Google-Mitarbeiter Nr. 59
Google.com-Seite zu tun. Dennoch hatte Marissa ein ungutes Gefühl und Bedenken, dass unser Test bemerkt würde und die Presse davon Wind bekommen könnte. Der einzige Weg, wie das geschehen könnte, wäre, dass Pay-for-Placement-Anzeigen auf der Google-Seite selbst auftauchen würden. Das war nicht geplant. Aber nicht alles lief nach Plan.
Die bezahlten Platzierungen tauchten auch in Googles eigenen Suchergebnissen auf. Es gab einen Fehler im GWS, dem Google Webserver, der dazu führte, dass die Anzeigen sich außerhalb der vorgesehenen Zone ausbreiteten. Webmaster, deren Lebensunterhalt zunehmend davon abhing, dass sie die Innereien von Googles Ranking-System durchleuchteten, würde eine solche entscheidende Veränderung nicht entgehen. Wir hielten an der Erklärung fest, dass ein Fehler unabsichtlich den Test einer Partnerschnittstelle auf unserer eigenen Ergebnisseite sichtbar machte.
Der Techniker Howard Gobioff gab mir später zu verstehen, dass es andere Fälle gab, in denen Techniker die Anweisung erhielten, Anzeigen unter die Suchergebnisse zu programmieren. Ich bekam davon nichts mit, denn Howard zufolge »wurde immer sehr darauf geachtet, dass kein Aufsehen erregt wurde«. Er schrieb die Verantwortung den neuen PMs und Geschäftsentwicklungsverantwortlichen zu, welche die Meinung vertraten, dass das, was wir auf Partnerseiten anstellten, nicht zählen würde und abgesehen davon, die Anzeigen immer noch als bezahlte Platzierung gekennzeichnet seien.
Howard erzählte auch, dass die Techniker, von denen diese Programmierung verlangt wurde, redaktionelle Kommentare in der internen Dokumentation hinterließen. »Das ist böse, aber sie haben mich gezwungen, das zu tun«, schrieb ein Techniker. Nach Howards Überzeugung starb die Idee, weil Sergey entschied, dass diese in eine ethische Grauzone hineinging und in der Presse nicht gut wegkommen würde. Wir waren bereit, bis zur Grenze des Bösen vorzustoßen, aber schlussendlich waren Larry und Sergey nicht bereit, eine bestimmte Grenze zu überschreiten. »Handle nicht unmoralisch« ist nicht das gleiche wie »Betrachte, teste und bewerte Böses«.
Juchhe! Yahoo!
Am Freitag, den 10. Mai feierten wir das AOL-Geschäft mit einem weiteren Luau-Fest für die gesamte Firma, das von Charlie ausgerichtet wurde. Unser Führungsteam tauchte in Baströckchen auf. AOL schickte eine riesige blaue Lavalampe mir ihrem Logo vorbei. Devin Ivester schuf ein Erinnerungs-T-Shirt mit einem traditionellen hawaiianischen Motiv, aber Larry ließ ihn eine Sache im Design abändern: Er bestand darauf, dass Devin das Datum entfernte. Larry wollte nicht, dass jeder mit einem T-Shirt herumlief, auf dem eine Erinnerung stand, wann unser AOL-Vertrag zur Erneuerung anstand.
Zwei Monate später gewannen wir Ask Jeeves gegen Overture. Ted Meisel, der CEO von Overture, bemerkte dazu gegenüber Associated Press: »Wir gewinnen immer noch mehr Kunden, als wir verlieren, und ich denke, dass wir genau die richtigen gewinnen.« 94 Jetzt hatte Overture sowohl bei AOL als auch bei Ask Jeeves nachgetreten. Nicht gerade ein Weg, sich Freunde zu machen.
Der Analyst Safa Rashtchy erklärte, dass der Kampf um Zielgruppenanteile vorbei war und dass »Yahoo mit rund 200 Millionen Usern weltweit wohl eindeutig behaupten konnte, ihn gewonnen zu haben.« 95 Yahoo musste sich eindeutig genug in Führung sehen, um weiterhin mit uns zu arbeiten. Im November 2002 erneuerten sie ihren Vertrag mit Google. Tatsächlich erweiterten sie sogar die Präsenz von Google und machten uns zur hauptsächlichen Quelle ihrer Suchergebnisse, statt zuerst Ergebnisse aus ihrem eigenen Verzeichnis zu liefern. Das hatte seinen Preis.
Miriam Rivera, die Google-Anwältin, die bis zur Erschöpfung an unserem AOL-Geschäft gearbeitet hatte, war auch an der Yahoo-Verlängerung beteiligt. Sie erinnert sich daran, dass Yahoo bis zur Paranoia argwöhnisch gegenüber Google war und zögerlich, uns als Wettbewerber zu stärken. Als Konsequenz zogen sie die Schrauben an. Sehr eng. »Ich hätte das Geschäft nicht abgeschlossen«, sagte sie und wiederholte damit, was sie Larry, Sergey und Eric bei einem Vertragsprüfungsmeeting gesagt hatte. »Sie wollten völlige Transparenz von uns, sodass wir sie über sämtliche Technologien benachrichtigen würden, die wir in der Entwicklung hatten. Sie wollten Gleichstand – alles, was wir entwickelten, würden sie auch bekommen.« Miriam glaubte nicht, dass es klug war, uns derart einzuschränken.
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