Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
Vom Netzwerk:
ungewohnten Gefühl zurück. In einer Auseinandersetzung mit Larry, Sergey und Eric hatte ich recht behalten. Manchmal hat man einfach Glück. Das machte mir Mut. Meine Instinkte im Hinblick auf unsere Marke waren richtig gewesen. Vielleicht würde das eine Tür öffnen und dem Marketing mehr Glaubwürdigkeit und früheren Zugang zu Produktentwicklungsprozessen geben, die sich in der Pipeline befanden. Auf diese Weise könnten wir Gerangel in letzter Minute vermeiden und dem Branding dieselbe Intelligenz zukommen lassen, wie wir es auch bei den Features taten. Vielleich würde die Spannung zwischen Produktmanagement und meiner Consumer-Marketinggruppe schwinden.
    2003 freute ich mich auf abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, aber für eine Weile würde ich dazu keine Gelegenheit bekommen. Cindy hatte mich gebeten, nach Tokio zu fliegen. Wir hatten im November Yahoos japanisches Suchgeschäft gewonnen und wir mussten mehr darüber lernen, unser Produkt in diesem Markt zu promoten. Ich würde von unserem neuen Büro in der Gegend von Shibuya aus operieren, ein paar Bewerber interviewen, mich mit der Anzeigenagentur Dentsu zusammensetzen und mit einer Marketingagentur treffen, die einige Arbeiten für uns erledigt hatte. Und das alles ohne Umschweife.
    Ich ließ Cindy wissen, dass ich die Reise wohl zwischenschieben könne, obwohl es für Kristen schwer wäre, vor den Ferien mit drei Kindern allein zu Hause zu sein. Japan war für mich vertrauter Boden: Nach dem College war ich ein Jahr lang als Rotary Stipendiat in Nagoya gewesen. Die Vorstellung, meine erste internationale Geschäftsreise anzutreten, fand ich aufregend. Mit 44 Jahren fühlte ich mich in etwa so wie am ersten Tag in der Highschool. Ich hatte einen neuen Status erlangt, denn meine Firma schätzte mich genug, um mich 5000 Meilen weit reisen zu lassen. Stellen Sie sich meine Euphorie vor, als mich Cindy wenige Wochen nach meiner Rückkehr bat, noch einmal zu reisen. Dieses Mal ging es darum, Sergey und unser internationales PR-Team bei der Eröffnung eines neuen Büros in Mailand zu unterstützen. Wir organisierten eine Pressekonferenz und feierten in einem angesagten Nachtklub. Ich aß bei einer einzigen Mahlzeit etwa zwölf verschiedene Käsesorten und stellte fest, dass mich mein netter Anzug von Macy’s etwa drei Stufen unter dem Kellner ansiedelte, der mir den Cappuccino servierte. Und der Cappuccino sah ganz anders aus als der, den ich bei Starbucks bekam. Er schmeckte wie schaumiger, koffeeinierter Ambrosia. Ich trennte die Achselstücke von meinem London Fog Regenmantel mit einer Rasierklinge ab, weil hier niemand Achselstücke trug, und verfluchte die glatten Schuhsohlen meiner Slipper, weil sie mir auf den regennassen Marmorböden keinen Halt gaben. Ich trug zusammengefaltete Sportbälle durch die halbe Stadt, auf der Suche nach einer Luftpumpe, um die Bälle für unsere Coming-out-Party aufzupumpen. Es war fantastisch. Als ich wieder nach Hause flog, war ich davon überzeugt, dass wir unsere ganze Konzentration auf den Aufbau einer internationalen Marke richten sollten, und nahm mir vor, immer einen gepackten Koffer für kurzfristig angesetzte Geschäftsreisen unter dem Schreibtisch stehen zu haben.
    »Vielleicht kannst du mich nächstes Mal mitnehmen«, schlug Kristen vor, die gerade mein Hemd bügelte, während ich sie mit Geschichten über Mode und Cannelloni ergötzte.
    »Oh«, antwortete ich gedankenlos, während sie das heiße Bügeleisen um den Kragen manövrierte. »Ich war den ganzen Tag in Meetings. Was würdest du denn alleine in Mailand anfangen? Du würdest dich langweilen.«
    Es ist dem großzügigen Charakter meiner Frau zuzuschreiben, dass ich immer noch am Leben bin, um diese Geschichte zu erzählen.
    Ich würde noch einmal für Google nach Japan reisen und auch nach China, aber in Mountain View war zu viel los, um ständig durch die Weltgeschichte zu jetten. Ich musste Markenrichtlinien für neue Partner ausarbeiten sowie Texte für neue Produkte, Website-Einführungen und Newsletter. Und ich wollte das Glaubwürdigkeitskapital ausgeben, das ich durch ­Froogle verdient hatte. Ich entschied, ein bisschen davon zu investieren, um meine Ideen über den Consumer Brand, den wir aufbauten, und wie er sich entfalten sollte, zu bewerben.
23 Lasst nicht das Marketing steuern
    »Nein, Dad«, sagte ich zu meinem Vater, als ich zusah, wie Pop-ups seinen Bildschirm füllten und die Google-Seite verdeckten. »Das kommt nicht von

Weitere Kostenlose Bücher