Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Sie wechselte an Davids Tisch. Dieser empfing seinen unerwarteten Gast: »Verzeihen sie, aber ich kenne zurzeit nur wenige Leute an Bord. Und da ich nicht mehr allzu lange hier bleiben werde, dachte ich mir, ich lerne einfach mal ein paar Menschen kennen. Mein Name ist David Lazare.« Er erhob sich ansatzweise vom Stuhl und streckte ihr seine Hand entgegen.
Die Wachfrau war nun sichtlich verblü fft. Der Name Lazare war mit Sicherheit kein Zufall. Erwartungsvoll erwiderte sie den Handschlag. Nachdem David sich wieder gesetzt hatte, übernahm sie das Ruder: »Mein Name ist Miranda. Miranda Doulakis. Ich arbeite beim Sicherheitsdienst, aber das ist dir sicherlich schon aufgefallen. Und du heißt echt Lazare. Ist ja ein Ding.«
David spü rte förmlich eine Aufforderung, diesen Umstand zu erklären: »Mein Vater leitet zwar diese Station, aber das hat mit mir nichts zu tun. Ich bin hier mit einigen Kommilitonen, um ein Emotionsmodul an Gooliath zu testen. Morgen geht es los.« Mit einem Kopfnicken bekundete Miranda Verständnis, dann sank ihre Laune wieder sichtlich: »Gooliath, na super. Aber wenigstens rational. Hier gibt es Menschen, bei denen ist das nicht so. Berghoff, Shapiro und wie sie alle heißen. Nichts für ungut, aber manche von denen lassen hier richtig den Vorgesetzten raushängen. Und mein Chef kann noch nicht einmal was dagegen unternehmen.« Sie wirkte wirklich geknickt.
Davids anfä ngliches Interesse an Small Talk war verflogen. Mittlerweile interessierten ihn auch die Hintergründe: »Mit ihrem Chef meinen sie meinen Vater? Wo liegt denn das Problem?« Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Dabei fiel David auf, dass er ganz ohne Getränk am Tisch saß, da er ja mit Lizzy ein Eis essen wollte. Mit leeren Händen neben seiner Begleitung zu sitzen war ihm allerdings auf Dauer unangenehm. Kurzerhand griff er also eine Serviette aus einem Halter und begann, diese zu zerpflücken.
Miranda sah David einen Moment lang unentschlossen an. Schließ lich traf sie die Entscheidung, einen ehrlichen Menschen vor sich zu haben. Andernfalls hätte sie wohl ihren Mund gehalten: »Nein, nicht dein Vater, um Gottes willen. Der ist wirklich in Ordnung. Ich meine al Hasari. Im Grunde ist der auch OK, aber gegen die beiden anderen kann er sich einfach nicht durchsetzen. Wie heißt es so schön? Mein Chef steht immer hinter mir... Das Feuer kommt ja auch von vorne!«
Sie ließ diese Bemerkung kurz sacken: »Die haben der Sicherheitsmannschaft den Zutritt zu einem Containerbereich verweigert. ‚Top Secret‘ und so ein Quatsch. Wir sind im Weltall, verdammt noch mal. Da hat Sicherheit die absolut höchste Priorität.« Mittlerweile war sie zornig. Offenbar hatte sie den Vorfall noch deutlich im Gedächtnis: »Und dieser selbstgefällige Shapiro. Ein verfluchter Lackaffe ist das. Seine Zähne sind so schön wie ein Gemälde von Salvadore Dali. Ein richtiger Arschkriecher.« Davids Gesprächspartnerin war wirklich sauer. Er versuchte mit einer kleinen Bemerkung ihre Laune wieder ein wenig zu heben: »Wer kriecht, stolpert nicht.«
In der Tat stoppte sie fü r einen Moment. Ein angedeutetes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. So schnell, wie es gekommen war, so schnell war es aber auch wieder verschwunden: »Und Berghoff... Der ist so fett, die Leute reden ihn im Plural an.« Miranda war nun schwer in Fahrt, was David einigermaßen erheiterte. Um ein Haar hätte er ob ihrer Wortwahl laut losgelacht. Ihr war es scheinbar aber sehr ernst, was ein Lachen deplatziert hätte wirken lassen.
David zog es an dieser Stelle allerdings vor, das Thema zu wechseln. Er nahm Bezug au f ihren Nachnamen: »Sie sagten, sie heißen Doulakis. Dieser Nachname scheint mir ebenso wenig zufällig, wie der meine.«
Seine Worte hatten zunä chst eine emotionale Flaute bei seiner Gesprächspartnerin zur Folge. Sie nahm einen weiteren Schluck: »Du meinst meinen Bruder Dimitri. Habe ihn leider schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen.«
Nun war es an David, ü berrascht auszusehen. Nach der Unterhaltung mit dem Stationsarzt Frank Meinhardt war David von einer Beziehung zwischen Dimitri und Miranda ausgegangen. In Beziehung standen sie dabei allemal, allerdings anders, als erwartet. Das Gespräch verlief langsam im Sande.
Seit kurzer Zeit ü berfällig hatte sich nun auch Melissa an den Tisch geschlichen. Keru nahm auf der Tischkante Platz. Aufmerksam betrachtete das lebendig wirkende Stofftier die Szenerie. Miranda lächelte
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