Grappa 07 - Killt Grappa
existiert ein Bild von dir. Den Namen kannst du behalten, doch das Gesicht muss geändert werden. Schließlich gibt es Fingerabdrücke von dir, die dich zweifelsfrei enttarnen würden.«
»Welche Fingerabdrücke?«
»Die des flüchtigen Mannes. Ich habe kurz vor meiner Suspendierung den Interpol-Computer befragt. Man hat die Abdrücke in dem Wagen gefunden, mit dem der Mann die Kinder zu den Schwarzen Messen gefahren hat. Im Inneren des Autos wimmelte es von Spuren.«
»Super!«, rief ich aus. »Dann musst du Vermeulens Abdrücke mit denen aus dem Computer vergleichen!«
»Ich? Du vergisst, dass ich suspendiert bin! Außerdem hat noch niemand Vermeulen erkennungsdienstlich behandelt.«
»Sollen wir Baißer den Tipp mit der Gesichtsoperation geben?«, fragte ich.
»Wenn du das tust, bin ich fertig mit dir!« Nik war zornig.
»Nik! Es geht doch um die Sache. Kannst du denn nicht einmal deinen Hass auf den Mann hinten anstellen?«
»Nein, das kann ich nicht«, sagte er heftig.
»Okay«, resignierte ich, »irgendwann wirst du wieder im Dienst sein. Solange mache ich allein weiter. Eva Grid hat ihr Geständnis übrigens zurückgezogen. Sie wird entlassen. Ich weiß leider nicht genau, wann.«
»Kein Problem.« Nik wählte eine Nummer.
»Hier Hauptkommissar Kodil«, hörte ich ihn sagen. »Können Sie mir sagen, wann Frau Eva Grid entlassen wird? Es geht um Polizeischutzmaßnahmen.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagte etwas. Kodil bedankte sich.
»Morgen um zehn«, berichtete er. »Der Anstaltsleiter muss es ja schließlich wissen.«
»Danke! Kommst du morgen mit? Ich muss mit der Grid reden.«
»Klar. Ich habe schließlich genug Zeit.«
Den Rest des Abends verbrachten wir in ungewohnter Harmonie. Wir schmiedeten die verrücktesten Pläne, wie wir die Satansbrut in die Wüste schicken würden.
Gegen Mitternacht stand Nik stumm am Fenster und starrte hinaus.
Ich ging zu ihm und legte die Hand auf seine Wange. »Was war das eigentlich neulich abends für eine Frau, die dich besucht hat?«
Er lachte. »Ich wusste, dass du doch noch fragen würdest.«
»Bekomme ich denn auch eine Antwort?«
»Sie war eine Kollegin. Verheiratet, zwei Kinder.«
»Tatsächlich? Und was hast du für sie gekocht?«
»Ich hatte eine Quiche Lorraine vorbereitet, doch der Hefeteig ist nicht aufgegangen. Und dann sind mir noch die Zwiebeln verbrannt. Dein Anruf hat mich völlig aus der Bahn geworfen.«
»Armer Schatz«, sagte ich sanft, »das kommt davon, wenn du für fremde Frauen kochst. War der Wein wenigstens okay?«
»Nein. Der Edelzwicker hat nach Korken geschmeckt.«
»Und der Nachtisch?«
»Ihr Mann hat sie abgeholt«, grinste Nik. »Vor dem Dessert. Du warst ganz schön sauer, oder?«
»Ach was«, log ich, »ich bin niemals eifersüchtig. Da stehe ich nun wirklich drüber. In meinem Alter vergeudet man keine Zeit mit unnützen Gefühlsausbrüchen.«
Eva packt aus
Eva Grid trat kurz nach zehn mit einem kleinen Koffer in der Hand durch das Tor der Justizvollzugsanstalt für Frauen. Sie ging aufrecht, ihre Schritte waren energisch, ihre Gesichtsfarbe erstaunlich gesund. Sie verharrte eine Weile, sah sich um und atmete tief durch.
Nik und ich hatten in der Nähe des Eingangs geparkt.
»Hallo, Frau Grid.« Ich war auf sie zugegangen.
Eva Grid schaute mich mit neutraler Miene an. »Frau Grappa«, sagte sie dann, »sind Sie meinetwegen hier?«
»Sicher. Ich freue mich, dass Sie das Geständnis widerrufen haben. Ich habe Sie nie für die Mörderin Ihres Mannes gehalten.«
»Das weiß ich«, entgegnete sie, »ich habe Ihre Artikel gelesen.«
»Und? Was halten Sie von meiner Theorie?«
»Ich weiß nicht so recht. Ich habe Else immer für meine beste Freundin gehalten.«
»Lassen Sie uns woanders hingehen«, schlug ich vor, »dann können wir uns besser unterhalten.«
Sie nickte. Ich griff nach Eva Grids kleinem Koffer, um ihn im Kofferraum meines Autos zu verstauen. In demselben Augenblick fuhr ein Wagen vor. Bremsen quietschten. Ortwin Baißer kam auf uns zu.
»Was machen Sie denn hier?«, blaffte er mich an.
»Ich hole Frau Grid ab«, entgegnete ich milde. »Was dagegen?«
»Allerdings.«
Baißer wandte sich an Eva. »Guten Tag, Frau Grid. Ich bin hier, weil ich doch noch ein paar Fragen an Sie habe. Kommen Sie bitte!«
»Moment!«, griff ich ein. »Frau Grid hat bereits einen Termin. Mit mir.«
Eva Grid war verunsichert. Sie schaute mich hilflos an.
»Sie müssen gegenüber der Polizei nicht
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