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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ein neues Leben und beschließen zu bleiben. Wir nennen sie ‹Seelen›, denn die meisten von ihnen sind tatsächlich verlorene Seelen.» Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. «Ich bin nicht naiv. Es gibt den einen oder anderen, der die Farm nur benutzt, um unterzutauchen. Aber wir rufen nicht bei jeder Kleinigkeit die Polizei, auch wenn wir sie nicht verstecken, sondern ihnen helfen wollen. Manche von ihnen sind auf der Flucht vor gewalttätigen Ehepartnern oder bösen Eltern. Wir können schließlich nicht nur die beschützen, deren Nase uns gefällt. Entweder alle oder keinen.»
    «Weshalb sollten Sie denn die Polizei einschalten?»
    «Es hat Diebstähle gegeben», antwortete Esther, dann sagte sie: «Ich glaube, das hätte ich gar nicht erwähnen sollen. Lev möchte es nicht an die große Glocke hängen. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, leben wir hier draußen ziemlich isoliert, und der Sheriff lässt nicht alles stehen und liegen, nur weil uns mal eine Heugabel abhanden kommt.»
    Das Einzige, wofür Ed Pelham etwas stehen- und liegenließe, war sein Abendessen. «War das alles? Eine verschwundene Heugabel?»
    «Ein paar Schaufeln, ein paar Schubkarren.»
    «Ist auch Holz verschwunden?»
    Sie sah Lena verwirrt an. «Nicht dass ich wüsste. Wir verwenden nicht viel Holz auf der Farm. Meinen Sie Stangen? Soja rankt nicht.»
    «Was ist sonst noch weggekommen?»
    «Letzten Monat wurde die Portokasse aus der Scheune gestohlen. Ich glaube, es waren an die dreihundert Dollar darin.»
    «Wofür hatten Sie eine Portokasse in der Scheune?»
    «Für Besorgungen im Baumarkt zum Beispiel, oder für den Pizza-Service, wenn es abends mal später wird. Wir verarbeiten die Pflanzen selbst, das bedeutet viele monotone Arbeitsgänge. Manche der Seelen, die zu uns kommen, können nichts anderes, andere langweilen sich schnell. Dann geben wir ihnen neue Aufgaben, in der Auslieferung zum Beispiel oder in der Verwaltung. Nicht gleich Buchführung, aber sie lernen, Rechnungen durchzugehen und abzuheften, solche Dinge. Wir haben das Ziel, ihnen nützliche Fertigkeiten beizubringen, von denen sie später draußen profitieren können.»
    Für Lena klang das alles nach einer Sekte, und sie konnte ihre Vorurteile nicht ganz verbergen, als sie fragte: «Sie holen sie aus Atlanta und verlangen dafür nur, dass sie ihr Nachtgebet aufsagen?»
    Esther lächelte nachsichtig. «Wir bitten sie, am Sonntag zur Messe zu kommen, aber es besteht keine Pflicht dazu. Jeden Abend um acht versammeln wir uns, wozu ebenfalls alle eingeladen sind. Die meisten kommen nicht, und das ist völlig in Ordnung so. Wir verlangen nichts, außer dass sie sich an unsere Regeln halten und sich uns und den anderen gegenüber anständig benehmen.»
    Sie waren weit vom Thema abgekommen, und Lena versuchte, langsam zurückzusteuern. «Arbeiten Sie auch auf der Farm?»
    «Normalerweise unterrichte ich die Kinder. Viele der Frauen, die herkommen, haben Kinder. Ich versuche, so gut es geht zu helfen, aber die meisten bleiben nicht ewig hier. Das Einzige, was ich den Kindern geben kann, ist ein bisschen Struktur.»
    «Wie viele Leute arbeiten auf der Farm?»
    «Ich schätze zweihundert. Da fragen Sie besser Lev. Über die Personalakten bin ich nicht auf dem Laufenden.»
    Lena nahm sich vor, sich die Personalakten genauer anzusehen. Sie wurde die Vorstellung nicht los, dass hier einem Haufen Jugendlicher das Gehirn gewaschen wurde, damit sie ihre weltlichen Besitztümer aufgaben und sich dieser seltsamen Familie anschlossen. Sie fragte sich, ob Jeffrey drüben ähnliche Eindrücke sammelte. «Unterrichten Sie Abby noch?»
    «Ich spreche mit ihr über Literatur. Leider kann ich ihr nicht viel bieten, das über den gewöhnlichen Highschool-Stoff hinausginge. Ephraim und ich haben daran gedacht, sie auf ein kleines College zu schicken, vielleicht in Tifton oder West Georgia, aber Abby wollte das nicht. Sie liebt die Farm, verstehen Sie? Hier kann sie anderen mit ihren Gaben helfen.»
    «Haben Sie das immer so gemacht? Hausunterricht, meine ich?»
    «Ja, wir wurden alle zu Hause unterrichtet. Alle außer Lev.» Sie lächelte stolz. «Paul hatte beim Eignungstest für die University of Georgia die besten Ergebnisse des Landes.»
    Pauls akademische Laufbahn war Lena ziemlich egal. «Das ist Ihre einzige Aufgabe auf der Farm? Unterrichten?»
    «O nein», Esther lachte. «Jeder hier muss alles mal gemacht haben. Ich habe auf dem Feld angefangen, genau wie Becca jetzt. Zeke

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