Glanz
geöffnet: »Spielstand laden«, »Neustart« und »Beenden«.
Einen Moment stand ich da, reglos, und wartete darauf, dass sich das Bild irgendwie verändern, in Luft auflösen würde. Aber das tat es nicht.
Zögernd näherte ich mich dem Schreibtisch, streckte eine Hand aus, berührte den reglosen Körper sanft an der Schulter. »Eric?«
Keine Reaktion.
Ich fasste die Schulter, rüttelte daran. »Eric! Wach auf, Eric! Bitte, wach auf!«
Eine Bewegung lief durch seinen Körper. Er machte ein grunzendes Geräusch, dann schlug er die Augen auf. Er richtete sich auf und sah sich blinzelnd um. Die Tasten hatten sich in seine linke Gesichtshälfte eingeprägt und gaben ihr ein schachbrettartiges Muster. »Morgen, Ma. Muss wohl am Rechner eingeschlafen sein. Tut mir leid.«
Ich stand nur da, fassungslos, unfähig zu begreifen, was ich sah.
»Was ist los, Ma? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!«
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich versuchte zu lächeln, aber es misslang. Tränen traten mir in die Augen. Ob aus Verzweiflung oder Erleichterung, wusste ich nicht.
Eric stand auf und nahm mich in den Arm. »Ist ja gut, Ma. Ist ja gut. Es kommt nicht wieder vor, versprochen.«
War es gut? War es wirklich gut? Er fühlte sich verdammt real an, wie er mir über den Rücken streichelte.
Er löste sich von mir. »Komm, lass uns frühstücken.« |265| Wir gingen in die Küche. Als er sah, dass ich nicht wie gewohnt gedeckt hatte, platzierte er Teller, Tassen und Besteck auf dem Tisch, holte Erdnussbutter, Marmelade und Milch aus dem Kühlschrank und steckte zwei Scheiben in den Toaster. Er machte mir sogar unaufgefordert einen Kaffee.
Ich stand die ganze Zeit daneben und wusste nicht, was ich denken sollte. Erics Koma, das Krankenhaus, Emily, diese verrückte Phantasiewelt – hatte ich all das nur geträumt? War das hier – mein Sohn am Frühstückstisch, der duftende Kaffee – die Realität?
Nach allem, was ich erlebt hatte – oder glaubte, erlebt zu haben –, traute ich dem Schein nicht. Nein, das hier war einfach zu schön, um wahr zu sein.
Wie normal war mir doch dieses Leben vorgekommen, damals, bevor es geschehen war. Ich hatte nicht begriffen, wie glücklich ich gewesen war.
Ich setzte mich an den Küchentisch, vorsichtig, so als könnte ihn eine unbedachte Bewegung zerplatzen lassen wie eine Seifenblase. Ich zwang mich, meinen Kaffee zu trinken – er war so heiß, dass ich mir Lippen und Zunge verbrühte – und ein Toast zu essen. Die Erdnussbutter schmeckte pappig wie immer. Ich kaute lustlos.
Eric stellte sein Geschirr in die Spüle, putzte sich die Zähne und strich pro forma ein paar Mal mit dem Kamm über seine Locken, ohne damit viel auszurichten. Dann packte er die Schulsachen in seine Tasche und öffnete die Wohnungstür. »Tschüs, Ma. Bis heute Nachmittag!«
Ich wollte ihn aufhalten, ihn auf keinen Fall gehen lassen. Aber ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Also gab ich ihm nur einen Abschiedskuss und sah mit klopfendem Herzen zu, wie er die Treppe hinunterging.
Ich hatte die Tür kaum geschlossen, als die Klingel ertönte. |266| Sie klang nicht wie die Klingel, die ich kannte – sie war dreistimmig und spielte eine alberne Melodie, die in einem New Yorker Apartment nichts verloren hatte.
Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich sah durch den Spion und erstarrte. Vor der Tür stand Dr. Ignacius. Er drückte erneut auf den Klingelknopf. Nur war es jetzt nicht mehr der Arzt, der klingelte, sondern eine riesige Krähe in einem weißen Kittel.
Einen Moment lang wusste ich nicht, ob ich lachen, weinen oder hysterisch schreien sollte. Dann begriff ich, dass ich träumte, und wachte im selben Moment auf.
Ich fuhr hoch. Mein Herz schlug heftig, und mein Körper war schweißgebadet. Mein Sohn lag reglos wie immer neben mir. Emily hatte einen Arm um ihn geschlungen und schlief. Durch das geöffnete Fenster sah ich einen tiefschwarzen Himmel, der von unnatürlich vielen Sternen besetzt zu sein schien. Dieser Anblick und das laute Zirpen der Grillen erinnerten mich daran, dass ich mich auf dem Land befand.
Ich hatte offenbar normal geschlafen und nur einen besonders realistischen Traum gehabt, in dem der Unfall gar nicht geschehen war. Der Kontakt zu Eric musste abgerissen sein, als ich mich in seiner Traumwelt auf sein Bett gelegt hatte und eingeschlafen war. In einem Traum eingeschlafen, im nächsten aufgewacht.
Ich dachte an den Alptraum mit dem
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