Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
Vom Netzwerk:
war? »Es kommt ja kein König nach Lochaber«, sagte er und verspürte den Drang, sich zu ducken.
    Lochiel grinste. »Ein bisschen Vorsicht bekäme dir nicht schlecht. Jeder andere hätte dir jetzt eins verpasst, aber ich schlage keinen Mann dafür, dass er die Wahrheit sagt. Trotzdem, so einfach geht es nicht. Reden wir über Heimat, einverstanden? Du bist aus Frankreich im Nu zurückgekrochen, obgleich man hätte meinen sollen, dass so ein Wolkenkopf wie du einen tüchtigen Studenten abgibt.«
    Wie so oft, wenn nichts komisch war, musste Sandy Og lachen. »Ich war ein schauderhafter Student. Je mehr Bücher ich aufschlug, desto mehr Fragen verknäulten sich in meinem Kopf. Ich zog mir allerlei seltsame Krankheiten zu, lag die meiste Zeit im Bett wie ein adliges Mädchen und wollte nur eins, nach Glencoe zurück, wo auf jede Frage die Antwort lautet: ›Weil es eben so ist.‹«
    Jetzt lachte auch Lochiel. »Nicht übel, Freundchen. Unter all der Wolle auf deinem Kopf bewegt sich ja was. Genauso istes. ›Wir kämpfen für Jamie Stuart, weil das unsere Heimat ist, so wie Bannocks zu Beltane essen‹, sagt dein Vater.«
    »Und wie Colins Rinder singen, auch wenn das verdammt noch mal ein geklautes Lied ist, das kein verdammter Fianna, sondern ein verdammter Campbell geschrieben hat.«
    »Du bist lustig, wenn du ›verdammt‹ sagst«, bemerkte Lochiel. »Du hörst dich an wie eine Kuh, die bellt, aber ich weiß ja, was du sagen willst. Wir haben so gelebt, weil die, die vor uns kamen, so gelebt haben, aber jetzt kommt die Zeit, wo es so nicht mehr geht, und wir Alten können euch nicht sagen, was zu tun ist. Ihr müsst es uns sagen. Ich beneide euch nicht.«
    Ich mich auch nicht, dachte Sandy Og. Ich beneide jeden, der noch lebt, wenn Samhuinn ist.
    »Was hat deine Frau gesagt, als du aufgebrochen bist?«
    »Dass sie mir nicht noch Suppe kocht. Dass ich mich bessern soll.«
    »Tu mir einen Gefallen«, sagte Lochiel, »wenn du nach Hause kommst, sperr deine verstopften Ohren auf, wann immer deine Frau mit dir spricht.«
    »Aber wir sprechen doch mit den Frauen über solche Dinge nicht. Außerdem …«, die Stimme wurde ihm rau, »außerdem komme ich nicht nach Hause, denn andernfalls hätte mein Vater meinen Bruder geschickt.«
    »Oho!« Lochiel tätschelte ihm die Brust. »Das kleine Herz fühlt sich schon wieder gekränkt, ja? Ich habe dir bereits gesagt, was du und dein Vater miteinander habt, geht mich nichts an, aber mit deiner Frau wirst du sprechen müssen. Und dafür, dass du nach Hause kommst, sorge ich, und wenn ich dich deinem Vater an deinen Zotteln vor die Tür schleife.«
    Das Schiff zu überfallen erwies sich als unmöglich, denn es lag scharf bewacht am allzu überschaubaren Ufer. Dafür, dass das Heer der Jacobiten dennoch vorläufig nicht zu hungern brauchte, sorgte Coll aus Keppoch, der jeden Mann bei sich hatte, den eraufbringen konnte, und mit seinen Leuten Schiffe vor Stratherrick beraubte. Als Lochiel und Sandy Og hinter Inverness mit ihm zusammentrafen, war der kleine Mann prächtigster Laune und überzeugt, einer Welt voller Teufel ebenso leichthändig den Garaus machen zu können wie der Handvoll waffenloser Schiffe.
    Unter Singen und Pfeifen zogen sie weiter nach Strathspey, wo sie auf General Buchan treffen sollten. Die Gemeinschaft machte die Männer fröhlich, verlieh ihnen Zuversicht, sie rasteten häufiger als nötig, spielten Karten und sprudelten über vor Geschichten. Wir hatten alle im Winter Angst, dachte Sandy Og. Er mochte die Leute, denen man nur ein paar Gefährten und etwas zu tun geben musste, damit sie sich beruhigten, auch wenn Dummköpfe wie Keppoch darunter waren.
    Wie geplant warteten General Buchan und General Cannon hinter Strathspey mit dem größten Teil des Heeres, um die Standarte der Stuarts aufzupflanzen, ehe sie nach Cromdale weitermarschierten. Dort wollte Buchan ein Lager aufschlagen und auf Nachrichten seiner Kundschafter warten, ehe er abhängig von der Stellung des Feindes die Marschroute auf Perth festlegte. Unter den Offizieren gab es eine kurze Beratung, während ihre Leute, die sich seit Tagen mit Wasser begnügten, unter der Standarte ein wenig Wein zum Feiern vertranken.
    Der Befehlshaber hatte etwas von Bonnie Dundee, fand Sandy Og. Etwas Bedauerliches. Es war, als hätte jemand Dundees Porträt gemalt, jedoch die Konturen verschwimmen lassen und den Glanz gleich ganz vergessen. Die ständigen Bewegungen, die an Dundee entschlossen gewirkt hatten,

Weitere Kostenlose Bücher