GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
nickte hastig. »Sofort, sofort!«
John ließ den Mann los.
Jean Muller ging wieder voraus. Es waren nur ein paar Meter, die sie zu gehen hatten.
Dann blieb Muller stehen.
Direkt vor der linken Gangwand. Mit beiden Händen drückte er gegen eine bestimmte Stelle.
Ein riesiger Quader begann sich zu drehen. Er knirschte und ächzte in den Fugen. Dann war der Eingang in das dahinter liegende Gewölbe freigelegt.
»Du gehst vor«, sagte John und faßte den Wirt hart an der Schulter.
Jean Muller stolperte in das Gewölbe. John Sinclair folgte ihm auf dem Fuß. Dann standen sie in der Kammer des Ritters. Ein dunkler, mit verbrauchter, stickiger Luft gefüllter Raum. Blinde Spiegel, Spinnennetze überall. Doch die Kammer war leer!
»Hier ist es!« kicherte der Wirt. »Schade, daß Sie es niemandem mehr erzählen können. Der Kreuzritter wird Sie umbringen, und ich werfe Sie in den Leichenschacht…«
»Halten Sie Ihr Maul«, keuchte der Geisterjäger. Er stieß Muller aus dem Raum. Als sie wieder auf dem Gang standen, fragte er: »Wo ist der Ritter?«
Plötzlich schlug Muller beide Hände, gegen sein Gesicht. Ein lautloses Lachen schüttelte seinen Körper.
»Wo ist er, verdammt?« John riß dem Mann die Hände wieder herunter.
»Bei den andern«, erwiderte der Wirt glucksend. »Bei den anderen. Sie werden sterben. Alle… alle…«
***
Michael Kramer hatte am Rand der Falltür gewartet. Als er Rainers blonden Haarschopf auftauchen sah, atmete er erleichtert auf.
»Ich dachte schon, du kämst nie zurück.«
Schröder winkte ab.
»Hast du John gefunden?« fragte Michael.
»Ja.«
»Und? Warum ist er nicht mitgekommen? Wir wollen weg. Das weißt du doch.«
Rainer Schröder deutete auf die Öffnung. »Da unten war noch einer. Nicht nur John.«
Michaels Augen wurden groß. »Noch einer«, flüsterte er. »Du meinst doch nicht den…«
Rainer schüttelte den Kopf. »Nein, nicht den Kreuzritter, sondern der Wirt aus Rochas.«
»Das gibt es doch nicht. Was macht der denn da? Und wie ist er überhaupt da reingekommen?«
»Keine Ahnung. John hat sich nur mit ihm unterhalten. Er hat mich dann weggeschickt.«
»Wer? John?«
»Ja.«
Michael Kramer biß sich auf die Unterlippe. Er warf einen Blick in die Runde und bewegte dann fröstelnd die Schultern. »Ehrlich, Rainer, dieser Sinclair. Komisch ist er schon. Oder was meinst du?«
»Ich weiß nicht so recht. Ich habe aber langsam das Gefühl, daß sein Auftauchen nicht gerade zufällig ist.«
»Glaubst du, er arbeitet mit dem Kreuzritter zusammen?«
Schröder schüttelte den Kopf. »Nein, so gut verstellen kann sich wohl niemand. Ich glaube vielmehr, daß er gegen ihn arbeitet. Daß er darauf aus ist, ihn zu vernichten. Denk doch mal nach. Er kommt aus England, kennt dort fast alle Burgen und Schlösser. Weiß außerdem über deren Historie und Geheimnisse Bescheid und ist zufällig hier? Nee, das ist mir zu unwahrscheinlich.«
»Vielleicht ist er ein Gespensterjäger«, vermutete Michael. »Solche Typen gibt’s. Ich habe mal was darüber gelesen.«
»Das ist durchaus drin.« Rainer ging zum Ausgang und blickte nach draußen.
Der Himmel war jetzt fast schwarz und die Sonnenscheibe nicht mehr zu sehen. Wind war aufgekommen und rüttelte an den Bäumen. Er wirbelte Staubfontänen vor sich her und spielte mit losen Blättern. Weit im Westen spalteten erste Blitze die Wolkenbänke.
»Wenn wir jetzt noch verschwinden wollen, wird es verdammt Zeit«, sagte Michael.
»Wir bleiben«, entschied Rainer.
»Warum? Wie kommt dein plötzlicher Gesinnungswandel? Hat dir John das gesagt?«
»Nein. Aber…« Rainer zögerte mit der Antwort.
»Was aber?« fragte Michael Kramer nervös.
Rainer kam nicht mehr dazu, eine Erklärung abzugeben, denn plötzlich hörten die beiden Freunde einen markerschütternden Schrei, der ihnen das Blut fast zu Eis werden ließ.
»Das war Paulette!« schrie Michael, als sie die erste Überraschung überwunden hatten.
Dann rannten sie los…
***
Irene Held setzte sich auf das große Bett in Paulettes und Michaels Zimmer. Über ihrem Kopf befand sich ein Baldachin aus brüchigem Brokatstoff. »Ich habe keine Lust, die Burg schon wieder zu verlassen«, meinte sie. »Weiß gar nicht, was die Männer haben.«
Paulette hob die Schultern. »Ich freue mich, daß ich hier weg kann. Bin froh, wenn ich wieder in einem anständigen Hotel übernachte.«
»Du bist verwöhnt«, stellte Irene fest. Sie zündete sich eine Zigarette an.
»Gebe
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