Gone 4: Rache
seinen Arm stützen wollte, knackte dieser unter ihm weg.
Jamal kreischte vor Schmerz. Sein linker Arm hing leblos an ihm hinunter, die Schulter war ausgekugelt. Blut rann ihm aus der Nase, sickerte ihm aus den Ohren.
Oh ja, dachte Drake, der Junge war böse gestürzt.
Drake setzte sich rittlings auf ihn drauf, schlang den Peitschenarm um Jamals Hals, um ihn am Schreien zu hindern, und drückte ihm den Pistolenlauf an die Schläfe.
»Du hast drei Sekunden Zeit, dich zu entscheiden«, sagte Drake mit schmeichelnder Stimme. »Bist du für oder gegen mich?«
Jamal benötigte keine drei Sekunden. »Ich helfe dir!«, stieß er röchelnd hervor, noch ehe Drake den Druck von seiner Kehle genommen hatte.
»Ja? Dann hörst du mir jetzt gut zu, du Arschloch. Das ist deine einzige Chance. Wenn du mir was vormachst, mir nicht gehorchst, dann werde ich dich … nicht umbringen.«
Jamal runzelte verwirrt die Stirn.
»Weil mit dem Tod die Schmerzen aufhören«, erklärte Drake mit teuflischem Grinsen. »Ich bringe dich nicht um, ich ziehe dir mit meiner Peitsche die Haut ab.«
In einem Anfall von Grausamkeit holte Drake aus und schlug zu. Die Peitsche schnitt durch Jamals Jeans und hinterließ einen roten Striemen auf seinem Oberschenkel.
Jamal heulte auf.
Wieder schlug Drake zu, dann noch einmal, während Jamal sich unter ihm wand und zuckte und versuchte, sich mit dem gesunden Arm zu schützen.
»Du sollst wissen, wie es sich anfühlt«, erklärte Drake. »Das tut weh, was?«
Jamal weinte wie ein kleines Kind, zu verängstigt, um zu antworten.
»Ich hab gefragt, ob das wehtut.«
»Ja! Ja!«, schluchzte Jamal.
»Ganz egal, was du tust, für wie clever oder knallhart du dich hältst: Wenn du mich hintergehst, wenn es auch nur so aussieht, peitsche ich dich aus. Ich werde dafür sorgen, dass es lange dauert. Stundenlang. Und dann lass ich dich irgendwo liegen, wo dich die Heilerin nicht findet. Glaubst du, dass ich dazu fähig bin?«
Jamal nickte eifrig. »Ja, das glaube ich!«
»Ich kann nicht getötet werden«, sagte Drake.
»Ich weiß.«
Drake reichte ihm die Pistole. Um zu testen, ob Jamal ihn wirklich verstanden hatte. Er sah, wie Jamal der Gedanke durch den Kopf schoss: Ich könnte ihn erschießen und abhauen. Dann sah er, wie es in seinem Kopf arbeitete und er sich alles bis zum unvermeidlichen, bitteren Ende ausmalte. Und wie sich sein Widerstand in Luft auflöste.
»Kluger Junge«, sagte Drake. »Also, du tust Folgendes.«
Zehn
52 Stunden, 37 Minuten
»Warum mussten wir uns unbedingt mitten in der Nacht aus der Stadt stehlen?«, murrte Jack. »Mann, ich sehe überhaupt nichts.«
Sie hatten den Highway überquert, die Tankstelle hinter sich gelassen und stiegen jetzt bergauf. Der Mond tauchte die hohen, trockenen Grashalme in silbernes Licht. Doch es drang nicht bis zu den Steinen vor, die aus der verdörrten Erde ragten und an denen man sich die Zehen anstieß oder über die man gleich drüberflog.
»Das hab ich doch vorhin schon erklärt«, fuhr Sam ihn an. »Wenn du nicht zuhörst …«
Taylor fiel ihm ins Wort. »Weil Astrid sonst einen Grund gefunden hätte, ihn nicht gehen zu lassen.« Jetzt ahmte sie Astrids Stimme nach, indem sie einen kalten, herablassenden Ton anschlug. »Ich bin das gescheiteste, heißeste Mädchen der Welt. Und deshalb tust du, was ich sage. Braver Junge. Sitz, Sam. Sitz!«
Sam schwieg. Er war ihnen ein paar Meter voraus und ging einfach weiter.
Taylor hörte aber nicht auf. »Oh, Sam, wenn du nur so viel Herz und Verstand wie ich hättest. Wenn du begreifen würdest, dass du nie gut genug sein wirst, um mich zu kriegen. Mich, Astrid, das blonde Genie!«
»Sam, darf ich sie jetzt gleich erschießen oder wäre das zu früh?«, fragte Dekka.
Sam grinste. »Warte, bis wir über den Kamm sind. Das dämpft den Knall.«
»Oh, entschuldige, Dekka«, flötete Taylor. »Ich weiß, du magst es nicht, wenn darüber geredet wird, was zwischen Jungs und Mädchen läuft.«
»Taylor!«, sagte Sam warnend.
»Ja, Sam?«
»Stell dir doch einfach mal vor, wie es wäre, wenn jemand hin und wieder die Schwerkraft unter deinen Füßen aufheben würde.«
»Wer könnte das sein?«, fragte Dekka scheinheilig.
Taylor flog der Länge nach hin.
»Du hast mir ein Bein gestellt!«, rief Taylor eher geschockt als wütend.
»Ich?« Dekka breitete wie unschuldig die Hände aus. »Hey, ich bin nicht einmal in deiner Nähe.«
»Ich wollte bloß sagen«, fuhr Sam fort, »dass ein langer
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