Grappa 09 - Grappa-Baby
ich mit dem Schießeisen machen?«
»Da dir das Teil ja nicht gehört – bring's doch einfach ins Fundbüro.«
»Scherzkeks. Ich schätze, dass dies die Tatwaffe ist. Kannst du sie nicht für mich aufheben? Bei dir vermuten sie die nie, und die Genehmigung für eine Hausdurchsuchung bezieht sich nur auf mich. Ich werde Brinkhoff später alles beichten.«
»Grappa, du bringst mich in Teufels Küche«, stöhnte Jansen. »Aber gut! Dann gib das Ding mal her. Pack's in die alte Zeitung dort ein.«
Ich griff zu einer vergilbten Ausgabe des Tageblattes , die sich auf dem Rücksitz lümmelte, und schlug die Knarre darin ein.
In diesem Augenblick ertönte ein Martinshorn.
Jansen und ich sahen uns stumm an, dachten beide das gleiche. Sekunden später war die Waffe in Jansens weiter Strickjacke verschwunden.
Ich schloss meinen Wagen ab. Die Polizeiwagen waren da. Sie standen direkt vor der Einfahrt zum Verlagsgebäude.
»Der Hintereingang«, raunte Jansen mir zu.
Niemand sah uns, als wir uns seitlich ins Gebäude schlichen.
»Was sollen wir mit der Waffe machen?«, fragte ich.
»Die bleibt erst mal in meiner Jacke«, meinte Jansen ruhig. »Mich wird niemand durchsuchen, du bist ihr Ziel.«
»Ich danke dir«, sagte ich herzlich und drückte seinen Arm.
Kurze Zeit später hatten wir Jansens Büro erreicht. Er zog den Revolver aus der Jackentasche und legte ihn in den kleinen Safe, der in seinem Büro installiert war. Hier waren die sogenannten ›Redaktionsgeheimnisse‹ deponiert: Wichtige oder unangenehme Fotos, geheime Papiere und ähnliches.
»Da kommt niemand dran«, sagte Jansen grimmig und drückte die Tresortür zu. »Wer sich an diesem Safe vergreift, begeht einen Anschlag auf die Pressefreiheit. So was wird sich unsere Staatsanwaltschaft nicht erlauben.«
Er hatte diese Hoffnung kaum ausgesprochen, als seine Sekretärin über die Sprechanlage einige Herren der Kriminalpolizei ankündigte.
»Bleib ganz ruhig«, bat er mich – wohl auch, um sich selbst zu beruhigen.
Ich atmete auf, als ich Hauptkommissar Anton Brinkhoff unter den Kripobeamten ausmachte.
»Guten Tag«, sagte Brinkhoff förmlich. »Ich will gleich zur Sache kommen. Hier habe ich ...« er hielt ein Schriftstück hoch »... einen Durchsuchungsbeschluss für Ihr Büro, Frau Grappa.«
»Und was suchen Sie?«, fragte ich.
»Das sagen wir Ihnen, wenn wir's gefunden haben«, antwortete ein anderer Kripomann.
»Kennen Sie einen Mann namens Nikolaus Kodil?«, begann Brinkhoff mit der Vernehmung.
»Klar.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Gestern Nacht im Krankenhaus.«
»Und davor?«
»Als er bei mir ausgezogen ist.«
»Wann war das?«
»Vor zwei Tagen.«
»Wo waren Sie gestern Abend?«, mischte sich der zweite Kripomann wieder ein.
»Um welche Uhrzeit?«
»Ab 20 Uhr.«
»Ich war im Pinocchio «, sagte ich, »bis gegen 22 Uhr. Der Geschäftsführer und Prof. Berggrün von den Städtischen Kliniken können das bezeugen. Danach bin ich in meine Wohnung gefahren.«
»Zeugen?«
»Wofür?«
»Dass Sie in Ihrer Wohnung waren.«
»Nein. Ich war allein.«
»Besitzen Sie einen Revolver?«
»Nein.«
»Wo ist Ihr Büro?«
Stumm erhob ich mich und ging zur Tür. Brinkhoff und die anderen folgten mir.
»Bedienen Sie sich«, sagte ich und öffnete meine Bürotür.
Sie durchwühlten den Schrank und den Schreibtisch, natürlich fand niemand etwas außer viel Staub. Danach musste ich meinen Autoschlüssel aushändigen. Ich tat's mit stoischer Ruhe.
»Wer hat Ihnen den heißen Tipp gegeben, dass ich auf Nik geschossen habe?«, fragte ich Brinkhoff. Die anderen Polizisten hatten das Büro verlassen hatten, um sich meinen Japaner vorzuknöpfen.
»Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen kann.« Brinkhoff wand sich wie ein Aal.
»Eine Frau?«
»Eine Stimme am Telefon.«
»Und das reicht Ihnen, um so einen Aufstand zu veranstalten?«
»Sie müssen das verstehen, Frau Grappa«, sagte Brinkhoff. »Immerhin ist ein Kollege von uns fast getötet worden. Anschläge auf Polizeibeamte nehmen wir immer sehr ernst. Wir müssen jeder Spur nachgehen. Eifersucht ist immer ein gutes Motiv – sozusagen klassisch.«
»Dann würde ich eher diese verdammte Frau meucheln«, gestand ich. »Aber auch das wäre die Sache nicht wert. Liebe ist Einbildung, der Knast dagegen eine reelle Sache.«
»Da haben Sie recht – heftige Gefühle passen nicht mehr so richtig in unsere Zeit.«
»Genau. Und das bisschen Liebe, das man braucht, kann
Weitere Kostenlose Bücher