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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Befreiung meiner unsterblichen Seele.
    War dies derselbe Garten? Meinte Brett den Garten Monikas? Aber vielleicht hatte sich die Zeugin auch verhört.
    »Guck mal, das Bärchen!«, rief Stella.
    Auf dem Monitor drängelte sich Biber hinter den Fernsehreporter und schaute in die Kamera.
    »Gleich winkt er und grüßt seine Oma«, lachte Harras.
    »Nicht die Oma«, widersprach ich. »Der grüßt höchstens seinen Gönner – den lieben Herrn Schnack.«
    Doch Bärchen kam nicht dazu, jemanden zu grüßen. Ein Einspielfilm zeichnete die Karriere des Pop-Titanen nach.
    Dann eine Schalte zum Krankenhaus, in dem Pitt Brett behandelt wurde. Eine Reporterin hielt dem Chefarzt ein Mikrofon vor die Nase. »Wie geht es Herrn Brett?«
    Der Arzt schaute auf eine Karte. »Herr Brett war bei seinem Eintreffen in unserer Klinik dehydriert und stand unter dem Einfluss des Schlafmittels GHB, im Volksmund auch als Liquid Ecstasy oder K.-o.-Tropfen bekannt. Diese Substanz wirkt stark einschläfernd und es entsteht eine partielle Amnesie, man könnte auch Filmriss sagen.«
    Im Rücken des Arztes war das Krankenhausportal zu erkennen. Ein Mann verließ gerade das Gebäude, gefolgt von zwei anderen.
    »Ist das nicht dein Lebensabschnittspartner?«, fragte Harras. Stumm biss ich in mein Mandelhörnchen.
    Der Chefarzt redete weiter. »Zurzeit ist Herr Brett ansprechbar und er fühlt sich gut. Er befindet sich in einem psychisch stabilen Zustand und kann schon wieder Witze machen.«
    »Wann ist Herr Brett vernehmungsfähig?«, fragte die Reporterin.
    »Das wird sich zeigen. Die Polizei ist bereits im Haus. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, meine Damen und Herren.« Der Mediziner rauschte ab.
    Szenenwechsel. Jessica von Neuenfels gab ein Statement ab. »Ich habe mit Herrn Brett soeben Kontakt gehabt. Es ist ihm ein Anliegen, dass die Castingshow WSDS ohne Zeitverzug weitergeht. Die nächste Sendung ist für den kommenden Samstag geplant. Auf Wunsch von Herrn Brett wird sie live gezeigt werden, und zwar noch einmal hier aus Bierstadt. Herr Brett will demonstrieren, dass er brutaler Gewalt nicht nachgibt. Außerdem fühlt er sich den Kandidaten verpflichtet, die an dem Tag der Entführung nicht mehr vorsingen konnten.«
    »Das gibt die höchste Einschaltquote seit Bestehen des deutschen Fernsehens, wetten?«, sagte Harras voraus.
    »Ich halte nicht dagegen«, meinte ich.

Es wird immer unklarer
    Am späten Nachmittag veröffentlichten Staatsanwaltschaft und Polizei eine weitere Pressemitteilung. Der Pop-Titan könne sich nicht genau erinnern, wo er sich befunden habe. Von einem Garten war in der Meldung keine Rede. Hinweise auf die Täter gebe es nicht, aber man ermittle auf Hochtouren. Das war eine ganz schön dünne Suppe.
    Ich rief Jessica von Neuenfels an. »Sie haben doch mit Brett gesprochen. Hat er Ihnen etwas von einem Garten erzählt, in dem er gefangen gehalten wurde?«
    »Ja. Er redete von Bäumen und Blumen. Ich denke allerdings, dass dies den Folgen der K.-o.-Tropfen zuzuschreiben ist.«
    »Wirkt er sonst irgendwie verändert?«, fragte ich. »Was ist in den letzten drei Tagen passiert?«
    »Er ist nur müde. Sonst ist mir nichts aufgefallen.«
    »Ich verstehe den Sinn dieser Entführung nicht. Keine Forderungen und Pitt Brett ist derselbe wie vorher? Was sollte das Ganze?«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen, Frau Grappa«, entgegnete die Pressesprecherin.
     
    Gegen Abend überschlugen sich die Ereignisse. Robert Fuchs, der Operierende Thetan, war erschossen aufgefunden worden, so meldete die Polizei. Fassungslos starrte ich auf die Worte. Wir berichten nach – so endete der Text.
    Schnack teilte mir vierzig Zeilen zu. Die mussten in zwei Stunden geschrieben sein, um in der Andruckausgabe erscheinen zu können.
    Ich griff mir Pöppelbaum und wir düsten zum Sektenzentrum. Er hatte den Polizeifunk abgehört und wusste schon ein bisschen mehr. »Fuchs lag in seinem Büro mit einem runden Loch im Schädel.«
    Vor dem Gebäude wurde gerade ein Aluminiumsarg in einen Leichenwagen geschoben. Ich stoppte genau davor. Wayne fotografierte durch das Fenster.
    »Das war knapp«, meinte er.
    »Ich lass dich hier raus, parke die Karre um die Ecke und komm nach«, kündigte ich an. »Knips alles, was … und so weiter.«
    Fünf Minuten später war ich wieder bei ihm. Wayne sprach gerade mit einem Polizisten, der vor dem Eingang stand.
    »Grappa vom Tageblatt« , sagte ich mit dem Presseausweis in der Hand. »Wer leitet diesen Einsatz

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