Google-Mitarbeiter Nr. 59
das?«, flüsterte mir Kristen ins Ohr, als die Frau ihr Tablett von den Hauptgerichten zum Dessert schob.
»Ach, das ist nur eine Technikerin«, erwiderte ich. »Sie fährt Motorrad«, fügte ich hilfreicherweise hinzu.
Als ich Kristen informierte, dass Google meine Anwesenheit bei einem Mitarbeiterausflug auf den Pisten von Lake Tahoe forderte, klang das für sie so: »Bitte bleib bei unseren drei Kindern zuhause, während ich mit einer Busladung von adrenalingeladenen, hormondurchtränkten Spätpubertierenden losziehe, um drei Tage mit bacchantischen Alkoholexzessen, Drogenmissbrauch und Zimmerschlüsseltausch zu verbringen.«
Sie traf es in etwa. Das weiß ich, weil ich sie im darauffolgenden Jahr überzeugte, dass meine Karriere ernsthaft gefährdet sei, wenn ich nicht mitmache. Google kam für alle Reisekosten auf, inklusive Busanreise, Essen und Unterkunft in dem eleganten Resort am Squaw Creek, und gab uns einen 50-Dollar-Gutschein für einen Skikurs. Es kostete nichts und war nur für ein paar Tage. Bitte, Liebling? Bitte, bitte?
Wir teilten die Zimmer, um Geld zu sparen, und ich wohnte mit Bay und unserem frisch angestellten Syndikus Kulpreet Rana zusammen. Bay verlor beim Strohhalmziehen und schlief auf dem Fußboden. Während ich stolz darauf bin, dass ich so hoffnungslos uncool war, dass ich alles verpasste, was dekadenter war als ein mitternächtliches Bad in einem warmen Outdoor-Whirlpool mit Larry, Salar, Urs, Moid und einem Dutzend anderer Googler, war klar, dass einige meiner Kollegen sich weniger zurückhaltend zeigten.
Ich hörte Geschichten von Exzessen, an denen nicht nur frischgebackene College-Absolventen beteiligt waren, sondern auch Mitarbeiter, die theoretisch das Alter und die Erfahrung haben sollten, um es besser zu wissen. Viele dieser Geschichten beginnen ganz zufällig mit einem Besuch von »Charlie’s Den« – dem Raum, den Küchenchef Charlie mit Keith aus der Buchhaltung teilte, und einer SUV-Wagenladung Spirituosen, die aus Mountain View mitgebracht worden war. Als die Zahl der Teilnehmer größer wurde und der Ruf von Charlies Gastfreundschaft ebenfalls wuchs, verlagerte sich die Party erst in eine übergroße Luxussuite und dann in einen Tagungsraum mit einer offenen Bar, Alkohol im Wert von 75.000 Dollar und einem reichlichen Vorrat an anderen »sozialen Schmiermitteln«. Die Spezialität des Hauses waren »Kräuter«-Brownies und Goo Balls aus dunkler Schokolade 74 . War es purer Zufall oder der perverse Humor von Heather und den HR-Leuten, die das Event organisierten? Jedenfalls war Larrys Raum üblicherweise neben dem Partykomplex. In einem Jahr wurde versehentlich der gesamte Alkohol in Larrys Suite abgeladen. Larry trank nie, obwohl er manchmal einen Fingerhut voll Bier auf Partys mit sich trug, damit die anderen sich nicht unwohl fühlten.
»Mein Verstand ist Geld«, erklärte Larry einmal Charlie und zeigte auf eine Flasche, »und das zerstört das Gehirn.«
»Ich denke, er könnte ein paar Gehirnzellen erübrigen«, sagte Charlie später zu mir.
Andere Führungskräfte waren bereitwilliger, Teile dieser grauen Masse zu opfern, und Charlie stellte sicher, dass ihre Zimmer mit den bevorzugten Genussmitteln ausgestattet waren für den Fall, dass sie es nicht bis zur Party im Den schafften.
»Es ist immer cool, zu sehen, wenn Menschen sich gehen lassen und eine schöne Zeit haben«, beobachtete Charlie und unterstützte die Chancen für die körperliche und emotionale Nähe von Mitarbeitern. »Googler ließen sich auf eine Art gehen, die es woanders nicht gibt.« Vielleicht dachte er bei diesen Worten an die mit einer Toga bekleideten Jungs aus dem Betrieb, die nur zu gerne bewiesen, dass sie keine beengende Unterwäsche darunter trugen. Oder an die Vertriebsrepräsentantin, die auf den Rücken eines anderen Googlers sprang, ihr T-Shirt auszog und begann, ihn im Jockeystil zu peitschen. Oder an den Topmanager, den man auf allen vieren kriechend auf dem Gang gesichtet hatte, bellend wie ein betrunkener Hund.
Es gab eine Pyjamaparty mit Preisen für die Kostüme. Larry gewann eine Wette mit Sergey, Salar und der Technikerin Lori Park, die damit endete, dass die Verlierer nach dem Dinner in den eiskalten Lake Tahoe sprangen.
»Wir haben versucht, die ›Wir sind kein Großunternehmen‹-Einstellung bei Google wiederzubeleben«, erläuterte Charlie, »eine Art ›Ihr könnt uns mal‹ gegenüber der Technologiebranche.«
Manche, die Charlie’s Den besuchten,
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