Glencoe - Historischer Roman
wachen. All die Schulterklopfer, das Angehimmel, das dir fehlt, heimst du von ihr ein, undich bin rasend vor Enttäuschung, weil du klein bist, keinen Daumenbreit größer als die andern, weil du, so klug du sein könntest, erbärmlich dümmlich nach derselben Hohlheit lechzt. Klugsein ist hart, und Dummsein ist leichter als ein Kinderspiel – warum also solltet ihr blöden Opferbullen euer Tröpfchen Kraft verschleudern? In den Armen eurer Ceanas liegt ihr behaglich wie in Abrahams Schoß. Ich bin wütend auf dich, weil die anderen nicht anders können, weil ich aber weiß, dass du es kannst.
Sie brauchte nicht länger Mut zu sammeln. Sie ging einfach zu ihm hin, schob Ceana beiseite, trat an deren Stelle. Ob die Schöne sich zurückzog oder ob sie lauschte, kümmerte sie nicht. Gerade sah sie ihrem Mann ins Gesicht. Er ist ziemlich hübsch, stellte sie einmal mehr fest, und das machte sie noch wütender. Er ist keiner wie John, aus dem die Jahre einen Knaben mit Greisenfalten machen, sondern wächst in sein Gesicht hinein. Natürlich hat er sich das Haar nicht gekämmt, er ist auf seine Art kokett wie ein Pfau, und es wird Zeit, ihn zu lehren, dass er mir nichts vorzumachen braucht.
Seine Augen flackerten. Ja, hab Angst vor mir, Sandy Og, mach dir die Wolle nass vor Angst! »Du bist an Beltane nicht hier, hab ich recht?«, fragte sie.
Er sagte nichts. War mit dem wirren Haar und den flackernden Augen unverschämt hübsch.
»Mithin ist dies hier dein Beltane. Man gibt es dir vorher, weil du womöglich keines mehr erlebst.«
Er schwieg weiter. Zuckte nur nach endlosem Zögern mit den Schultern.
»Und?« Sie spreizte ein Bein und legte ihr Gewicht in die Hüfte. »Willst du mir kein Kind machen, Sandy Og?«
Sie sah das Erschrecken, sah seinen Blick an ihrem Körper abwärtsgleiten, und in ihr lachte die Wut so röhrend auf wie der MacIain.
»Sarah …«
»Das genügt nicht. Davon, dass du Sarah stotterst wie vorhundert Jahren auf dem Rannoch Moor, kommen keine Kinder in Bäuche.«
Er sagte nichts. Kratzte sich am Ohr, als wolle er es aufbiegen, um zu prüfen, ob er sich verhört hatte.
»Mach dir nicht ins Hemd.« Sie streckte die Hand und klopfte ihm zwischen den Schenkeln auf den Kilt, wie ihm sonst Ceana auf die Schulter klopfte. »Du brauchst dein teures Gut nicht zu bemühen, kannst es sparen, bis du im Grab verfaulst. Hättest du, der gelobt hat, mich Nacht um Nacht zu bewachen, dich nur einmal herabgelassen, mich anzusehen, wüsstest du, dass dein Kind längst in mir schlägt und tritt.«
Sie hatte schon einmal erlebt, wie sein Gesicht sich bei einer solchen Nachricht veränderte, und es war das zweite Mal nicht weniger köstlich. »Sag nicht Sarah «, warnte sie ihn noch einmal. »Vielleicht gibt es in deinem Vorrat ja noch ein, zwei andere Worte, oder bist du etwa stumm wie Ben?«
»Ben ist nicht stumm«, murmelte er auf seine übliche Weise, als falle er aus allen Wolken.
»Ich spreche nicht über Ben!«, schrie sie. »Ich rede darüber, dass du mich erst liebst wie ein Bock, der zu den Huren geht, und mich dann den ganzen Winter lang nicht anrührst, als wäre ich überall voll Grind!«
Sandy Og hob die Brauen. In seinen Mundwinkeln zuckte etwas, das er nur mühsam im Zaum hielt. »Woher weißt du denn, wie ein Bock zu den Huren geht?«
Die Wut schoss ihr in den Hals und nahm ihr die Luft. »Weißt du’s ?«
»Und ob.« Er ließ das Spiel der Mundwinkel frei.
Sie schlug ihm so fest über Mund und Wange, dass es klatschte und ihre Handfläche brannte.
Er stand still. Sarah sah ihm zu, ließ toben, was in ihr war, und genoss es. Er war ihr Liebster. Der, von dem ihr die Großmutter nicht gesagt hatte, dass sie ihn Tag und Nacht in den Armen halten wollte und dass es ihr vor Angst den Kopf sprengte,wenn es in den Krieg ging. Sie nahm ihm entsetzlich übel, dass er sich von Ceana hätscheln ließ, und noch mehr, dass er sich wie ein Hornochse schlachten ließ, doch sie liebte ihn sehr.
Jeder andere hätte zurückgeschlagen, jeder andere Männerstolz wäre unter der Schmach zerplatzt, von der eigenen Frau geohrfeigt zu werden, aber der von Sandy Og war zu abgehärtet und zu zäh. Verdutzt schüttelte er den Kopf, dass ihm das Haar in die Stirn flog, blinzelte und hob die Rechte an die Wange. Um seine Lippen schlich sich ein Grinsen, schief verzogen, gewiss tat ihm die Wange tüchtig weh.
Sarah gab ihm noch einen Herzschlag Zeit, dann strich sie ihm grob die Hand herunter, packte sein
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