Google-Mitarbeiter Nr. 59
Stand an einer Seite der riesigen Halle, die überflutet war mit Direct-Mail-Firmen, List-Brokern, Spezialdruckern sowie ausländischen Regierungen, die niedrige Steuern und billige Arbeitskräfte für Callcenter anboten. Wir verteilten Magneten und T-Shirts und fuhren mit unseren Googlized Rollern herum und bewarben ein Preisausschreiben, bei dem man kostenlose Werbung gewinnen konnte. Wir stachen aus der konservativen Menge der Sakko- und Krawattenträger hervor, deren Mitglieder immer wieder zu uns kamen und uns sagten: »Ich liebe Google!« Der einzige Stand, der noch mehr Aufmerksamkeit fand, war bestückt mit Hooters-Kellnerinnen, die kostenlos Chicken Wings verteilten, während auf einem riesigen Bildschirm ein Spiel der Bears gezeigt wurde. Jaynie Studenmund, COO von Overture, hielt eine Rede. Sie behauptete, Overture hätte ein »Barry-Bonds-Jahr« (Barry Bonds war Baseballspieler und Rekordhalter der Homerun-Liste), und räumte ein, dass Google ein »gutes Unternehmen« sei und »durchaus in der Lage, ebenfalls mit Suchergebnissen Geld zu verdienen«. Sie erzählte der Menge, dass Google eine Art bezahlte Platzierung habe, die sich von der Overtures unterschied. Damit meinte sie die klar als solche gekennzeichneten Anzeigen neben unseren Suchergebnissen. Ich musste an mich halten, um sie nicht in die Zange zu nehmen.
Später kam Studenmund mit einem halben Dutzend ihrer Kollegen im Schlepptau an unserem Stand vorbei. Sie wollte plaudern. Ob wir der Meinung waren, dass die Veranstaltung der Mühe wert sei? Ein Erfolg? Ich fütterte sie geradeheraus mit so vielen Falschinformationen wie möglich, und nachdem sie sich an unseren Werbegeschenken bedient hatten, zogen sie und ihre Anhängerschar weiter. Sie schienen wegen uns nicht allzu besorgt zu sein. Wir waren lediglich hungrige Streuner, die sich mit ein paar anderen um die Reste von Overtures Erfolg balgten.
Am 13. November ließ Overture dann eine Bombe auf Google fallen. Sie unterschrieben einen Fünf-Monats-Vertrag mit Yahoo, um auf Suchschlüsselwörter abzielende Anzeigen zu liefern. Yahoo würde uns weiterhin für unsere Suchergebnisse bezahlen, aber diese Ergebnisse würden von einer anderen Firma zu Geld gemacht. Sie würden den Rahm abschöpfen, nachdem wir die Kuh gefüttert und gemolken hatten. Larry und Sergey bissen sich zwar auf die Zunge, aber sie waren wütend über den Rückschlag. Sie konnten es nicht an Yahoo auslassen, die immer noch unser größter Partner waren, und über Overture zu schimpfen würde implizieren, dass Yahoo einen Fehler gemacht hatte. Es gab keine technische Lösung, um das Problem schnell zu beheben, das hieß jedoch nicht, dass wir keine Möglichkeit hatten, darauf zu reagieren.
Wir halten diese Wahrheiten für offensichtlich
Wir konnten zwar nicht schlecht über unsere Wettbewerber reden, aber wir konnten unsere Website nutzen, um unseren Usern die Prinzipien vor Augen zu führen, die uns einzigartig machten. Und ich hatte ein paar Ideen, wie man diese zum Ausdruck bringen konnte.
»Gib dich nie mit dem Besten zufrieden«, schrieb ich und zitierte damit Larrys Vision der perfekten Suchmaschine, die »genau verstehen kann, was du willst und dir exakt das liefert«. Nur Google arbeite permanent an der Suchperfektionierung, erklärte ich – ein edles, vielleicht idealistisches Ziel, das uns unterschied von Portalen, die mit Nebenservices überladen waren, und von Anzeigennetzwerken, welche die Interessen der Inserenten über die die User stellten.
Um Googles Herzensreinheit zu demonstrieren, stellte ich eine Liste der »Zehn Dinge, die wir für wahr befunden haben« zusammen. Ich versuchte, jede Interaktion, die ich mit unserem Technikteam und mit Larry und Sergey gehabt hatte, in einzelne Datenknoten zu destillieren, die zusammengenommen die Standpunkte der Kreativkraft unseres Unternehmens darstellten. Ich ordnete sie nach Priorität:
Konzentriere dich auf den User und alles andere wird folgen.
Es ist besser, eine einzige Sache, wirklich, wirklich gut zu machen.
Schnell ist besser als langsam.
Offen ist besser als geschlossen.
Demokratie im Web funktioniert.
Um eine Antwort zu bekommen, musst du nicht unbedingt an deinem Schreibtisch sein.
Du kannst Geld verdienen, ohne unmoralisch zu handeln.
Da draußen gibt es immer noch mehr Informationen.
Der Bedarf an Informationen überschreitet alle Grenzen.
Du brauchst keinen Anzug, um seriös zu sein.
Großartig ist nicht gut genug.
Der vierte Punkt ging Larry
Weitere Kostenlose Bücher