Grant County 05 - Gottlos
überzogen. Ein Satz feiner Pinsel auf dem Tisch ließ darauf schließen, dass Dale gerade dabei war, die Felder auszumalen. «Das hier ist für den Onkel meiner Frau. Schnittige Kiste.»
«Können Sie mir erklären, wie das funktioniert?»
«Galvanisieren?» Dale sah ihn verblüfft an. «Sie sind den ganzen Weg hier rausgekommen wegen einer Nachhilfestunde in Chemie?»
«Können Sie?»
Dale dachte nicht länger nach. «Na klar.» Er führte Jeffrey zu einer Werkbank an der hinteren Wand. Auf vertrautem Terrain schien er sich sichtlich wohlzufühlen. «Man nennt es einen dreistufigen Prozess, aber es gehört viel mehr dazu. Im Prinzip geht es so: Man lädt das Metall hiermit elektrisch auf.» Er zeigte auf einen Apparat, der aussah wie ein Ladegerät. Daran befestigt waren zwei metallene Elektroden, eine mit einem schwarzen, die andere mit einem roten Griff. Neben der Maschine war eine weitere Elektrode mit einem gelben und einem roten Griff.
«Rot ist der Pluspol, schwarz der Minuspol.» Dale zeigte auf eine flache Pfanne. «Sie legen das Teil, das Sie vergolden wollen, hier in ein elektrolytisches Bad. Bei positiver Ladung wird es mit Metallreiniger gesäubert, dann, bei negativer Ladung, wird das Nickel aktiviert.»
«Ich dachte, es geht um Gold.»
«Unter dem Gold ist Nickel, das Gold haftet daran. Mit einer Säurelösung aktivieren Sie also das Nickel, dann klemmen Sie den Minuspol fest. Sie hängen das Ganze in die Goldlösung, und die Goldionen lagern sich am Nickel an. Die spannenden Details habe ich weggelassen, aber so ungefähr funktioniert das Ganze.»
«Aus was für einer Lösung besteht das Bad?»
«Die Grundstoffe dazu kann man bestellen.» Er tastete auf dem Metallhängeschrank über der Werkbank herum, fand den Schlüssel und schloss die Tür auf.
«Liegt der Schlüssel immer da oben?»
«Ja.» Er öffnete den Schrank und nahm mehrere Fläschchen heraus. «Damit die Kinder nicht drankommen.»
«Ist manchmal jemand hier drin, wenn Sie nicht da sind?»
«Nie», sagte er und zeigte auf das Werkzeug und die Geräte, die Tausende von Dollar wert sein mussten. «Das hier ist meine Existenz. Wenn jemand reinkommt und mein Zeug klaut, bin ich am Ende.»
«Und Sie schließen immer ab?», fragte Jeffrey und zeigte auf die Werkstatttür. Fenster oder andere Zugänge gab es nicht. Die Metalltür war der einzige Weg. Sie sah schwer genug aus, dass sie einem Lastwagen widerstanden hätte.
«Die Tür steht nur offen, wenn ich hier bin», versicherte Dale. «Ich schließe sogar ab, wenn ich pinkeln gehe.»
Jeffrey las die Etiketten auf den Fläschchen. «Die sehen ziemlich giftig aus.»
«Wenn ich das Zeug benutze, ziehe ich immer eine Maske und Handschuhe an», sagte Dale. «Früher habe ich noch Schlimmeres genommen, aber seit Tim krank ist, habe ich das weggepackt.»
«Was war das?»
«Hauptsächlich Arsen und Zyankali. Wird mit der Säure gemischt. Aber es ist ziemlich flüchtig, und ehrlich gesagt, macht es mir eine Heidenangst. Jetzt gibt es neue Sachen auf dem Markt, die sind zwar auch ganz schön übel, aber wenigstens bringen sie einen nicht um, wenn man mal falsch einatmet.» Er zeigte auf eine der Plastikflaschen. «Das da ist die Lösung.»
Jeffrey las das Etikett. «Zyanidfrei?»
«Ja.» Wieder lachte er. «Ich hatte nur auf eine Ausrede gewartet, mit dem anderen Zeug aufzuhören. Ich bin ein echtes Mädchen, was das Sterben angeht.»
Jeffrey sah sich alle Flaschen an, ohne sie anzufassen, und las die Inhaltsstoffe. Jede davon sah aus, als könnte man damit ein Pferd umbringen.
Dale wippte geduldig auf den Fersen, als erwartete er eine Belohnung für sein Entgegenkommen.
Jeffrey fragte: «Kennen Sie die Farm drüben in Catoogah?»
«Die Soja-Farm?»
«Genau.»
«Klar. Wenn man da runterläuft», er zeigte auf die Straße, die nach Südosten führte, «kommt man genau darauf zu.»
«Haben Sie was mit denen zu tun?»
Dale begann die Flaschen wegzuräumen. «Früher haben die Typen manchmal die Abkürzung durch den Wald genommen, wenn sie in die Stadt wollten. Aber irgendwie hat’s mich nervös gemacht. Ein paar von denen sind nicht gerade grundehrliche Bürger.»
«Wen meinen Sie?»
«Na, die Arbeiter», sagte er und schloss die Schranktür ab. Den Schlüssel legte er wieder an sein Versteck. «Verdammt, wenn Sie mich fragen, ist die Familie schön blöd, dass sie dieses Pack bei sich aufnimmt.»
Jeffrey hakte nach. «Wie meinen Sie das?»
«Ein paar von den Gestalten,
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