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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Google. Du hast etwas runtergeladen, was du nicht hättest tun sollen.« Ich verbrachte die nächsten zwei Stunden meines Urlaubs damit, parasitäre Software von seinem Computer zu entfernen.
    Scumware war zurück. Die bösartige Software, die 1000 Pop-ups platzierte, war niemals wirklich weg, aber Anfang 2003 wurde Google zunehmend alarmiert von der Ausbreitung neuer veränderter Formen im Internet. Matt Cutts, der in seinem Kampf gegen Pornos und Spam jeden Tag mit den dunklen Mächten des Internets zu tun hatte, erreichte seinen Siedepunkt. Bei einem Besuch in Omaha verbrachte Matt einen ganzen Tag damit, den Computer seiner Schwiegermutter von Scumware zu säubern. Als er zurückkam, war sein eigener Computer infiziert. Das schlimmste war, dass sich das Unternehmen, welches die Scumware, die ihn so quälte, in Umlauf brachte, als Partner des neuen Google-Syndikations-Anzeigennetzwerks herausstellte. Wir schickten ihnen Anzeigen, die auf ihrer Website erscheinen sollten, und bezahlten sie jedes Mal, wenn jemand darauf klickte. Wir finanzierten ihr schäbiges Verhalten.
    »Ich würde sie am liebsten verklagen und ihren Kopf auf einem Spieß sehen«, waren Larrys Worte über Scumware-Programmierer und -verbreiter, erinnerte sich Matt. Matts Lösungsvorschlag bestand darin, eine Schmähung auf Google.com zu setzen, wie wir es vorher bei den Pop-ups gemacht hatten, aber mit einem speziellen Fokus auf dem Identifizieren und Entfernen von Scumware-Programmen. Ich war hundert Prozent dafür, aber dieses Mal hatten andere Bedenken. Erstens wäre es schwierig, zu richten, wenn wir Geschäfte mit einer Scumware-Seite machten. Wir müssten diese Beziehung beenden, bevor wir weitere Schritte unternahmen. Zweitens waren mehrere Techniker zögerlich, ein Wettrüsten gegen einen unsichtbaren Feind anzufangen, wenn wir ein eindeutiges Ziel abgaben.
    Marissa schlug einen Kompromiss vor. Wir würden in einem oder zwei Monaten einen Pop-up-Blocker für die Google-Toolbar einführen. Er würde das Erscheinen von Pop-ups verhindern, aber nicht die Programme entfernen, die sie brachten. Konnten wir nicht Matts Aussage über Scumware in die Ankündigung des neuen Features einbauen? Sie vertrat die Meinung, lediglich Position gegen Scumware zu beziehen würde eigennützig wirken, und die Menschen könnten denken, dass wir nur den Umsatz mit den Usern nicht verlieren wollten, die von den Programmen zu anderen Seiten geleitet wurden.
    Ich wollte keine Kompromisse. Scumware war kein Umsatzproblem, es war ein Datenschutzproblem. Ich hatte persönlich die eindringende Natur eines Parasitenprogramms erlebt und die Frustration meines Vaters, als es seinen Computer lähmte. Das machte mich wütend und vernebelte möglicherweise meine Urteilskraft. Ich versicherte Matt, dass ich bereit sei, ein flammendes Schwert zu erheben und die Verantwortlichen bis ans Ende der Welt zu verfolgen. Oder zumindest eine eindeutige Aussage zu machen, dass Google nicht hinter diesem ekligen Verhalten stand, das betroffene User nervte. Google war rechtschaffen. Ich wollte die Welt wissen lassen, dass »Google niemals seine User reinlegte«.
    Matt sagte, dass ihm die Vorstellung von Google als Verbraucheranwalt gefiel, der im Namen der User kämpfte, selbst wenn uns die Probleme nicht direkt tangierten. Das ermutigte mich. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr überzeugte ich mich selber, dass »Verbraucheranwalt« die nächste Phase der Weiterentwicklung des Google-Brand sein sollte. Wir würden das Meer der Suche verlassen und das trockene Land einer neuen wundersamen Welt betreten, in der wir nicht nur die Quelle der Information, sondern der Verbündete und Beschützer der User sein würden, die nach Antworten suchten. In Ergänzung zu »schnell, genau und leicht zu bedienen« wären wir wie ein vertrauenswürdiger Freund.
    Als parallel eine Diskussion im Januar 2003 über Googles eigene Datenschutzpolitik begann und darüber, was wir unseren Usern über die Daten offenbarten, die wir aus ihren Suchen gesammelt hatten, machte etwas in meinem Kopf klick. »Wir müssen den Fluss überqueren«, dachte ich. Es hing alles zusammen. Scumware. Datenschutz. Die Google-Toolbar. »Bla«, erkannte ich in einem Moment transzendentaler Klarheit, »Bla«.
    Unsere »Nicht das übliche Bla-Bla«-Botschaft hatte einen Tumult darüber verhindert, dass unsere Toolbar unseren Usern folgte, wenn sie sich durch das Internet bewegten. Nun könnten wir uns vor einer PR-Katastrophe

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