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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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wahrscheinlich bald aus, als wäre er durch Kriegsgebiet gefahren.
    Er parkte hinter einem perfekt hergerichteten Dodge Dart. «Donnerwetter», flüsterte Jeffrey, als er ausstieg. Der alte Dodge war himmelblau lackiert und hatte getönte Scheiben, das Heck war noch aufgebockt. Die Stoßstange war makellos, glänzendes Chrom blitzte im Licht des Scheinwerfers, der vom Dach der Werkstatt auf den Parkplatz schien.
    «Hallo, Chief.» Ein schlaksiger Riese im Blaumann kam aus der Werkstatt geschlendert. Dale Stanley wischte sich an einem schmutzigen Handtuch die Hände ab. «Ich erinnere mich an Sie, vom Polizeifest letztes Jahr.»
    «Schön, Sie wiederzusehen, Dale.» Es gab nur wenige Männer, zu denen Jeffrey aufblicken musste, doch Dale Stanley war eine richtige Bohnenstange. Er sah seinem kleinen Bruder sehr ähnlich, als hätte man Pat am Kopf und an den Füßen genommen und einen guten halben Meter in die Länge gezogen. Trotz seiner Größe strahlte Dale Lässigkeit aus, als wäre er mit sich und der Welt zufrieden. Jeffrey schätzte ihn auf ungefähr dreißig.
    «Tut mir leid, dass ich Sie erst so spät empfangen kann», sagteDale. «Ich will nicht, dass meine Kinder sich erschrecken. Wenn sie ein Polizeiauto sehen, kriegen sie Angst.» Er warf einen nervösen Blick zum Haus. «Ich schätze, Sie können sich denken warum.»
    «Verstehe», antwortete Jeffrey, und Dale entspannte sich ein wenig. Dales Bruder Pat war vor ein paar Monaten in eine blutige Geiselnahme geraten und gerade so mit dem Leben davongekommen. Es musste schrecklich für die Familie gewesen sein, die Belagerung im Fernsehen zu verfolgen und jederzeit damit zu rechnen, dass ein Streifenwagen vor dem Haus hielt und schlechte Nachrichten überbrachte.
    «Meine Jungs drehen schon durch, wenn sie im Fernsehen Sirenen hören», erklärte Dale, und Jeffrey nahm an, Dale war der Typ, der Spinnen nach draußen trug, statt sie zu töten. «Haben Sie einen Bruder?»
    «Nicht dass ich wüsste», antwortete Jeffrey, woraufhin Dale den Kopf zurückwarf und wiehernd lachte. Jeffrey wartete, bis er sich beruhigt hatte, dann fragte er: «Wir sind hier genau auf der County-Grenze, nicht wahr?»
    «Ja», bestätigte Dale. «Nach Catoogah geht’s da lang, Avondale ist auf dieser Seite. Meine Kinder sollen in Mason Mill eingeschult werden.»
    Jeffrey sah sich um und versuchte sich zu orientieren. «Schön haben Sie es hier.»
    «Danke.» Er ging zur Werkstatt zurück. «Möchten Sie ein Bier?»
    «Klar.»
    Als sie die Werkstatt betraten, konnte Jeffrey seine Bewunderung nicht verbergen. Dale führte ein strenges Regiment. Der Boden war hellgrau gestrichen, nirgends war auch nur ein Ölfleck zu sehen. Die Werkzeuge hingen ordentlich aufgereiht an einem Brett, jeder Platz war mit dem schwarzen Umriss des jeweiligen Geräts gekennzeichnet. Schraubgläser mit Schraubenund Bolzen hingen unter Regalbrettern wie Weingläser in einer Bar. Der ganze Raum war taghell ausgeleuchtet.
    Jeffrey fragte: «Was genau machen Sie hier?»
    «Hauptsächlich restauriere ich Autos», sagte Dale und zeigte auf den Dodge vor der Tür. «Hinten habe ich einen Schuppen, wo sie gespritzt werden. Die Reparaturen mache ich hier drinnen. Meine Frau kümmert sich um die Polster.»
    «Terri?»
    Dale sah Jeffrey über die Schulter an, überrascht, dass er sich an ihren Namen erinnerte. «Genau.»
    «Klingt, als würde alles gut laufen bei Ihnen.»
    «Na ja.» Er öffnete einen kleinen Kühlschrank und nahm ein Budweiser heraus. «Im Prinzip schon, nur mein Ältester macht mir Sorgen. Timmy sieht Ihre Exfrau öfter als mich. Und jetzt ist auch noch meine Schwester krank, musste ihre Stelle in der Fabrik kündigen. Das lastet schwer auf der Familie. Viel Druck, wenn man sich um alle kümmern will.»
    «Sara hat erwähnt, dass Tim Asthma hat.»
    «Ja, ziemlich schlimm.» Er öffnete das Bier und reichte es Jeffrey. «Wir müssen höllisch aufpassen. An dem Tag, als meine Frau mit ihm vom Arzt kam, habe ich aufgehört zu rauchen. Ich sage Ihnen, das war ein echtes Opfer. Was macht man nicht alles für die Kinder. Sie haben keine, oder?» Lachend sagte er: «Ich meine, jedenfalls nicht dass Sie wüssten.»
    Jeffrey zwang sich mitzulachen, auch wenn es in seinem Fall gar nicht komisch war. Nach einer angemessenen Pause fragte er: «Ich dachte, Sie sind Galvaniseur?»
    «Bin ich auch.» Dale nahm ein Stück Metall vom Arbeitstisch. Jeffrey sah, dass es ein altes Porsche-Abzeichen war, mit hellgelbem Gold

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