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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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woanders.«
    Sie grübelte wieder.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich an mich und meine Artikel über die Sekte und den Fall Monika Weber und an mein Auftauchen bei der Beerdigung erinnerte.
    »Ich habe ein Allerweltsgesicht«, behauptete ich. »Viele glauben, mich schon einmal gesehen zu haben. Das begegnet mir immer wieder.«
     
    Kleist hatte sein Büro schon verlassen, teilte mir seine Sekretärin mit. Ich befand mich in der Nähe seiner Wohnung. Ich hatte Lust auf einen Überraschungsbesuch. Ganz wohl war mir allerdings nicht dabei, bisher hatte ich mich immer bei ihm angekündigt.
    Es war nach zwanzig Uhr. Ich dachte nicht weiter nach, was ich tun sollte, sondern tat es. Auto parken, aussteigen, zum Haus gehen, klingeln und warten. Eine Sprechanlage gab es nicht. Kleist musste die Tür also aufdrücken oder es lassen. Ich stellte mich so, dass ich vom Fenster aus nicht gesehen werden konnte. Die Tür wurde entsperrt, ich schob sie auf und nahm die Treppe nach oben.
    Clara stand im Flur – das Blondhaar zerzaust und den Körper nur in ein Badetuch gewickelt. Aus der Wohnung tönte leise Schmusemusik.
    »Guten Abend«, sagte ich. »Ist Dr. Kleist zu sprechen?«
    »Moment, Frau Grappa«, zirpte sie. »Ich frag mal eben.«
    Sie drehte mir den Rücken zu, tänzelte zum Bad und öffnete die Tür einen Spalt. »Friedel! Du hast Besuch. Die liebe Frau Grappa. Zieh dir doch kurz was an.«
    Das war zu viel. Ich stürzte die Treppe hinunter, wäre fast gefallen und lief auf die Straße. Schnell ins Auto, mich außer Sichtweite begeben und erst einmal durchatmen. Tränen der Wut und Enttäuschung liefen mir übers Gesicht. Hatte er sich doch mit der blonden Schlampe eingelassen!
    Das war es dann wohl, dachte ich. Wir hatten uns zum Glück nie nah genug gestanden, als dass mich diese Nummer umwerfen könnte. Der Herzschmerz, der mich die nächsten Stunden fast umzubringen drohte, würde nur von kurzer Dauer sein – hoffte ich. Ich durfte nur nicht dagegen ankämpfen.
     
    Männer waren so scheiße und Alkohol schon wieder eine Lösung. Ich grub ein Zitatbüchlein heraus, das von einer Urgestein-Feministin herausgegeben worden war, setzte mich gemütlich aufs Sofa, trank eine Flasche Wein und ergötzte mich an Sätzen wie: In jedem Mann steckt etwas Gutes – und wenn es nur ein Küchenmesser ist.

Erleuchtete Mahlzeiten
    »Frau Grappa, wie siehst du denn aus?«
    Anneliese Schmitz war mal wieder brutal ehrlich.
    »Ich habe eine harte und unruhige Nacht hinter mir«, brummte ich, »und ich möchte jetzt ein kräftiges Frühstück mit allem Zipp und Zapp.«
    »Ach? War der nette Mann denn nicht da?«, forschte sie.
    »Er war nicht da, sonst hätte ich ihn mitgebracht«, antwortete ich.
    »Dann musser bestimmt arbeiten«, meinte sie. »Oder?«
    »Frau Schmitz, bring mir bitte den Kaffee, sonst fall ich um.«
    »Irgendwas ist doch, Frau Grappa.« Sie blieb stehen und sah mich durchdringend an.
    »Verdammt noch mal!«, brüllte ich. »Ist das hier eine Bäckerei oder eine psychologische Beratungsstelle?«
    »Ist ja schon gut, Frau Grappa. Kaffee kommt sofort.«
    Sie schob ab.
    Komm runter, Grappa, ermahnte ich mich und atmete einige Male durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Eine Atemübung, die angeblich entspannt. Leider nicht mich. Die Szene mit der halb nackten Clara hatte sich als Endlosfilmschleife in meinem Hirn installiert und spielte sich ab, ohne dass ich einen Knopf drücken musste. Friedel! Du hast Besuch. Die liebe Frau Grappa. Zieh dir doch kurz was an.
    »Der Kaffee – bitte schön!«, sagte Frau Schmitz förmlich.
    »Tut mir leid, dass ich eben gebrüllt habe«, lenkte ich ein. »Aber deine Fragerei kann ich heute nicht ab.«
    »Musste ja nicht. Ich dachte nur, wir wären …«, sie stockte, »… befreundet.«
    »Sind wir ja auch, Frau Schmitz.« Ich legte den Arm um sie. »Deshalb sag ich es dir ja auch. Der nette Mann kommt nicht mehr.«
    »Isser tot?«
    »Nein, nein! Wir sind nicht mehr zusammen. Seit gestern Abend.«
    »Och. Das ist schade. Ich dachte, dass du endlich den Deckel gefunden hast, der auf dich Pott passt.«
    »Vielleicht bin ich ein Wok«, griff ich den alten Singlefrauen-Scherz auf. »Und jetzt will ich nur eins: Frühstück.«
    »Gottchen, das Rührei brennt an!« Die Bäckerin rannte in die Küche.
     
    In der Konferenz schlug ich vor, der Frage nachzugehen, ob es eine Verquickung von Mystic Food und der Kirche der Erleuchteten gab.
    Schnack zögerte.
    Ich stellte

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