GK162 - Duell mit dem Satan
halten.
Barkley saß an seinem klobigen Schreibtisch. Scott hockte in sich zusammengesunken auf dem Besucherstuhl. Das Büro des Sergeants war klein und bis auf den letzten Millimeter zweckmäßig ausgenützt.
Fassungslos schüttelte Barkley den Kopf. »Derek«, sagte er. Die Erregung machte seine Stimme heiser. »Bist du wirklich sicher, daß das alles stimmt, was du mir da eben erzählt hast?«
Scott nickte langsam. Er wollte nicht mehr kämpfen. Er wollte nicht mehr lügen. Was hätte das alles jetzt noch für einen Zweck gehabt. »Es ist die Wahrheit, Tom«, sagte Scott.
Barkley fuhr sich nervös durchs rote Haar . »Du weißt, daß ich dich jetzt in Haft nehmen muß.«
»Aus keinem anderen Grund bin ich hier, Tom. Tu deine Pflicht. Sperre mich in eine von euren Zellen.«
Barkley zog die buschigen Brauen hoch. »Ich glaube, ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht, Derek.«
»Was?«
»Du hoffst, daß du in unserem Zellentrakt vor Tucker sicher bist.«
Scott gab das unumwunden zu. »Ich hänge trotz allem an meinem Leben. Kannst du das nicht verstehen?«
»Auch Randolph Tucker hing an seinem Leben. Ihr habt es ihm aber genommen.«
»Heute weiß ich, daß es ein Verbrechen war, Tom.«
»Verdammt, warum wißt ihr das immer erst, wenn es zu spät ist?«
***
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam Margie Scott zu uns. Andrew bot ihr den besten Platz im Living-room an. Er setzte ihr einen Scotch vor. Ich nahm mir einen Pernod mit Eis, ohne Wasser. Andrew Tann bot Margie eine Zigarette an. Sie fingerte das Stäbchen aus der Packung. Ich hatte Zeit, sie in Ruhe zu beobachten. Sie war furchtbar aufgeputscht und schien auch einiges getrunken zu haben. Ihr Anblick genügte, um mein Mitleid zu wecken. Mir sind schon viele Menschen begegnet, die Kummer hatten. Sie hatten alle ungefähr so ausgesehen wie Margie.
Nur… dieses Mädchen hatte es noch schlimmer getroffen als all die anderen Fälle, die mir bekannt waren. Sie trank zuerst. Dann nahm sie den vierten nervösen Zug von der Zigarette, ehe sie mich anblickte und mit gepreßter Stimme sagte: »Sie möchten doch wissen, wer Randolph Tucker umgebracht hat, Mr. Ballard.«
»Allerdings«, nickte ich gespannt.
»Es waren drei Täter!« sagte Margie hart.
»Gleich drei?« Ich ahnte, welche drei Namen mir Margie nun nennen würde.
Und da kamen sie auch schon: »Edna Scott, Derek Scott und George MacReady!« Es klang schrecklich verbittert und eiskalt anklagend. Ich brauchte Margie nicht aufzufordern, Andrew Tann und mir die näheren Einzelheiten zu berichten. Sie fing von selbst damit an. Es war eine haarsträubende Geschichte. Irgendwie konnte ich verstehen, daß Randolph Tucker sich mit dem Satan verbündet hatte, um nach Porlock zurückkehren zu können. Gleichzeitig aber konnte ich nicht billigen, daß der zum Dämon gewordene Tucker in diesem Ort ungehindert seine Lynchjustiz ausübte.
Dem wollte ich einen Riegel vorschieben.
Nun war mir glasklar, wo Tucker als nächstes zuschlagen würde: in der Polizeistation!
Die Dunkelheit, der Deckmantel für Tuckers Missetaten, hatte sich bereits weit über Porlock gebreitet.
Wir brachten Margie Scott in meinem Wagen nach Hause. Dann fuhren wir zur Polizeistation weiter.
Tom Barkley hatte inzwischen Alan Russell, den Spiritisten, den er irrtümlich des Mordes verdächtigt hatte, auf freien Fuß gesetzt. Ich beglückwünschte den Sergeant zu diesem Entschluß. Aber ich begann mich über Barkley gleich wieder zu ärgern. Ich sagte: »Derek Scott ist in großer Gefahr, Sergeant.« Der Rothaarige lächelte mich an, als wüßte ich nicht, was ich rede. »Was sollte ihm dann in unserer Zelle passieren, Mr. Ballard?« fragte er mich beinahe mitleidig. »Da ist er so sicher wie in Abrahams Schloß.«
»Sie haben nach wie vor keine Ahnung, wozu Dämonen fähig sind, Barkley!« schrie ich aufgebracht.
Er knallte die Faust wütend auf den Tisch. »Verdammt noch mal, Ballard, schreien können Sie mit Ihrem Freund Tann. Aber nicht mit mir. Ich bin eine Amtsperson…«
»Du liebe Güte, kommen Sie mir bloß nicht damit, Sergeant. Können Sie denn nicht verstehen, daß ich erregt bin? Nach alldem, was passiert ist! Ich jage seit Jahren hinter Geistern und Dämonen her, Barkley. Sie mögen ein guter Polizist sein, aber von diesen Dingen haben Sie so gut wie keine Ahnung, während ich auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken kann. Soll ich Ihnen sagen, was vernünftig wäre? Überlassen Sie mir das Kommando in dieser Nacht
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