Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Jamal hielt dem Blick stand: »Und Madame Feuermelder?«
Einen kurzen Mo ment lang hatte die Szenerie etwas von einem altertümlichen Duell. Der Fehdehandschuh war dem Gegner bereits verbal ins Gesicht geschlagen worden, doch allmählich zeichnete sich in der Mimik der beiden Kontrahenten Entspannung ab.
Als David sich nicht weit er rührte und auch keinen Kommentar über Anne verlor, nahm Jamal seine einladende Herausforderung an: »Ich bin dabei. Habe ich allerdings noch nie gemacht. Und du?« »Einige Basislektionen, aber noch keine Kampfübungen.«, kam die Antwort retour. Nun war es an Astrid, sich einzumischen. Trotz vieler bekannter Worte konnte sie dem Dialog kein Stück folgen: »Aki-Was? Kampfübungen? Wollt ihr euch jetzt etwa schlagen?«
Ohne den Blick von seinem Kontrahenten zu nehmen, kam die Antwort: » Akıcı hareket von Cem Kara ist türkisch und bedeutet soviel wie ‚fließende Bewegung‘. Es handelt sich um eine Art Kampfsportart, wobei Ästhetik einen zentralen Bestandteil darstellt. So wie beim brasilianischen Capoeira. Es geht nicht nur um bloßen Kampf. Die Basis ist bei Akıcı hareket das Parkour von David Belle. Bei diesem Sport ging es im Grundgedanken immer um die freie und ungehinderte Fortbewegung. Mehr oder weniger akrobatisch werden Hindernisse überwunden. Wie die dortigen Traceure lernt man bei Akıcı hareket Klettern, Springen und Abrollen...« An dieser Stelle konnte sich Jamal nicht mehr halten: »Und Fallen... Sehr viel Fallen!« Er grinste.
» Kommt auch vor, ja.«, doch David ließ sich nicht beirren: »Sofern man nun die Basisbewegungen beherrscht, darf man in den nächsten Zirkel, wo es um Verteidigung geht. Nach etlichen Jahren kommt man dann in den letzten Zirkel, zu Kampf und Angriff. Aber die fließende Bewegung ist immer wichtig. Das Motto lautet ja auch ‚entkommen, verteidigen, vernichten‘. In dieser Reihenfolge. Und Letzteres nur, wenn es gar nicht anders geht.«
» Aber dein Bein. Sich schonen schließt Sport doch sicherlich aus, oder?«, vermutete Astrid und erinnerte David damit an dessen Verletzung. Der war überrascht, denn seine Schnittwunde hatte er aufgrund der Aufregungen des Tages bereits gänzlich vergessen. Er betastete den Verband ohne das geringste Anzeichen von Schmerzen. Nichts. Vollkommen auf diesen Umstand fixiert stand er auf, öffnete seine Hose und zog sie so weit nach unten, dass die Bandage sichtbar wurde.
Die Frauen folgten der Szenerie mit gemischten Gefü hlen. Einerseits mit Scham, denn immerhin saßen sie in der Lounge, doch niemand schien Notiz davon zu nehmen. Andererseits mit großem Interesse, denn David würde wohl nicht grundlos einen Striptease in der Öffentlichkeit hinlegen.
Bei Jamal war es reine Sensationslust. Und einer Sensation wurden sie Zeuge, denn nachdem David die Binde entfernt hatte, kam darunter ein vollkommen unversehrtes Bein zum Vorschein. David tastete noch einen Moment unglä ubig darüber. Den anderen fehlte schlichtweg die Sprache. Britta fand die ihre allerdings als erste wieder: »Das gibt es doch nicht. Können die hier zaubern? Ist ja der Wahnsinn.« Wenn schon Krankenschwestern so etwas vollbrachten, dann waren Ärzte auf Zerberus tatsächlich Halbgötter in Weiß.
Anne war bereits wieder vergessen, zumindest von einem Groß teil der Anwesenden. Zu überraschend kam die wundersame Genesung Davids. Zu verlockend war die Aussicht, mal etwas Bewegung in den müden Körper zu bringen. Die letzten Getränkereste wurden entsorgt und die kleine Gruppe setzte sich in Richtung Holo-Deck in Bewegung. Die beiden Männer hatten schon jetzt mit ihrem Adrenalin zu kämpfen. Die Frauen gingen es im Gegensatz dazu langsamer an. Entspannt würden sie zunächst zusehen und bei Bedarf in das Training mit einsteigen.
Da David noch einmal auf die Toilette musste, verabschiedete er sich kurzerhand. Und diese Entscheidung kam genau zur rechten Zeit, denn auf dem Weg zum WC begegnete ihm Anne. Sie war nur mäß ig überrascht, David hingegen wie paralysiert. Augenblicklich zauberte sie ein hinreißendes Lächeln auf ihr, wie David fand, makelloses Gesicht. Sie sprach ihn an: »Ich habe mich vorhin gar nicht bei dir bedankt... Als du dich bei Dimitri auf meine Seite gestellt hast, meine ich.« Ihre Augen leuchteten plötzlich: »Danke.«
Dann gab sie ihm einen schnellen, schü chternen Kuss auf die linke Wange und war verschwunden. David hätte sich vor Freude beinahe in die Hosen gemacht. Er besann sich allerdings
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