolger werden sollte?«
Rondar wiegte den Kopf. »Es gibt mehrere geeignete Kandidaten.«
»Wie wäre es mit Aliyah?« Harlans Vorschlag wurde mit Schweigen aufgenommen.
Finn starrte ihn überrascht an. »Wie kommst du auf sie?«
Harlan hob eine Augenbraue. »Wärst du dagegen, sie in den Rat aufzunehmen?«
»Nein, ganz und gar nicht.« Finn kannte Coyles und Ambers Mutter gut und schätzte sie sehr. »Mich hat nur gewundert, dass du sie vorschlägst. Ich hätte nicht gedacht, dass sie Interesse daran hat, Ratsmitglied zu werden.« Eigentlich wunderte ihn mehr, dass einer der Älteren eine Frau vorgeschlagen hatte – noch nie war eine Frau Ratsmitglied gewesen. Zumindest soweit er sich erinnern konnte.
»Ihr Mann und später ihr Sohn waren Ratsführer, ich gehe davon aus, dass sie genau wüsste, worauf sie sich einlässt. Und
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