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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ist noch zu klein, aber auch für ihn geht es in den nächsten Jahren los. Papa findet, man muss von der Pike auf lernen, wenn man die Farm eines Tages leiten will. Ich war eine Weile in der Buchhaltung. Leider bin ich nicht sehr gut mit Zahlen. Wenn ich tun und lassen könnte, was ich wollte, würde ich den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und lesen. Aber Papa wollte, dass wir vorbereitet sind, falls ihm etwas zustößt.»
    «Dann würden Sie die Farm leiten?»
    Esther lachte über die Vorstellung, ein Unternehmen könnte von einer Frau geleitet werden. «Vielleicht Zeke oder einer der Jungs. Aber wir müssen alle vorbereitet sein. Auch weil unsere Arbeiter oft nicht lange bei uns sind. Die meisten der Seelensind Städter, sie sind ein schnelleres Leben gewohnt. Am Anfang finden sie es wunderbar hier – die Ruhe, die Einsamkeit, die Übersichtlichkeit im Gegensatz zu ihrem harten Leben auf der Straße. Aber bald wird es ihnen langweilig und immer langweiliger, und eh sie sichs versehen, würden sie am liebsten schreiend davonlaufen. Bei den Auszubildenden versuchen wir schon, wählerisch zu sein. Es wäre schade, jemanden für eine anspruchsvolle Aufgabe auszubilden, und dann lässt er mittendrin alles fallen und geht in die Stadt zurück.»
    «Was ist mit Drogen?», fragte Lena.
    «Die gibt es natürlich», sagte sie. «Aber wir passen auf. Sie müssen sich unser Vertrauen verdienen. Alkohol und Zigaretten sind auf der Farm verboten. Es ist gestattet, in die Stadt zu gehen, aber keiner von der Familie nimmt jemanden im Auto mit. Die Seelen verpflichten sich, die Hausregeln einzuhalten, sobald sie einen Fuß auf das Gelände setzen. Wer eine Regel bricht, muss gehen. Den meisten ist es recht so, und die Neuankömmlinge erfahren von denen, die schon länger hier sind, dass wir es ernst meinen, wenn wir sagen, dass wir die Leute bei der ersten Übertretung zurück nach Atlanta schicken.» Ihr Ton wurde milder. «Ich weiß, es klingt hart, aber wir müssen die Übeltäter aussortieren, damit die anderen, die wirklich wollen, eine Chance haben. Sie als Gesetzeshüter verstehen das sicher.»
    «Wie viele kommen und gehen?», fragte Lena. «Pi mal Daumen.»
    «Also, ich schätze, siebzig Prozent gehen wieder.» Erneut berief sie sich auf die Männer der Familie. «Das müssen Sie Lev oder Paul fragen, die können es Ihnen genau sagen. Sie kümmern sich um alles.»
    «Aber Sie bekommen schon mit, dass Leute kommen und gehen.»
    «Natürlich.»
    «Was ist mit Abby?», fragte Lena. «Ist sie glücklich hier?»
    Esther lächelte. «Ich hoffe es, aber wir zwingen niemanden, gegen seinen Willen zu bleiben.» Trotz Lenas verständnisvollem Nicken fühlte sie sich zu einer Erklärung bemüßigt. «Ich weiß, das alles mag für Sie seltsam klingen. Wir sind religiöse Menschen, aber wir glauben nicht daran, dass wir anderen unseren Glauben aufzwingen können. Zum Herrn findet nur, wer ihn aus freien Stücken sucht, denn sonst bedeutet es Ihm nichts. Ich merke an Ihren Fragen, dass Sie skeptisch sind, was unsere Arbeit angeht, aber ich versichere Ihnen, dass wir alle nur für das höchste Ziel eintreten. Wie Sie sehen, liegt uns nicht viel an materiellem Reichtum.» Sie zeigte auf das Haus. «Wir wollen Seelen retten, dahinein investieren wir.»
    Esthers friedliches Lächeln verstörte Lena mehr als alles andere, was sie heute gesehen hatte. Sie fragte: «Was sind Abbys Aufgaben auf der Farm?»
    «Sie kann besser mit Zahlen umgehen als ich», antwortete Esther stolz. «Eine Weile hat sie in der Verwaltung gearbeitet, doch als es ihr dort langweilig wurde, sind wir übereingekommen, dass sie die Post macht. Es ist keine schwierige Aufgabe, aber sie kommt mit den Menschen in Kontakt. Sie ist gern mit Leuten zusammen. Ich schätze, das geht allen jungen Mädchen so.»
    Lena wartete einen Augenblick, während sie sich fragte, warum Esther nicht nach ihrer Tochter fragte. Entweder verdrängte sie die Situation, oder aber sie wusste bereits, was geschehen war. «Hat Abby von den Diebstählen gewusst?»
    «Kaum jemand wusste davon», antwortete Esther. «Gemein deangelegenheiten regelt Lev gern in der Gemeinde.»
    «In der Gemeinde?», fragte Lena scheinheilig, als hätte sie sich nicht längst alles zusammengereimt.
    «Oh, entschuldigen Sie», sagte Esther, und Lena fiel auf, dass Esther jeden zweiten Satz mit einer Entschuldigung begann.«Die Gemeinde der Kirche des Höchsten Ziels. Ich denke immer, alle wissen, wofür wir

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