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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sage?»
    «Nein», gab Sara zu.
    Jeffrey lehnte sich an die Wand und versuchte, ihre Gedanken zu lesen. «Was machen wir jetzt?»
    «Ich wünschte, ich würde dich hassen.»
    «Das ist nichts Neues», sagte er, aber offenbar hörte sie die Ironie in seiner Stimme nicht und nahm den Satz ernster, als er gemeint war, denn sie nickte zustimmend.
    Jeffrey rutschte auf dem Behandlungstisch herum, seine Beine baumelten in der Luft, und er kam sich vor wie ein kleiner Junge. Plötzlich hörte er, wie Sara flüsterte: «Scheiße.» Erschrocken sah er auf. Sara fluchte selten, und er wusste nicht, ob dieser Ausbruch ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
    «Du machst mich wahnsinnig, Jeffrey.»
    «Ich dachte, das gefällt dir so an mir.»
    Sie sah ihn scharf an. «Wenn du je …» Sie unterbrach sich. «Was bringt das noch?», fragte sie stattdessen, und er wusste, dass es nicht rhetorisch gemeint war.
    «Es tut mir leid.» Und diesmal meinte er es ernst. «Es tut mir leid, dass ich uns das eingebrockt habe. Ich habe Mist gebaut. Es tut mir leid, dass wir durch die Hölle gehen müssen – dass
du
durch diese Hölle gehen musst – und wir jetzt hier gelandet sind.»
    «Was heißt hier?»
    «Ich schätze, das hängt von dir ab.»
    Sie schniefte, dann bedeckte sie das Gesicht mit beiden Händenund seufzte tief. Als sie wieder aufblickte, sah er, dass sie den Tränen nah war, sich aber zusammenriss.
    Jeffrey starrte auf seine Hand und zupfte an dem Pflasterstreifen über dem Verband.
    «Finger weg», mahnte sie und nahm seine Hand. Sie hielt sie fest, und er konnte ihre Wärme durch den Verband spüren. Er betrachtete ihre langen, schönen Finger, die blauen Adern auf ihrem Handrücken, die ein filigranes Muster unter der blassen Haut malten. Als er ihre Finger streichelte, fragte er sich, wie er nur so dumm gewesen sein konnte, ihre Liebe als selbstverständlich hinzunehmen.
    «Ich muss die ganze Zeit an das Mädchen denken», sagte er plötzlich. «Sie erinnert mich an –»
    «Wendy», beendete Sara seinen Satz. Wendy war das Mädchen, das er erschossen hatte.
    Er legte seine andere Hand auf ihre. Er war bereit, über alles zu reden, nur nicht über die Schießerei damals. «Wann fährst du nach Macon?»
    Sie sah auf die Uhr. «Carlos und ich treffen uns in einer halben Stunde in der Leichenhalle.»
    «Seltsam, dass sie beide das Zyankali riechen konnten», bemerkte Jeffrey. «Lenas Großmutter war Mexikanerin. Carlos ist Mexikaner. Ob das was miteinander zu tun hat?»
    «Nicht dass ich wüsste.» Sie sah ihn aufmerksam an, als würde sie direkt in ihn hineinsehen.
    Er rutschte vom Behandlungstisch. «Meiner Hand geht es gut.»
    «Ich weiß.» Sie fragte: «Was ist mit dem Baby?»
    «Irgendwo da draußen muss es einen Vater dazu geben.» Falls sie den Mann fanden, hätten sie einen Hauptverdächtigen.
    «Bei einer schwangeren Frau ist die Wahrscheinlichkeit eines Tötungsversuchs höher als ein natürlicher Tod», stellte Sara besorgt fest. Sie ging an die Spüle und wusch sich die Hände.
    «Zyankali gibt es nicht im Supermarkt. Wo würde man es herbekommen, wenn man jemand umbringen wollte?»
    «Zyanid ist Bestandteil mancher Produkte, die frei erhältlich sind.» Sie stellte das Wasser ab und trocknete sich die Hände mit einem Papiertuch. «Es hat schon Kindstode gegeben, die auf Nagellackentferner zurückzuführen waren.»
    «Da ist Zyankali drin?»
    «Zyanid», antwortete Sara und warf das Papiertuch in den Mülleimer. «Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen und habe mir ein paar Bücher vorgenommen.»
    «Und?»
    Sie legte eine Hand auf den Untersuchungstisch. «Natürli ches Zyanid kommt in vielen Steinobstsorten vor – in Pfirsichen, Aprikosen, Kirschen. Man bräuchte allerdings eine ganze Menge davon, weshalb es nicht sehr gebräuchlich ist. Außerdem wird Zyanid in verschiedenen Produktionsverfahren verwendet und in manchen medizinischen Labors.»
    «Was für Produktionsverfahren sind das?», fragte er. «Glaubst du, im College haben sie Zyanid?»
    «Wahrscheinlich schon», antwortete sie, und er notierte es sich, um es später zu überprüfen. Grant Tech war auf Agrarwissenschaften spezialisiert, es wurden dort alle möglichen Experimente für große Chemiekonzerne durchgeführt, die noch größere Tomaten und noch grünere Erbsen züchten wollten.
    Sara fuhr fort: «In der Metallindustrie wird es beim Galvanisieren verwendet. In vielen Labors werden Tests damit durchgeführt. Auch in der

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