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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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vorgehen?»
    «Montagabends ist wahrscheinlich nicht viel los», sagte er. «Wir zeigen das Foto herum und fragen, ob jemand sie wiedererkennt.»
    «Glaubst du, die sagen uns die Wahrheit?»
    «Ich weiß es nicht», gab er zu. «Aber ich glaube, mit der sanften Tour haben wir bessere Chancen, als wenn wir gleich mit dem Knüppel auf den Tisch hauen.»
    «Ich nehme mir die Mädchen vor», sagte Lena. «Dich lassen sie eh nicht in die Umkleiden.»
    «Klingt nach einem guten Plan.»
    Sie klappte die Sonnenblende herunter und schob den Spiegel auf, um ihr Make-up zu checken. Von der Seite registrierte Jeffrey ihr dunkles Haar, die schwarzen Augen und ihre makellose Haut. Wahrscheinlich verbrachte Lena selten eine Nacht allein, dachte er, auch wenn es nur mit diesem Dreckskerl, Ethan Green, war. Heute Abend trug sie eine schwarze Jeans und eine enge rote Seidenbluse, deren oberste Knöpfe offen standen. Darunter trug sie keinen BH, soweit er sehen konnte, und anscheinend war ihr kalt.
    Jeffrey sah weg und stellte die Klimaanlage ab. Er hoffte, sie hatte seinen Blick nicht bemerkt. Lena war zwar nicht so jung, dass sie seine Tochter hätte sein können, aber sie benahm sich meistens so, und er fühlte sich plötzlich wie ein schmutziger alter Spanner.
    Sie klappte die Sonnenblende hoch. «Was ist?» Sie starrte ihn von der Seite an.
    Jeffrey überlegte, was er sagen sollte. «Wirst du Schwierigkeiten damit haben?»
    «Womit?»
    Er suchte nach einer vorsichtigen Formulierung, um sie nicht aufzuregen, gab es dann aber auf. «Ich meine, trinkst du immer noch?»
    Sie schoss zurück: «Bescheißt du immer noch deine Frau?»
    «Sie ist nicht mehr meine Frau», entgegnete er. Eine blödere Antwort hätte er sich nicht einfallen lassen können. «Pass auf», versuchte er es noch einmal, «wir gehen in eine Bar. Wenn das ein Problem für dich ist …»
    «Ich habe kein Problem», knurrte Lena, und damit war das Gespräch beendet.
    Den Rest des Wegs schwiegen sie. Jeffrey starrte auf denHighway und überlegte, seit wann er Experte darin war, die kratzbürstigsten Frauen des Landes um sich zu versammeln. Dann dachte er daran, was sie in der Bar erwartete. Er hatte keine Ahnung, warum ein Mädchen wie Abigail Bennett das Streichholzbriefchen in ihrer Snoopy-Puppe verstecken sollte. Sie hatte es sorgfältig eingenäht, und Jeffrey hätte es nie gefunden, hätte er nicht zufällig an einem losen Faden gezupft.
    Schon aus drei Kilometern Entfernung leuchtete am Horizont eine pinkfarbene Neonkatze auf. Je näher sie kamen, desto mehr Details wurden sichtbar, bis die zehn Meter hohe Figur in Stilettos und schwarzem Lederbustier genau über ihnen in die Höhe ragte.
    Jeffrey parkte an der Straße. Bis auf das Neonschild war das Gebäude vollkommen schmucklos, ein fensterloser Bungalow mit rosa Metalldach, davor ein Parkplatz, der groß genug für hundert Autos war. Wegen des Wochentags war nur etwa ein Dutzend Parkplätze besetzt, hauptsächlich Trucks und Jeeps. Ein Sattelschlepper parkte längs vor dem hinteren Zaun.
    Obwohl die Türen nicht offen standen, konnte Jeffrey selbst bei geschlossenen Wagenfenstern das Dröhnen der lauten Musik aus dem Club hören.
    Er erinnerte Lena: «Wir gehen die Sache behutsam an.»
    Wortlos öffnete Lena den Gurt und stieg aus, anscheinend immer noch sauer wegen seiner Frage nach ihrem Alkoholkonsum. So etwas musste er sich von Sara gefallen lassen, doch Jeffrey würde es nicht hinnehmen, dass ihm auch noch seine Angestellten auf der Nase herumtanzten.
    «Halt», sagte er, und Lena blieb stehen, ohne sich zu ihm umzudrehen. «Du reißt dich jetzt zusammen», warnte er. «Ver standen ?»
    Sie nickte, dann setzte sie ihren Weg fort. Jeffrey beeilte sich nicht, sie einzuholen, und schließlich ging sie langsamer, bis sie auf einer Höhe waren.
    Vor der Tür blieb Lena stehen und sagte doch noch etwas: «Ich habe alles im Griff.» Dann sah sie ihm in die Augen und wiederholte trotzig: «Ich habe es im Griff.»
    An einem anderen Tag hätte er ihr das vielleicht durchgehen lassen. Aber er hatte heute nichts anderes getan, als mit Leuten zu sprechen, die ihm ausgewichen waren oder ihm wichtige Informationen verschwiegen hatten, ohne dass er auch nur das Geringste dagegen tun konnte. Er hatte die Nase gestrichen voll. «Ich will keine Unverschämtheiten mehr hören, Lena», fuhr er sie an.
    «Ja, Sir», antwortete sie ohne eine Spur von Sarkasmus.
    «Na gut.» Er griff an ihr vorbei und öffnete die Tür.
    Im

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