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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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stehen.»
    «Und wofür stehen Sie?»
    Lena war offensichtlich nicht gut darin, ihren Zynismus zu verbergen, doch Esther erklärte geduldig: «Mit der Holy Grown Farm finanzieren wir unser soziales Engagement in Atlanta.»
    «Worin besteht dieses Engagement?»
    «Wir versuchen, Jesu Werk bei den Armen fortzusetzen. Wir arbeiten mit verschiedenen Obdachlosenheimen und Frauenhäusern zusammen. Aber es gibt auch Resozialisierungseinrichtungen, die uns anrufen. Manchmal kommen Männer und Frauen direkt aus dem Gefängnis zu uns, wenn sie sonst nirgends hingehen können. Es ist empörend, wie die Menschen vom Strafvollzug in unserem Land zermalmt und ausgespuckt werden.»
    «Führen Sie Akten über diese Leute?»
    «Wir versuchen es.» Esther widmete sich wieder der Limonade. «Wir haben Ausbildungsplätze, vor allem in der Produktion. Das Sojageschäft hat sich in den letzten zehn Jahren verändert.»
    «Soja findet in immer mehr Produkten Verwendung», bemerkte Lena, doch sie verriet Esther nicht, dass sie das nur deshalb wusste, weil sie mit einer durchgeknallten Lesbe zusammenwohnte, die sich ausschließlich von Tofu und Vollwertkost ernährte.
    «Ja», stimmte Esther zu. Sie nahm drei Gläser aus dem Schrank.
    «Ich hole das Eis», erbot sich Lena. Doch als sie den Gefrierschrank öffnete, fand sie statt der Eiswürfel, die sie erwartet hatte, einen massiven Eisblock.
    «Schaffen Sie das?», sagte Esther. «Oder soll ich …»
    «Geht schon», entgegnete Lena und griff mit bloßen Händen nach dem Eisblock. Ihr Hemd wurde nass, als sie ihn zur Spüle hievte.
    «Drüben auf der Farm gibt es ein Eishaus. Alles andere wäre doch Energieverschwendung, wo so viel Eis vorhanden ist.» Sie bedeutete Lena, den Block ins Spülbecken zu stellen. «Wir versuchen, unsere Umwelt zu schonen, so gut es geht.» Sie bearbeitete den Block mit einem Eispickel. «Papa war der erste Farmer hier, der die Felder mit Regenwasser gewässert hat. Inzwischen haben wir dafür natürlich viel zu viel Land, aber trotzdem sparen wir Wasser, wo es geht.»
    Lena fiel Jeffreys frühere Frage ein. «Benutzen Sie keine Pestizide?»
    «O nein», entgegnete Esther und füllte Eis in die Gläser. «So etwas gibt es hier nicht – gab es noch nie. Wir benutzen natürlichen Dünger. Sie können sich nicht vorstellen, was die Phosphate mit dem Grundwasser machen. O nein.» Sie lachte. «Papa hat von Anfang an klargestellt, dass wir ausschließlich mit der Natur arbeiten. Wir tragen eine Verantwortung unseren Nachbarn gegenüber und den Menschen, die das Land nach uns bekommen.»
    «Das klingt sehr …», Lena suchte nach einem positiven Wort, «verantwortungsvoll.»
    «Die meisten Leute halten es für vergeudete Liebesmüh», sagte Esther. «Es ist eine Zwickmühle: Sollen wir die Natur vergiften, damit wir mehr Geld für die Bedürftigen haben, oder bleiben wir unseren Prinzipien treu und helfen dafür weniger Menschen? Jesus hat sich die gleiche Frage gestellt: Den vielen helfen oder den wenigen?» Sie reichte Lena eins der Gläser. «Ist das süß genug für Sie? Wir nehmen hier normalerweise nicht viel Zucker.»
    Nach einem Schluck zog sich Lenas Mund krampfartig zusammen. «Es ist ein bisschen sauer», brachte sie heraus und versuchte, ein Würgen zu unterdrücken.
    «Oh.» Esther nahm den Zucker noch einmal heraus und gab einen Löffel in Lenas Glas. «Besser?»
    Lena probierte wieder, diesmal einen kleineren Schluck. «Gut», sagte sie.
    «Gut», wiederholte Esther und zuckerte ein weiteres Glas nach. Das dritte ließ sie, wie es war. Lena hoffte inständig, dass es nicht für Jeffrey gedacht war.
    «Die Geschmäcker sind verschieden, nicht wahr?», bemerkte Esther auf dem Weg in den Flur.
    Lena folgte ihr. «Wie bitte?»
    «Jeder hat seinen eigenen Geschmack», wiederholte Esther. «Abby liebt Süßes. Als sie klein war, hat sie einmal fast eine ganze Tasse Zucker genascht, bevor ich merkte, dass sie am Schrank war.»
    Als sie an der Bibliothek vorbeikamen, sagte Lena: «Sie haben eine Menge Bücher.»
    «Fast nur Klassiker. Natürlich haben wir auch ein paar Western und Schmonzetten. Ephraim liest gerne Krimis. Ich glaube, ihm gefällt, dass sie so schwarz-weiß sind. Da sind die Guten auf der einen Seite, die Bösen auf der anderen.»
    «Ja, wenn das nur so einfach wäre», seufzte Lena.
    «Becca verschlingt Liebesromane. Drücken Sie ihr ein Buch mit einem langhaarigen Adonis auf dem Einband in die Hand, und zwei Stunden später hat sie es

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