Google-Mitarbeiter Nr. 59
eine Reihe von Meta-Suchseiten, die Ergebnisse von Google-Suchen zusammen mit denen von anderen Suchmaschinen enthielten. Dieser Vertrag war ein großer Happen von Overtures Umsatz, aber wir wollten nicht, dass unsere Marke zu einer weiteren allgemeinen Zutat in einem Salmagundi der Ergebnisse wurde. Ich erlaubte InfoSpace nicht, unser Logo in ihre Anzeigen mit den anderen Suchmaschinen aufzunehmen, selbst nachdem sie heftige Strafzahlungen an Overture gezahlt hatten, um die Exklusivitätsklausel in dem Anzeigenvertrag mit ihnen zu beenden. 98 Das Vertriebsteam unterstützte mich, überredete mich aber, mit »dem Kunden« essen zu gehen, sodass InfoSpace mir sagen konnte, was ich falsch machte. Ich aß nicht viel und schluckte wenig.
Aber das Hauptthema, auf das Sergey sich in diesem Summer konzentrierte, war, die eine Milliarden-Dollar-Idee zu finden. CPC AdWords war ein uneingeschränkter Erfolg. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass es für viele Jahre Dollars auf unser Bankkonto pumpen würde. Das beunruhigte Sergey. Irgendjemand irgendwo beobachtete ohne jeden Zweifel diesen Geldstrom und arbeitete an einer neuen Idee, die unsere Suchanzeigen überflüssig machen würde. Falls das passierte, würde Google als Zwerg in der Internetökonomie enden. Deshalb glaubte Sergey, dass wir eine weitere Milliarden-Dollar-Geschäftsidee entdecken und schnell einführen mussten. Larry stimmte von ganzem Herzen zu, seine Paranoia war genauso tief wie die seines Co-Gründers.
Es war Paul Bucheit, der ihnen den Weg aufzeigte.
Nur ein bisschen gehackt
Paul hackte gerne Dinge zusammen. In seiner Freizeit konstruierte er ein E-Mail-System, das er »Caribou« nannte – in Anlehnung an ein schlecht gemanagtes Projekt der Comicstrip-Figur Dilbert. Wir würden es später »Gmail« nennen. Er hatte an Caribou seit ein paar Jahren gearbeitet. Obwohl Dutzende von Googlern, einschließlich Larry und Sergey, es benutzten, lehnte praktisch jeder, mit dem er bei Google sprach, die Vorstellung ab, ein öffentlicher E-Mail-Provider zu werden. Die einen hatten technische Einwände, die anderen wirtschaftliche. Aber sie stimmten alle an einem Punkt überein. Ein E-Mail-System sollte niemals Anzeigen bringen, die auf dem Inhalt der versandten oder empfangenen Nachrichten beruhen. Es war sowohl technisch unzumutbar als auch aus Produktsicht nicht akzeptabel.
»Noch bevor ich an Caribou gearbeitet hatte«, erzählte Paul mir, »kam Udi Manber 99 auf ein Schwätzchen vorbei. Und ich erinnere mich, dass ich ihn fragte: ›Denkst du, man könnte jemals Content-Targeted - Anzeigen mit E-Mails zusammenbringen?‹ Und er sagte: ›Oh nein, wir würden das niemals tun. Das ist ein grober Verstoß gegen was auch immer.‹ Er tat so, als könne man allein für diese Frage gefeuert werden.«
Paul wusste, dass sein E-Mail-System niemals eingeführt würde, wenn es sich nicht letztendlich selber tragen könnte. Er überlegte, Premium Services einzubauen oder sechsmonatige kostenlose Probezeiten anzubieten, aber er wusste, dass diese Modelle eine ausgedehnte Verbreitung hemmen. Und Sanjeev Singh, ein Kollege, der bei der Programmierung half, brachte immer wieder Content-Targeted Advertising auf.
Paul hackte gerne Dinge zusammen.
Eines Abends ging er mit Sanjeev in seinem Posteingang jede E-Mail einzeln durch und versuchte, manuell jeder Botschaft eine Anzeige zuzuordnen, die bereits im System war. Es war nicht allzu schwierig. Paul entschied, einen einfachen Prototypen zu bauen, der die Zuordnung automatisiert vornahm. Er durchstöberte seine Programme und fand ein Klassifizierungswerkzeug: eine Software, die zusammenhängende Dinge erkennen und gruppieren konnte. Er hatte das als Teil von Matt Cutts Pornofilter-Projekt geschrieben. Es passte perfekt für das, was er vorhatte. Er rekonfigurierte den Pornoklassifizierer, um Anzeigen dem Inhalt von E-Mails zuzuordnen, schaltete es für alle User von Caribou um 3 Uhr morgens ein und ging nach Hause.
Am nächsten Tag sahen alle Techniker, die Caribou benutzten, Anzeigen, die gezielt zu dem Inhalt der Nachrichten in ihrem Posteingang passten. Sie waren nicht amüsiert. Paul erinnert sich, dass Marissa, mit der er ein Büro teilte, aufgebracht war.
»Wir hatten vereinbart, das nicht zu tun«, insistierte sie. »Und dann gehst du hin und machst es einfach.«
»Ich kann mich nicht erinnern, jemals so etwas vereinbart zu haben«, erwiderte Paul. »Vielleicht hast du gesagt, wir sollen nicht, aber ich habe
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