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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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spürte einen seltsamen Stich im Herzen, als sie sich fragte, wie lange er wohl schon in der Stadt war. Fieberhaft überlegtesie, was sie sagen könnte. Schließlich fragte sie: «Wie geht es ihr? Deiner Mom.»
    «Streitlustig wie eh und je.» Er hatte hellblaue Augen, ungewöhnlich in der Kombination mit seinem rabenschwarzen Haar. Er trug es jetzt länger als früher. Vielleicht hatte er auch nur vergessen, zum Friseur zu gehen. Er vergaß solche Dinge dauernd. Greg konnte stundenlang vor dem Computer sitzen und programmieren, während um ihn herum die ganze Welt auseinanderfiel. Es war ein ständiges Streitthema zwischen ihnen gewesen. Sie hatten sich über alles Mögliche gestritten. Lena hatte nie lockergelassen, nie auch nur einen Zentimeter nachgegeben. Greg nervte sie über die Maßen, manchmal hätte sie ihn umbringen können, und dabei war er wahrscheinlich der einzige Mann in ihrem Leben, den sie wirklich geliebt hatte.
    Er fragte: «Und du?»
    «Was?», sagte sie gedankenverloren. Er trommelte mit den Fingern auf seine Krücke, und sie sah, dass er immer noch an den Nägeln kaute.
    Greg warf der anderen Frau einen Blick zu, sein Lächeln jetzt etwas zögerlicher. «Ich habe gefragt, wie es dir geht.»
    Lena zuckte die Achseln, und es entstand langes Schweigen. Sie starrte ihn an, dann zwang sie sich wegzusehen. Sie bemerkte, dass sie wie eine nervöse Hausfrau eine Ecke der Zeitung zerrupft hatte. Gott, sie hatte sich noch nie so unwohl in ihrer Haut gefühlt. Wahrscheinlich hatten selbst die Patienten im Irrenhaus höhere Sozialkompetenzen.
    «Lena», sagte Nan mit einer nervösen Schärfe in der Stimme. «Das ist Mindy Bryant.»
    Mindy streckte ihr die Hand entgegen, und Lena schüttelte sie. Als sie merkte, dass Greg ihre Narben ansah, zog sie die Hand eilig zurück.
    Er klang traurig, als er sagte: «Ich habe gehört, was passiert ist.»
    «Ja», sagte sie nur und schob die Hände in die Gesäßtaschen ihrer Hose. «Na ja, ich muss dann mal zur Arbeit.»
    «Ja, klar», sagte Greg. Er versuchte aufzustehen. Mindy und Nan kamen ihm zu Hilfe, nur Lena rührte sich nicht. Sie wollte ihm helfen, sie spürte den Impuls, doch aus irgendeinem Grund blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Greg stützte sich auf seine Krücke. «Ich wollte nur vorbeikommen und Bescheid sagen, dass ich in der Stadt bin.» Er küsste Nan auf die Wange. Lena erinnerte sich, wie oft Greg und sie sich über Sibyls Homosexualität gestritten hatten. Er war immer auf der Seite ihrer Schwester gewesen, und wahrscheinlich fand er es höchst amüsant, dass Lena und Nan jetzt zusammenlebten. Vielleicht auch nicht. Greg war weder schadenfroh noch nachtragend; zwei seiner vielen Qualitäten, die sie damals nicht hatte würdigen können.
    Er wandte sich an Lena: «Es tut mir so leid wegen Sibyl. Mama hat mir erst jetzt davon erzählt.»
    «Überrascht mich nicht», gab Lena zurück. Lu Mitchell hatte Lena nie leiden können. Sie war die Sorte Mutter, die meinte, ihr Sohn wäre zu gut für diese Welt.
    «Ich gehe dann mal», sagte Greg.
    «Okay.» Lena trat zurück, um ihn vorbeizulassen.
    «Lass dich mal wieder blicken.» Nan tätschelte seinen Arm. Sie war immer noch nervös, und Lena fiel auf, dass sie ständig blinzelte. Irgendwas war anders an ihr, aber Lena kam nicht darauf, was es war.
    Greg sagte: «Du siehst toll aus, Nan. Echt toll.»
    Nan errötete, und erst jetzt begriff Lena, dass sie ihre Brille nicht aufhatte. Seit wann trug Nan Kontaktlinsen? Und warum? Sie legte sonst nicht viel Wert auf ihr Aussehen, aber heute hatte sie sogar ihre Ostereierkollektion im Schrank gelassen und trug stattdessen Jeans und ein schwarzes T-Shirt . Lindgrün war die dunkelste Farbe, die Lena bisher an ihr gesehen hatte.
    Mindy hatte etwas gesagt, doch Lena hatte es nicht mitbekommen. «Entschuldigung?»
    «Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.» Sie sprach mit einem quäkenden Südstaatenakzent. Lena hoffte, dass ihr aufgesetztes Lächeln nicht das ganze Ausmaß ihrer Abneigung verriet.
    Greg sagte: «Mich hat es auch gefreut», und schüttelte Mindy die Hand.
    Lena war sprachlos. Bevor sie etwas sagen konnte, stand Greg an der Tür, die Klinke in der Hand.
    Er warf Lena über die Schulter einen letzten Blick zu. «Wir sehen uns.»
    «Ja», sagte Lena. Viel mehr hatte sie in den letzten zehn Minuten nicht herausgebracht.
    Die Tür fiel ins Schloss, und die drei Frauen standen sich verlegen gegenüber.
    Mindy lachte nervös, und Nan stimmte ein wenig

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