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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Peyrade hatte die Gabe, alles zu travestieren, selbst den Geist. Es gibt wenig Engländer, die nicht behaupten, Gold und Silber seien in England besser als irgendwo sonst. Die jungen Hähne und die Eier, die aus der Normandie auf den Londoner Markt kommen, ermächtigen die Engländer zu der Versicherung, daß die Londoner Hähnchen und Eier den Parisern, die aus demselben Lande stammen, überlegen sind (very fine!) . Esther und Lucien standen sprachlos vor dieser Vollkommenheit des Kostüms, der Sprache und der Verwegenheit. Man trank und aß, während man plauderte und lachte, so viel und so gut, das es vier Uhr morgens wurde. Bixiou glaubte einen jener Siege davongetragen zuhaben, wie Brillat-Savarin sie so lustig schildert. Aber als er seinem Onkel zu trinken einschenkte und vor sich hin sagte: ›Ich habe England besiegt!‹ erwiderte Peyrade dem wilden Spötter mit einem ›Immer zu, mein Bürschchen!‹ das nur Bixiou hörte.
    »He, ihr andern! Der ist so wenig Engländer wie ich! ... Mein Onkel ist Gaskone! ... Einen andern konnte ich auch nicht haben!« Bixiou war mit Peyrade allein, so daß niemand diese Offenbarung hörte. Peyrade fiel von seinem Stuhl zu Boden. Sofort packte Paccard ihn und trug ihn in eine Mansarde hinauf, wo er in tiefen Schlaf versank.
    Um sechs Uhr abends fühlte der Nabob, wie er erwachte, weil man ihm mit einem nassen Tuch das Gesicht abwusch; er lag auf einem schlechten Gurtbett und sah sich von Angesicht zu Angesicht Asien gegenüber; sie war maskiert und trug einen schwarzen Domino.
    »Aha, Papa Peyrade, wir wollen abrechnen!« sagte sie. »Wo bin ich? ...« fragte er, indem er sich umsah. »Hören Sie mich an, das wird Sie ernüchtern,« erwiderte Asien. »Wenn Sie Frau du Val-Noble nicht lieben, so lieben Sie Ihre Tochter, nicht wahr?« »Meine Tochter?« brüllte Peyrade auf. »Ja, Fraulein Lydia ...« »Und ...?« »Nun, die ist nicht mehr in der Rue des Moineaux, sie ist entführt.«
    Peyrade entschlüpfte ein Seufzer, wie ihn die Soldaten ausstoßen, wenn sie auf dem Schlachtfeld durch eine Verwundung fallen. »Während Sie den Engländer spielten, haben wir Peyrade gespielt. Ihre kleine Lydia glaubte ihrem Vater zu folgen, sie ist in Nummer Sicher ... Oh, Sie werden sie niemals finden! Wenn Sie nicht wieder gutmachen, was Sie angerichtet haben ...« »Was? ...« »Man hat gestern Herrn Lücken von Rubempré an der Tür des Herzogs von Grandlieu abgewiesen. Dieses Ergebnis verdanken wir deinen Intrigen und dem Mann, den du auf uns gehetzt hast. Kein Wort. Höre zu!« sagte Asien, als sie sah, daß Peyrade den Mund auftat. »Deine Tochter«, fuhr sie fort, indem sie durch den Ton, den sie auf jedes Wort legte, den Gedanken Nachdruck gab, »wirst du rein und fleckenlos erst an dem Tage wiedersehen, nachdem Herr Lucien von Rubempré Saint-Thomas d'Aquin als Gatte von Fräulein Klotilde verlassen hat. Wenn Lucien von Rubempré nicht innerhalb von zehn Tagen wieder empfangen wird, wirst zunächst du eines gewaltsamen Todes sterben, ohne daß dich irgend etwas vor dem Schlag bewahren kann, der dir droht ... Aber wenn du fühlst, daß du geliefert bist, wird man dir, ehe du stirbst, noch Zeit lassen, diesen Gedanken zu denken: ›Meine Tochter ist für den Rest ihrer Tage Prostituierte!‹ Obgleich du dumm genug gewesen bist, diese Beute in unsern Klauen zu lassen, hast du doch noch Geist genug, um über diese Mitteilung unserer Regierung nachzudenken. Belle nicht, sprich kein Wort, wechsle bei Contenson deine Kleidung und geh nach Hause, so wird Katt dir sagen, daß deine kleine Lydia auf deinen Ruf hinuntergegangen ist und nicht mehr gesehen wurde. Wenn du dich beklagst, wenn du einen einzigen Schritt unternimmst, so wird man mit dem beginnen, womit man schließen soll, wie ich dir sagte; deine Tochter ist de Marsay versprochen. Beim Vater Canquoelle darf man keine Redensarten machen oder Handschuhe anziehen, nicht wahr? ... Geh hinunter und hüte dich, noch einmal in unsere Angelegenheiten einzugreifen.«
    Asien ließ Peyrade in einem erbarmungswürdigen Zustand zurück; jedes Wort war ein Keulenschlag gewesen. Der Spion hatte zwei Tränen in den Augen, und zwei weitere Tränen unten an seinen Backen hingen mit ihnen durch feuchte Spuren zusammen. »Man erwartet Herrn Johnson zum Diner,« sagte Europa, indem sie einen Augenblick darauf ihren Kopf zeigte.
    Peyrade gab keine Antwort; er ging hinunter, eilte durch die Straßen bis zu einer Droschkenhaltestelle und fuhr zu

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