Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
Vom Netzwerk:
würde nicht zu den neuesten Nachrichten führen, also war das Beste, was wir tun konnten, den Usern Links zu zweckdienlichen Nachrichtenseiten sowie Kopien statischer Berichte anzubieten. Für mich war klar, dass die Live-Berichterstattung übers Fernsehen die aktuellste Information über das war, was gerade in New York passierte. Die Mainstream-Medien taten die Macht von Google nicht so einfach ab. Eine halbe Stunde, nachdem die Information auf unserer Site war, fragte ABC News wegen eines Links zu ihrer Site an. Dann kam MSNBC . Wir fügten beide hinzu, überschritten dabei das Zeichenlimit für unsere HTML-Tabelle und Googles Homepage stürzte ab. Karen und Melissa reparierten sie hastig, während die Stimmung an diesem Tag zwischen Niedergeschlagenheit wegen der Ereignisse, einer Besessenheit, jeden Fetzen an Information zusammenzutragen, und dem Stress durch die Anstrengung, noch mehr Möglichkeiten finden zu wollen, wie wir schnell helfen konnten, wechselte.
    Wir fütterten das Anzeigensystem mit relevanten Schlüsselwörtern, sodass die Suche nach Themen wie »World Trade Center« Nachrichten anzeigte, die auf unsere Nachrichtenseite verwiesen. Wir richteten einen Link zum Roten Kreuz ein mit dem Aufruf, Blut zu spenden. Erst dann stellten wir fest, dass deren Seite derartig überflutet worden war, dass sie nicht mehr aufgerufen werden konnte. Unsere Techniker nutzten einen speziellen Crawler, der das neue inkrementelle Indexing-Tool verwandte, den wir für den Deal mit Yahoo entwickelt hatten, sodass die Suche aktuelle Ergebnisse von den Nachrichtensites mit zurückbrachte.
    Schon bald wurden wir überflutet mit E-Mails von wohlmeinenden Usern, die Google dabei helfen wollten, anderen zu helfen. Die meisten Mails bezogen sich auf das Ad-hoc-Nachrichtenverzeichnis, das wir geschaffen hatten. Die Anfragen, zu der Linkliste hinzugefügt zu werden, stiegen mit jedem Update, das wir herausgaben. Ein Webmaster hatte eine Site, auf der die Leute Nachrichten hinterlassen konnten, um andere wissen zu lassen, dass es ihnen gut ging. Eine Wicca-Anhängerin wollte einen Hinweis auf ihr »Online-Heilsbuch«. Ein alter Freund bei Salon.com wollte einen Link zu deren Berichterstattung. Ein britischer User schlug vor, dass wir auch Quellen außerhalb der Vereinigten Staaten hinzufügen sollten. Ich erklärte ihnen allen, dass unsere Mission nicht darin bestehe, den »Online-Nachrichtendienst zu ersetzen, sondern dass wir den Menschen lediglich helfen wollten, an Informationen zu gelangen«. Dennoch wurde der Wasserfall eingehender Links zu einer Stromschnelle, die gemeinsam mit dem Strom der Nachrichten aus New York, aus dem Pentagon und aus Pennsylvania zu einem lauten Rauschen anschwoll.
    Ich stimmte zu, was den Wert des Hinzufügens einer globalen Sichtweise anging, deshalb fragte ich die Googler, welche Sites sie im Ausland aufriefen. Sie schickten mir als Antwort Quellen auf Deutsch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Rumänisch, Polnisch, Spanisch, Baskisch, Ukrainisch, Japanisch und Russisch. Pflichtbewusst überprüfte ich alle. Leider konnte ich keine einzige davon lesen, von daher konnte ich nicht einschätzen, ob sie in den fett gedruckten Überschriften Extremismus befürworteten oder in der winzigen Typo darunter Vorurteile versteckten. Ich versuchte, von mindestens zwei Googlern Bestätigungen einzuholen, bevor ich die Sites an Karen weiterleitete, um sie aufnehmen zu lassen. Das Technikerteam schickte mir eine Liste der Top-Nachrichtensites, die sie in den Suchprotokollen entdeckten – ein Indikator, welche Quellen die Menschen rund um den Globus zu finden versuchten. Falls ich von der Belegschaft keine Bestätigung bekam, zog ich Suchpopularität als Legitimierung heran.
    Während die Veränderungen im Laufe des Tages eingeführt wurden, gingen die Userreaktionen in alle Richtungen. Einige lobten uns für die nützlichen Informationen. Andere beschwerten sich über die Formulierungen, die die Leute vor ihre Fernseher trieben. Einige rümpften die Nase, weil es nicht unsere Aufgabe sei, als Nachrichtenprovider aufzutreten. Andere sagten, dass unsere übersichtliche Oberfläche sie angezogen hätte und dass sie unsere Site nicht mehr aufrufen würden, wenn wir die Site nicht aufräumten und die ganzen Links entfernten.
    Ich wunderte mich über die Engstirnigkeit dieser Leute. Verstanden sie denn nicht, dass etwas Außergewöhnliches passiert war, das unsererseits außergewöhnliche Maßnahmen

Weitere Kostenlose Bücher