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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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kümmern musste.
    Ein moralisches Dilemma
    Nachdem wir uns gegen Banner entschieden hatten, sahen wir uns nach anderen Einnahmequellen um, mit denen wir unsere schlichten Textanzeigen ergänzen konnten. Ein Unternehmen namens RealNames passte in diesen Plan, genügte jedoch nicht.
    Tonangebend bei den Erlösstrategien, die unsere Konkurrenten im Jahr 2000 anwandten, war »bezahlte Platzierung«. Diese Praxis erlaubte es Inserenten, eine Gebühr zu zahlen, um eine bessere Position bei organischen Suchergebnissen zu bekommen. 26 GoTos Modell bestand komplett aus »bezahlter Platzierung«, da sie die beste Position ungeniert dem höchsten Bieter verkauften. Andere Websites integrierten Werbung in ihre
­Suchergebnisse, ohne erkennen zu lassen, dass dafür Geld den Besitzer gewechselt hatte.
    »Bezahlte Platzierung« machte Larry wütend. Es war unmoralisch, die Leser dahingehend zu verwirren, was objektiv nützlich war und was gezeigt wurde, weil jemand dafür bezahlt hatte. Darüber hinaus ruinierte diese Vorgehensweise einen guten Algorithmus. Wenn du nützliche Ergebnisse generierst, warum sollte man diese dann absichtlich mit weniger wertvollen Daten verschlechtern? In der Abhandlung, die Larry und Sergey als Doktoranden gemeinsam in Stanford geschrieben hatten, identifizierten sie »bezahlte Platzierung« als »noch hinterlistiger als die Anzeigen, weil nicht klar ist, wer es ›verdient‹ hat, aufgeführt zu sein, und wer bereit ist, dafür Geld zu zahlen.« 27
    Das Problem bei religiösen Prinzipien besteht darin, dass sich die Anhänger unterschiedlicher Stadien der Strenggläubigkeit bedienen. Für uns war RealNames das Schlagwort, das Puristen von Pragmatikern unterschied. RealNames verkaufte Schlüsselwörter an Firmen und arbeitete dann mit Suchmaschinen zusammen, um sicherzustellen, dass die Links zu den Homepages ihrer Kunden an der Spitze der Suchergebnisse auftauchten. Ford konnte zum Beispiel das Schlüsselwort für »Ford Explorer« kaufen, um zu gewährleisten, dass die nach diesem Begriff Suchenden einen Link zu Fords eigener Explorer-Seite sahen. Wenn wir diese Seite nicht als unser erstes Ergebnis zeigten, dann bezahlte uns RealNames dafür, den Link oben einzufügen und von unseren Suchergebnissen abzusetzen. MSN, AltaVista und Go.com taten es, aber wir kämpften damit, wie wir die RealNames-Links zeigen und dabei deutlich machen konnten, dass es sich dabei weder um von Google generierte Ergebnisse noch um bezahlte Anzeigen handelte.
    »Ich fühle mich, als hätten wir mit dieser RealNames-Sache Verrat an uns begangen«, beklagte sich der Techniker Paul Bucheit vor einer großen Gruppe Googler einschließlich Larry und Sergey. »RealNames produziert nur Mist und ich denke, dass es noch schlimmer wird.« Technische Qualität und Moral bedeuteten Paul sehr viel, vor allem wenn die beiden sich kreuzten. Einige Zeit später fasste er seine Einstellung unter dem Spruch »Tu nichts Unmoralisches« zusammen. Es setzte sich durch.
    »Das ist noch schlimmer als das Versteigern von Ergebnissen«, beschwerte sich Paul. »Nur zum Spaß habe ich das RealNames-Schlüsselwort ›Craig Barrett‹ aufgenommen. Wenn du jetzt in Google nach Craig Barrett suchst, landest du als Topergebnis bei meiner scheußlichen kleinen Webseite.« Ich probierte es aus und starrte plötzlich auf einen pinkfarbenen Bildschirm voller animierter Einhörner und glitzernder Regenbögen. Damals war Craig Barrett der CEO von Intel.
    Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass Suchmaschinen Integrität zu wahren hatten. Eine Internetsuchmaschine war doch schließlich nur ein Geschäft und kein öffentlicher Wachhund. Trotzdem versetzte mich die RealNames-Debatte zurück ins Jahr 1998 und in die Vorstandsetage der Mercury News . Ich hatte Richtlinien für die Akzeptanz von Werbung auf Siliconvalley.com entwickelt und der Chefredakteur fühlte mir im Hinblick auf jedes Worst-Case-Szenario auf den Zahn. »Könnte Microsoft Anzeigen neben die Berichterstattung über die Kartellklage setzen?«, fragte er. »Die Leute würden denken, wir hätten unsere journalistische Objektivität aufgegeben.« Es dauerte Wochen, sämtliche Möglichkeiten so zu glätten, dass er zufrieden war.
    Bei Googles erster Implementierung Anfang 2000 setzten wir lediglich ein kleines »RN« neben alle RealNames-Ergebnisse. Es funktionierte nicht. Besser gesagt funktionierte es nur zu gut. Die Stanford-Studenten in den Testgruppen nahmen an, dass der RealNames-Link ein

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