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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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mitschwingen: »Seht nur! Wir haben eine Maschine geschaffen, die euren Job besser macht als ihr! Ihr werdet nicht länger gebraucht, warum nehmt ihr also nicht eure Pulitzer und Polks und setzt euch zur Ruhe?«
    So klang es für Marissa nicht. Sie fand den Bezug zu Tierversuchen unwiderstehlich amüsant, obwohl ich sie darauf hinwies, dass bei der Erschaffung einer gedruckten Zeitung auch keine Menschen zu Schaden kämen. »Es ist lustig«, räumte ich ein, »aber es wird schnell verpuffen. Und viele werden den Witz gar nicht verstehen.«
    Es war jedoch alles ausgeglichen, denn Marissa war genauso unglücklich mit dem Text, den ich in die FAQ geschrieben hatte, um die Google News zu erklären: »Google News ist sehr ungewöhnlich, da es einen Nachrichtendienst anbietet, der allein durch Computeralgorithmen und ohne menschliche Einmischung kompiliert wird. Google beschäftigt keine Redakteure, Herausgeber oder andere tintenbefleckte Wesen.«
    Über die »tintenbefleckten Wesen« verzog sie das Gesicht. Ich wusste jedoch aus meiner siebenjährigen Tätigkeit bei einer Zeitung, dass der Begriff unter Journalisten ein liebevolles Kosewort war. »Es ist ein Ehrenzeichen«, versicherte ich ihr, »ein Kompliment, das ihnen zeigt, dass wir auf ihrer Seite sind.«
    Sie befragte das Technikteam, das an den News arbeitete, und sie alle fanden es scheußlich. Schwim, der Ops Guy, stimmte mit ein, dass er es beleidigend fand. Als am nächsten Morgen die erste Ausgabe der Google News auslief, waren »tintenbefleckte Wesen« ersetzt durch »keine Menschen verletzt«.
    Die »keine Menschen verletzt«-Zeile wurde von der Presse wahrgenommen. Manche reagierten positiv, andere nicht. Fast alle Berichte, die ich zu Gesicht bekam, kategorisierten die Aussage als überheblich. Manche verwiesen sogar auf die Leiden »tintenbefleckter Redakteure«, die nun ihre Jobs als bedroht ansehen mussten. Ich wies nicht darauf hin, dass unsere Kritiker die »tintenbefleckte« Bezeichnung ohne unser Zutun auf sich selbst angewandt hatten. Sogar noch Jahre später erinnerten sich die Journalisten gut an diese Zeile, obwohl sie nur ein paar Wochen erhalten blieb. Als Google im Juni 2010 anfing, menschliche Redakteure mit einzubeziehen, schrieb Phil Bronstein vom San Francisco Chronicle , dass sich unsere »keine Menschen werden verletzt«-Formulierung nie jene, die zum größten Teil menschliche Redakteure waren, hatte gut fühlen lassen. 102
    Ich kann nicht ehrlich behaupten, dass meine Version anders aufgenommen worden wäre. Vielleicht wäre es sogar noch schlimmer gewesen. Die Vorstellung von einer automatisierten Nachrichtenauswahl machte Journalisten jedes Schlags nervös und das wäre auch der Fall gewesen, wenn wir keinerlei erklärenden Text auf die Site gestellt hätten. Was mich jedoch traf, war meine Unfähigkeit, Marissa meine Sichtweise klarzumachen. Und wenn immer das passierte, siegte Marissas Perspektive.
    Einen beliebigen anderen Namen
    Google News war nicht das einzige neue Produkt im Trichter. Wir hatten außerdem geplant, vor Ende 2002 einen Produktsuche-Service einzuführen. Das Produktteam hatte ihm den Codenamen »Froogle« gegeben.
    »Ich hatte gehofft, du könntest uns mit dem Slogan für Froogle unter die Arme greifen«, sagte Pearl Renaker Ende 2002 zu mir, der PM für das neue Produkt.
    »Sehr gern«, sagte ich, dachte jedoch insgeheim, »Oho.« Ich konnte mich nicht daran erinnern, an irgendwelchen Gesprächen über den »richtigen« Namen von »Froogle« teilgenommen zu haben. Mich überkam das Gefühl, dass »Froogle« nicht länger nur ein Codename war. Pearl bestätigte das.
    »Wir würden es gern als ›Froogle‹ einführen, aber als Markenerweiterung von Google positionieren.« Bis zur Einführung blieben noch ein paar Monate. Mir blieb also noch genug Zeit, zu erklären, warum das eine wirklich schlechte Idee war.
    Meine Einwände, unser neues Feature »Froogle« zu nennen, fußten in der Markenarchitektur, die ich mit Salar ausgearbeitet hatte, aber auch, wichtiger noch, in der Tradition des »Weniger versprechen und mehr liefern«. Als Salar und ich den Google-Leitfaden im Jahr 2000 einführten, hatten wir uns darauf geeinigt, dass neue Produkte alle unter dem Namen Google laufen würden und lediglich beschreibende Titel hätten: Google-Verzeichnis, Google-Imagesuche. Froogle wäre das erste Produkt, das diese Form durchbrach und eine unabhängige Marke aufstellte. Im Wesentlichen würde es sagen, dass Google

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