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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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befanden. Wir hatten keine persönlichen Daten über die User (Namen und Adressen), aber wie die meisten Websites, so platzierte auch Google eine einmalige Zahlenfolge auf dem Computer des Users, wenn er unsere Seite aufrief. Diese Zahlenfolge ist als Cookie bekannt. In unseren Logs sind alle Suchen verbunden mit dem Cookie und der IP-Adresse des Computers, der die Suche durchführt. Wenn wir also einen Cookie sahen, der mit mehreren Suchanfragen in Bezug auf die Bombenattentate verbunden war, könnten wir vielleicht die Internetadresse des Users ermitteln. Und anhand anderer Suchen, die er durchgeführt hatte, könnten wir möglicherweise seine wahre Identität feststellen. Wenn der User zum Beispiel nach seinem eigenen Namen gesucht hatte (was relativ häufig vorkommt), wäre diese Suche durch seinen Cookie mit anderen von ihm durchgeführten Suchen verbunden.
    Sergey erstellte eine Liste von Wörtern, nach denen wir in den Logs suchen sollten, einschließlich »Boeing«, »Fliegerschule«, »Logan Flughafen« sowie »Fassungsvermögen Treibstofftank«. Bei einem ersten Durchlauf fand das Team etwa 100.000 Suchanfragen pro Tag, die einige dieser Kriterien erfüllten. Ich fügte ein paar Begriffe hinzu, die ich in Foren gefunden hatte, in denen die Namen der Flugzeugentführer vor dem 11. September aufgetaucht waren, obwohl mir klar war, dass es sich vermutlich nur um Posts von Leuten handelte, die zufällig genauso hießen wie die Flugzeugentführer.
    Soweit ich weiß, hat niemand außerhalb von Google angefragt, dass wir diese Logs durchforsteten, obwohl Nachrichtenberichte andeuteten, dass die Regierung Computer mit Carnivore (einem Programm zur Überwachung des Mail- und Online-Verhaltens von Internet-Usern) bei ein paar Internetdienstanbietern installiert habe, um in Echtzeit Gespräche im Web zu verfolgen. Die Berichte ließen ebenfalls verlauten, dass die Regierung nach ISP-Logs für Datenverkehr von einer bestimmten E-Mail-Adresse suchte. Das Interesse der Bush-Regierung an Internet-Chattern war über Nacht beträchtlich gestiegen.
    Ich hatte keinerlei Skrupel, Sergey bei seinen Suchbemühungen zu unterstützen. Niemand wusste, ob es weitere terroristische Zellen gab, die nur darauf warteten, zuzuschlagen, und wenn dem so war, wo sie zuschlagen würden. Wenn wir Informationen liefern konnten, die Leben retteten, dann war es unsere moralische Verpflichtung, das auch zu tun. Der Preis im Hinblick auf den potenziellen Verlust von Privatsphäre schien vernachlässigbar angesichts dessen, wie eingeschränkt unsere Parameter waren. Wir würden lediglich versuchen, Individuen zu identifizieren, die vor dem 11. September ein verdächtiges Interesse an Themen gezeigt hatten, die mit den Flugzeugentführungen in Zusammenhang standen.
    Dennoch konnte nicht die Tatsache bestritten werden, dass wir versuchten, spezielle User auf der Grundlage ihrer Suchanfragen herauszufiltern. Wenn wir sie fanden, würden wir versuchen, ihre persönlichen Informationen anhand der Daten über sie aus unseren Logs zu bestimmen. Ich denke daran, wenn ich Diskussionen über Datenschutz im Internet höre. Die »Blabla«-Formulierung, die ich für die Toolbar geschrieben hatte, war meine erste Begegnung mit potenziellen Themen der Userprivatsphäre gewesen. Das hier war meine zweite. Die Debatte über Userdaten waren wir weder intern noch mit unseren Usern aktiv angegangen und ich sorgte mich, dass dies für uns in ein möglicherweise verheerendes Kommunikationsproblem ausufern könnte. Ich beschloss, einen Weg zu finden, das Problem zu entschärfen – sobald das Leben wieder zu einer gewissen Normalität zurückgekehrt sein würde.
    Das Durchsuchen der Logs nach 11/9-Terroristen förderte nichts Inte­ressantes zutage. Am nächsten dran war noch ein Cookie, bei dem sowohl nach »World Trade Center« als auch nach »Entführung ägyptischer Maschine« gesucht worden war. Falls die Terroristen Google genutzt hatten, um ihr Attentat zu planen, dann war es auf eine Weise geschehen, die wir nicht aufspüren konnten.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit unserer boomenden News- und Ressourcen-Seite zu, die wie eine Kopoubohne in eine lange Liste neuer Quellen und Hilfsorganisationen in die Länge geschossen war. Am Tag nach den Anschlägen war diese Seite 400.000 Mal aufgerufen worden. Es war meine Aufgabe, sie aktuell zu halten, was sich sehr schnell zu einer politisch empfindsamen Rolle entwickelte. Einer meiner Kollegen bat mich, eine

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